Es ist diese etwas unentschlossene Zeit des Jahres, nicht mehr Sommer, noch nicht Herbst. An der Tankstelle unten am Katzenbuckel steht ein älterer Herr mit Anorak, Schiebermütze und Halbschuhen, neben ihm eine junge Frau mit Spagetthi-Top und in FlipFlops. Die Temperaturen geben ihm recht, Sonne und blauer Himmel ihr, und doch liegen sie beide irgendwie falsch, es ist kompliziert.
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Ich bin auf der morgendlichen Wanderung von Mülben in den Reisenbacher Grund gerade richtig angezogen, zumindest auf dem Hinweg. Auf dem Rückweg, immer aufwärts, gerate ich ins Schnaufen, werde unaufmerksam, stolpere über einen eigentlich nicht zu übersehenden dicken Ast und segle im hohen Bogen den Hunden vor die Füße. Im Funkloch natürlich, weit entfernt vom Auto, kurz bricht mir der kalte Schweiß aus, ganz unabhängig vom Wetter. Ja, ich wollte einen Aus-Flug machen, aber doch nicht so. Ich fluche laut, kann aber noch alles bewegen. Immerhin. Selbsternannte Outdoor-Tante, dass ich nicht lache. Naja, Sie wissen schon.
Und so ein blaues Knie ist ja auch was Hübsches, ich werde es in den kommenden Tagen wie eine Trophäe vor mir hertragen und mir eine dramatische Geschichte dazu ausdenken. Vielleicht habe ich ja den Wolf getroffen da unten, und ihn unter Einsatz aller körperlichen Knie-Kräfte in die Flucht geschlagen, irgendsowas in der Art. Dabei ist der Wolf hier im Dreiländereck schon seit ein paar Wochen nicht mehr gesehen worden, aber egal. Ich habe ihn bezwungen, deswegen ist mein Knie jetzt blau, basta.
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Und so wir grade bei den körperlichen Versehrtheiten sind, die das Landleben so mit sich bringt: Ein Huhn war im Garten spazieren. Leider war zeitgleich auch Hund Lieselotte im Garten spazieren, und es kam, wie es kommen musste, eine fröhliche Hatz und viel Geschrei. Das Huhn schrie, der Hund schrie und ich schrie. Die Federn wirbelten wie Flocken von Schnee, quer durchs Gelände rannte und schrie ich, und als der Hund das Huhn eben final gepackt hatte, konnte ich wiederum ihn packen. Leider spielte sich diese Szene inmitten eines gigantischen Brennessel-Gebüschs ab, so daß meine Arme und Beine am Ende aussahen wie ein roter Streuselkuchen. Der Hund war beileidigt, das Huhn gerupft, aber gerettet, also bitte. Arme und Beine juckten noch tagelang.
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Ich war dienstlich im Wald und habe mich über den Stand der Dinge zum Thema Weihnachtsbäume informiert. Das Geschäft brummt quasi schon, Sie sollten sich also eilen, wenn Sie noch einen vernünftigen Baum ergattern wollen. Jedenfalls lotste der freundliche Förster und Christbaum-Betreuer mich nach unserem Gespräch an einen Waldparkplatz, von hier aus finden Sie ja sicher zurück zum Büro! Haha, naja. Erstmal eine kurze Runde mit den Redaktionshunden gedreht, es war zur Mittagszeit, und dabei unverhofft auf ein (Klick!) Kirchlein mitten im Wald gestoßen und wieder was gelernt. Sehr hübsch war das, ich muß da mal wieder hin, mit einer vernünftigen Kamera. Nur erstmal rausfinden, wo um alles in der Welt das eigentlich war.
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Sie habe da ein paar Tomaten über, sagt die freundliche Bekannte im Nachbardorf und drückt mir einen 10-Kilo-schweren Sack voller großer praller roter Früchte in die Hand. Es gibt jetzt also täglich Tomatensalat. Dabei haben wir eigentlich auch eigene Tomaten. Also, zumindest riesige Tomatenpflanzen. Aber, Naja, Sie wissen schon. Bitte fragen Sie uns nicht danach. Auch nicht nach dem Broccoli. Oder nach dem Sellerie.
Danke schön, besonders für’s “Kirchel”.
Nach dem Lesen ein Lächeln im Gesicht – mein Nachmittag ist gerettet.
So soll das sein!
Gerade gelesen … das ist wie ein Ausflug in den Odenwald.
Lieben Dank! Margot
Das freut mich!
Falls Ihre beide Fragen ernst gemeint waren, kann Ihnen geholfen werden.
Das Haus ist das Schützenhaus der Mülbener Sportschützen.
Das Kirchlein ist das „Kirchel am Hebert“ und ist ganz nah am Wanderparkplatz „Steinernes Kreuz“ an der Landstraße von Schwanheim nach Eberbach. Es ranken sich sogar Sagen darum. In der Nähe gibt es auch noch eine uralte Eiche.
https://www.rnz.de/region/neckartal-odenwald_artikel,-Odenwald-von-oben-Kolumbus-hat-die-Hohe-Eiche-wohl-knapp-verpasst-_arid,361075.html
Und der Reihersee, der vor Jahren extra angelegt wurde um die Graureiherkolonie bei Zwingenberg mit Nahrung zu versorgen, ist auch nicht weit.
Sie sehen, auch der Kleine Odenwald hat einiges zu bieten.
Wird denn das Schützenhaus noch genutzt? Und wo ist das Gelände der Schützen? Fragen über Fragen….und an den Reihersee muß ich auch mal, dafür war neulich keine Zeit.
Wie ist das mit den Tomaten?
Mann, nein Frau, könnte die ja auch zu Tomatenmark verarbeiten, einfrieren und im Winter z.B. zu Tomatensoße mit Spätzle und Knackwürsten verarbeiten. Guten Appetit ;-)
Ach ja, die roten Streuselkuch-Arme passen doch wunderbar zu den blauen Wolfs-Knien…
(Menno, bin ich heute wieder nett :-) )
Liebe Grüße
Rolf
;-)
Also ich mach aus meinen Tomaten im Moment jeden Tag mehrere Liter Tomatensosse für den Winter. Man kann sie einfrieren oder einkochen. Selbstgemacht schmeckt das echt klasse im Winter. So echt nach Sommer…. ;-)
Die Tomaten sind großartig, wir denken jeden Tag an Euch!
Sie waren links des Neckars unterwegs?
Ja, bin ich immer mal wieder, zumindest dienstlich. Privat noch zu selten, offenbar!
hihi
einfach wieder herrlich
und zum Schmunzeln
ich hoffe doch dass das Knie nicht mehr so weh tut
und bald wieder heile ist
liebe Grüße
Rosi
Diese Zeit zwischendrin, also der Sommer fast vorbei, den Herbst schon erahnend, das ist mir die liebste. Auch, wenn’s kleidungstechnisch manchmal kompliziert ist, aber da ist dann einfach der Zwiebellook angesagt ;-)
Wilde Wolfsgeschichten und viel Hühnergeschrei und sooo viel Gemüse, da lebt man förmlich mit.
Liebe Grüße aus dem Nachbarlande, C Stern