Du weißt, dass Karfreitag ist, wenn Du in der Morgendämmerung von gräßlich-ratschenden Geräuschen aus dem Bett geworfen wirst. Hund Lieselotte kennt diese Besonderheit des Dorflebens inzwischen, Frollein Leni hingegen guckt empört, man ist ja als griechischer Straßenköter manches gewöhnt, aber sowas doch nicht. Im Dorf sind ratschend, klappernd, singend die (Klick!) Klapperbuben und die Klappermädchen unterwegs.
Eine katholische Tradition am Karfreitag und Karsamstag, die es hier seit Jahrmillionen gab, in vielen Dörfern ausgestorben, bei uns lebt sie noch, ich habe dazu vor Jahren mal hier etwas geschrieben. Falls Sie das interessiert. Die Klapperbuben und Klappermädchen legen täglich so ihre acht bis zehn Kilometer zurück, morgens, mittags, abends, ich habe sie im vergangenen Jahr am frühen Abend im Nachbardorf getroffen, vielleicht wollen Sie sich das nochmal anschauen, wenn Sie mit der Tradition nicht vertraut sind.
Und wenn ich dann schon so früh wach bin, kann ich endlich mal wieder in meinen Lieblingswald gehen, ein märchenhaftes Gelände, in dem ich immer gerne fotografiere, aber schon länger nicht mehr war. Direkt rechts und links vom Weg stehen die riesigen Kiefern und Buchen in einem Blaubeermeer, wie Sandbänke dazwischen dicke runde Moos-Polster, über die man läuft wie über einen aufgeblasenen Veloursteppich. Weit hinein geht das so, dann kommt man an ein ebenso märchenhaftes Bächlein, das sich plätschernd zwischen vermoosten Baumwurzeln und Blaubeerpflanzen hindurchschlängelt. Es ist ein Traum.
Es war ein Traum.
Nichts ist mehr da, wo es war, es ist eine Mischung aus Mondlandschaft und Schlachtfeld, ich fluche unchristlich und bekomme schlechte Laune. Zwischen umgesägten Stämmen, abgerissenen Ästen und Bergen von Zweigen ist kein Durchkommen zum ehemals romantischen Bächlein, ich versuche es an mehreren Stellen, gebe dann aber mit Blick auf die körperliche Unversehrtheit auf. Die Trockenheit, der Käfer, sagen Leute, die es wissen müssen, das alles mag sein, es bricht mir trotzdem das Herz, zumindest vorübergehend. Auch das noch!, stöhne ich vor mich hin und ziehe einen existentialistisch-philosophischen Bogen vom Anblick meines ehemaligen Märchenwaldes zur aktuellen Weltenlage, das ist zwar reichlich dämlich, aber naja, Sie wissen schon.
Wenn Sie über Ostern eine gute Tat tun wollen, bitte sehr, ich wüsste da was. Unser Team vom klitzekleinen Museum im Nachbardorf hat ja vor einiger Zeit einen Film produziert, es geht um eine tragische Geschichte kurz vor Kriegsende in Wagenschwend. Dieser Film ist jetzt für den DigaMus-Award nominiert, Kategorie Kleines Budget, und zusätzlich gibt es einen Publikumspreis. Wenn Sie uns bei dem unterstützen wollen, das wäre fein! Sie folgen einfach (Klick) diesem Link hier auf die Seite des DigaMus-Award, da können Sie rechts oben irgendwo auf ein Sternchen klicken, und schon sind wir dem Publikumspreis ein Stückchen näher. Falls Sie den Film noch nicht kennen, dazu gibt es auf der Seite auch einen Link.
Der Gatte malt gegen das Karfreitagswetter an. Und die Klapperbuben trotzen Kälte und Regen. Ich bewundere beides gleichermaßen.
Schiet wat, „Trockenheit und Käfer“! Wo viel Moos ist, ists nicht trocken! Und ließe man die vom Käfer befallenen Bäume fallen und liegen, würde es auch nicht trocken WERDEN!
Bah, mich macht sie inzwischen wütend, diese Ignoranz!!!
Ach, ist das traurig!!
Glasklare Bächlein, die sich den Hang runterschlängeln gibt‘s zum Glück noch ein paar Kilometer weiter im Seebachtal. Man meint, man wäre in einer anderen Welt. Frisch grün, saftig, üppig bewachsen.
Das sind Alpträume, die sich auch hier in Österreich zeigen. Niedergeholzte Waldstücke lassen einen wütend und traurig werden. Vor allem angesichts dessen, was wir Menschen dazu beitragen. Es wird dagegen angeschrieben, laut protestiert und angekettet – die, die ohnehin reflektieren, brauchen diese Erinnerungen nicht, die anderen scheinen immun gegen diese Zeichen zu sein und ändern in ihrem Verhalten – nichts! Wenn man doch manche Eigenschaften von Menschen einfach wegratschen und -klappern könnte …