Ich habe hier jüngst mal wieder ein paar Dinge erlebt, die durchaus bemerkenswert waren. Es gibt ja dafür eigentlich die Rubrik Was schön war, aber in diesem Fall waren die Erlebnisse nicht schön. Allerdings auch nicht un-schön. Aber eben doch bemerkenswert. Naja, Sie wissen schon.

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Anstehen an der Fleisch- und Käsetheke im Supermarkt. Die ältere Kundin vor mir hat ein Äuglein auf den gigantischen Rollbraten in der Auslage geworfen, will aber vor dem Erwerb wissen, mit was er wohl gefüllt sei. Die Fachverkäuferin hebt den Drei-Kilo-Rollbraten aus der Theke, sie nimmt ihn wie einen Säugling in den Arm und fährt dann mit dem spitzen Zeigenfinger und dem ebenso spitzen Fingernagel tief in die hintere Öffnung des armen Rollbratens. Sie dreht und pult, und bringt mit Finger und Fingernagel einen Klumpen Füllung ans Tageslicht und spricht: Zwiwwel un’ Worschtbrät.

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Spät abends noch eine Hunderunde über die stockfinsteren Felder. Auf dem Rückweg am Feldrand springt aus dem Gebüsch eine schwarze Gestalt auf mich zu und brüllt furchterregend Uuuuaaaaarrrgh! Ich bekomme fast einen Herzinfarkt Ich bleibe zumindest mal stehen. Noch im Sprung, quasi halb in der Luft, dreht sich die Gestalt, oder sie versucht es zumindest und ruft, wörtlich, Scheiße!, oh Scheiße!, ich wollte meinen Bruder erschrecken, nicht SIE!! Das tut mir so leid! Die Worte des Bedauerns gehen ein bisschen unter, denn Hund Lieselotte bellt wie wild, wer wollte es ihr verdenken. Lieselotte bellt, und der junge Kerl ist untröstlich, und wenn es nicht stockfinstere Nacht wäre, würde man seine Birne vermutlich dunkelrot leuchten sehen. Ich selber finde das alles erstaunlicherweise natürlich sehr lustig, aber ein bisschen tut er mir auch leid, denn er wird ob der Peinlichkeit kein Auge zutun in dieser Nacht. Große-Jungens-Scherze auf dem Land. Naja, Sie wissen schon.

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Ich war heute arbeiten, Samstag hin oder her, das war nicht schön, aber auch nicht schlimm, ich musste mein Büro an Kollegen ausleihen, also alles anschalten, einweisen, dann Leine ziehen. Die Zeit habe ich mit der neuen Kamera und dem Hund auf den matschig-grauen Feldern verbracht, das war nun wieder ausgesprochen schön. Trotz Wetter. Ein bisschen rumknipsen und ausprobieren und dem Tag beim Dämmern zuschauen und den Schäfchen beim Spielen und Ruhen. Sehr schön war das, geradezu grandios. Ich kann Ihnen das sehr empfehlen, wenn Sie dieser Tage zufällig irgendwo eine Schafherde sehen, einfach mal dazusetzen und glotzen, es gibt fast nichts, was eine Seele mehr beruhigt.

14 Kommentare zu “Was bemerkenswert war.”

  1. Sehr bemerkenswert! Was einem alles passieren kann. Oo
    Die Schaf Fotos sind wunderbar! Ich liebe es Schafe und Kühe auf der Weide zu beobachten! Gibt es hier sogar noch.
    Liebe Adventsgrüße
    Nina

  2. War Frau Lieselotte mit bei dem Schafen. Unser 40kg-Hund hat panische Angst vor Schafen, weil die immer so in Massen auftreten ?. Habt ihr Wölfe im Odenwald? Bei uns wandern einzelne Wölfe immer wieder mal durch die Gegend und holen sich das ein oder andere schlecht geschützte Schaf … was den Wolf wieder unsympathisch macht, leider! (Meine Gedanken bei Schafherden!)

    1. Bisher keine ernstzunehmenden Wolfs-Meldungen. Und Lieselotte als 150prozentige Jagdhündin würde die Schafe wohl scheuchen nach kurzer Aufwärm-Phase….

  3. Auch ohne Hund im Moment: Durch Matsch strampeln und dann einen Tee trinken, das ist Herbst! Euch wünsche ich einen schönen dritten Advent, mit Füße hoch und so.
    Hab mich übrigens mehrfach bei Twitter gegen Hatespeech und Rechts gemeldet. Rate mal, wer seit vorhin gesperrt ist.

  4. @Franziska

    “Hab mich übrigens mehrfach bei Twitter gegen Hatespeech und Rechts gemeldet. Rate mal, wer seit vorhin gesperrt ist.”

    Wundert Sie das?

    Wenn es keinen anderen zwingenden Grund gibt, verzichten Sie leiber auf die Datenkrake Twitter, bei der man sich ohnehin nur wie hier der Willkür privater Unternehmen um den Preis seiner Daten unterwirft mit dem Ergebnis Null.

    IMHO ist das meist ähnlicher Zeitdiebstahl wie andere Messenger und wenn es schon so etwas sein muss, dann böte sich eher Mastodon als Open Source an. Das hat natürlich noch nicht und auch später wahrscheinlich nie die Reichweite wie Twitter, dafür ist da wenigstens die Quellenlage sauber.

    Stattdessen erfreut man sich doch lieber an den schönen Aufnahmen hier und den immer wieder tollen Texten, die sehr oft einen in sich gehenden geistigen Tiefgang zur Folge haben.

    An die Autorin: Das erste Foto des leeren Feldes finde ich am interessantesten. Die Schäfchenbilder mit den körnigen Hintergründen und der minimalen Schärfentiefe wirken dagegen bereits wieder wie einer anderen Ära der Fotografie entlehnt – im ersten Moment dachte ich an eine Praktica mit 50mm;-)

    1. Ich bin tatsächlich ein großer Twitter-Fan und habe da schon sehr viele bereichernde Beziehungen knüpfen können…. aber die Einwände sind natürlich berechtigt. Ansonsten: 50mm war schon richtig, aber eine Nikon.

      1. @LandLebenBlog: Meistens geht es mir auch so. Nach ein paar Monaten des “Schnupperns”, haben sich einige nette Kontakte entwickelt.

  5. Uah (Rollbraten)
    Hihi (Bruder)
    Ohhhhh schön (Schafe)
    In der Reihenfolge. Und ich hab wohl so gequiekt, dass ich die Rollbratenstory vorlesen musste
    Liebe Grüße
    Ilka

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