Alles wird gut, glauben Sie mir. Also fast alles. Heute hat sich endlich mal wieder die Sonne gezeigt, das ist ja schon mal was. Ausserdem hatte ich frei, musste also auch keine Nachrichten hören oder lesen, das ist ein Zustand höchster Glückseligkeit, zumindest zwischendurch. Im Wald habe ich direkt vor der Haustür einen neuen Weg entdeckt, mal wieder, und mich dabei nicht verlaufen. Stattdessen aber Haareis entdeckt, eine kleine, wunderbare Laune der Natur, die es nur bei ganz bestimmten meteorologischen Konstellationen zu entdecken gibt. Und genau die stimmten heute.

Wie ich da also so vor mich hingehe, sehe ich etwas Weißes an einem toten Ast im Unterholz, ich bin entzückt, parke den aufgedrehten Hund irgendwo am Wegesrand, fummele mir die Handschuhe ab und die Kamera aus der Tasche und schiebe die Brille auf die Stirne, das ist alles ein bißchen aufwändig, aber eben nötig, wenn man aussergewöhnliche Fotos machen möchte.

Ich stelle etwas umständlich die Kamera ein, es gibt da ja hundert Knöpfe zu bedienen, wenn man im manuellen Modus knipsen will, ich stolpere ins Dickicht Richtung Haareis-Ast, ich gehe vor ihm auf die Knie in den nassen kalten Waldmodder, die Hosenbeine werden eisig-feucht, ich richte das Kamera-Display aus, um dann zu erkennen, dass es sich mitnichten um Haareis handelt, sondern um ein olles verrotztes Tempotaschentuch.

Naja, Sie wissen schon.

Aber weil ja alles gut wird, habe ich dann doch noch Haar-Eis entdeckt und geknipst, und wenn Sie noch Näheres zu diesen kleinen Wunderwerken wissen wollen, (Klick!), bitte hier entlang.

Auf dem Rückweg komme ich an einer Schafherde vorbei, die Tiere stehen zwischen den Dörfern auf einer riesigen Wiese. Ganz still stelle ich mich dazu, höre das Blöken der Lämmer, das dunkle Mäh! der Alten, das Schnaufen und Kauen, die Schritte im Gras. Stundenlang könnte ich da stehen, so friedlich, so beruhigend ist das. Fast könnte man meinen, es sei die pure Idylle, hier und überall. Aus irgendwelchen Gründen muß ich an meine Großmutter denken und an ihren Spruch mit dem vorwurfsvollen Unterton Ihr? Ihr habt doch immer nur im tiefen Frieden gelebt.

Am Nachmittag das Allerbeste, ich sagte ja, Alles wird gut. Unserem Junghahn ist offenbar mein letzter Blogbeitrag sauer aufgestoßen, ich hatte ja von seinen mehr oder weniger peinlich-kläglichen Versuchen berichtet, das Krähen zu lernen. Das ließ ihm wohl keine Ruhe, er übt und übt seitdem im Minutentakt, das geht von morgens halb Fünf bis in die Abenddämmerung, er übt und übt, und heute ist nun das erste mal etwas zu hören, das schon deutlich an einen Hahnenschrei erinnert. Ich habe das mal für Sie im Video festgehalten, ich meine, der Film hat das Zeug zu einem Blockbuster.

9 Kommentare zu “Alles wird gut.”

  1. Vielen herzlichen Dank für die wunderschönen Bilder und die immer wieder den Wissenhorizont erweiternden “Klicks”! Wer den Blog nicht liest, pflegt seine/ihre Bildungslücken.

    1. Applaus. Das wirkte zumindest bei Manfred, dem Hahn einer Freundin. Nach anfänglicher Irritation funktionierte das wie Klickern beim Hund :o)

  2. Toll, bin jedesmal begeistert von den klug und witzig geschriebenen Geschichten und den wunderbaren Fotos ….

  3. Mit der Musikuntermalung: Das Video kann ein Blockbuster werden. Ein bisschen Techno-Rhythm darunter und ein ordentlicher Bandname, “Jo-Hahn and the Krähchicks” vielleicht, auf 3:30 Minuten aufblasen, YouTube-Channel aufmachen für Jo-Hahn, und das Ding geht viral, I swear, sis!

    Im Übrigen:
    > einen neuen Weg entdeckt, mal wieder, und mich dabei nicht verlaufen
    Glückwunsch! Gelingt mir selten. Aber mein Orientierungssinn in großen Gebäuden ist noch schlechter als der im Gelände.

  4. Ein sehr fleißiges und vor allem hübsches Hähnchen hast du da :D Vielen Dank für die Bilder, die Infos zum Haareis und den Alles-wird-gut-Optimismus. Den habe ich heute gebraucht.
    Viele Grüße,
    Birgit

  5. Herzlichen Dank für den fröhlichen Kräh-Beitrag. Mögen Sie immer wieder zurückfinden auf Ihren Wegen und zu Ihren goldenen Humor. Liebe Grüsse
    Heidi

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