Ist ja schön, dass ich hier für die treue Leserschaft dauernd mehr oder weniger langweilige schlaue Geschichten schreibe, aber eigentlich war ich doch wegen etwas ganz anderem aufs Land gezogen. Nicht zum Geschichten-Erzählen. Sondern für Ackerbau und Viehzucht.

Es gab in den Anfangsjahren dafür sogar eigene Blog-Rubriken, Blaumanns Erzählungen und 1. FC Huhn. Ernte- und Zuchterfolge sind aber inzwischen so selbstverständlich geworden (hust), dass insbesondere der Blaumann hier vernachlässigt wurde. Das muss sich ändern. Also bitte. Wozu bin ich schließlich Landfrau?

Jedenfalls beginnt jetzt die angeblich schönste Zeit des Jahres im Leben einer Landfrau. Die Ernte. Dass eigentlich ausschließlich der Gatte für den Ackerbau zuständig ist, verschweigen wir an dieser Stelle, obwohl es dann deutlich einfacher wäre, auch die Misserfolge ihm in die Schuhe zu schieben. Und Misserfolge, von denen haben wir genug in diesen Trockenjahren. Oder wir stellen uns immernoch zu blöd an, das ist auch im Bereich des Möglichen. Naja, Sie wissen schon.

Geos Die Idee, die Erbsen in das niegelnagelneue Hochbeet zu pflanzen, die war zum Beispiel schon mal nicht sooo der Brüller. Die Pflanzen wuchsen und wuchsen, sie überwucherten bald das ganze arme Hochbeet und am Schluss die halbe Terrasse, es war überhaupt nur noch mit der Machete durchzukommen, sodass ich gestern mit einem gigantischen Korb zur Ernte schritt.

Nachdem ich mich also unter Einsatz meiner körperlichen Unversehrtheit durch Massen von Erbsenlaub gekämpft hatte, stellte sich heraus, dass es drei Kategorien von Erbsenpflanzen gab: die Mega-Brüller (mit zwei Schoten á acht Erbsen pro anderthalb Meter langer Pflanze), die etwas Zurückhaltenden (mit einer Schote pro Wucherpflanze), und die Nieten (mit gar keiner Schote pro Pflanze). So landeten im Erntekorb schlussendlich etwa 34 Erbsen, vielleicht waren es auch 37, aber immerhin, besser als gar nichts.

Ausgerechnet Radicchio unter den Erbsendschungel zu pflanzen, war jetzt auch nicht so der Hammer, aber nach der Erbsenernte hat der jetzt auch endlich Luft und Licht; und wenn wir noch ein, zwei Jahre warten, erholt er sich vielleicht auch wieder.

Wenn ich groß bin, werde ich ein Radicchio. Oder auch nicht.

Auch das zweite Hochbeet ist in der Gewalt irgendeines Kohl-Monsters, leider hat Geo haben wir vergessen, um was genau es sich hier handelt. Von einer potentiellen Ernte ist noch nichts zu sehen, aber es schmeckt. Zumindest den Raupen und dem Kohlweißling.

Die Knoblauchernte war tatsächlich sensationell, so sehr, dass ich vor lauter Begeisterung kein Foto gemacht habe. Dicke, fette Knollen. Der Salat im Gemüsegarten ist schön grün und groß, die Tomaten hingegen grün und klein. Freilandzucht in Badisch-Sibirien, das wird wohl nix.

Aber die Kartoffeln, die werden. Bloß wie, fragt sich nach einer ersten Probeernte. Wenn es stimmt, dass die dümmsten Bauern die größten Kartoffeln ernten, müssen wir hochintelligent sein. Geradezu beängstigend intelligent. So schlau, dass es schon wehtut.

Kirschen und Äpfel: bisher Fehlanzeige. Walnüsse: naja. Dafür macht sich der Mangold.

Und der Phlox, der ist eine Wucht. Morgens bläulich, mittags knalle violett, eine wahre Augenweide. Nur essen kann man den leider nicht. Naja. Man kann nicht alles haben.

Alle Fotos mit dem ollen Händi geknipst. Ich war zu faul für die große Kamera.

PS. Der Gatte droht, den Deutschen Presserat einzuschalten, wenn ich nicht augenblicklich doch noch ein Foto von seinem Knoblauch mache und hier zeige. Zwei Zöpfe aus dicken Knollen hat er geflochten, und die sind wirklich großartig. So sei es, und so bleibe es, bis in Ewigkeit, Amen.

5 Kommentare zu “Blaumanns Erzählungen.”

  1. Hi. Also erstmal: Phloxblüten sind tatsächlich essbar, lecker im Salat und als Dekor auf Kuchen und Süßes. Also …
    Und kleine Kartoffeln schmecken viel besser als dicke! Seht sie als Delikatesse, für die Ihr sonst viel Geld bezahlen müsstet. Und bei dem Wassermangel dieses Jahr bleiben bestimmt nicht nur Eure Kartoffeln klein.
    Die Erpsen sind Euch wohl vor lauter guten Nährstoffen in s Kraut geschossen, aber mit denen hab ich auch nicht so wirklich Erfolg.
    Ach, so ist das halt… Aber macht doch auch Spass, selbst bei diesem Extremsommer, wenn man wenigstens etwas Ernten kann. Oder dafür Mal mehr Schmetterlinge hat.
    Weiterhin viel Erfolg trotzdem ?
    Liebe Grüße
    Nina

    1. Oooohhkeee…Phloxblüten werde ich also in den nächsten Salat tun. Ich bin ja für Experimente immer zu haben. Danke für den Tipp!!

  2. Herrlich zu lesen, ich habe Tränen gelacht.
    Und ganz ähnliche Erneerlebnisse ?
    Grüße …
    Susann

  3. Hallo meine liebste Eierfrau, du kannst doch nicht Erbsen und Bohnen in ein frisch gefülltes Hochbeet legen ;-) Du weisst doch, dass diese Beiden die Erde düngen wollen ;-), die Kartoffeln werden noch, wirst sehen und naja den Kohl hättest halt mit Netzen abdecken sollen :-( Wegen der Tomaten: die gehen im Freiland super, wir haben schon einige geerntet, kommt halt auf die Sorte an ;-) Und Phlox, ja den hät’ ich auch gerne, habsch net, haben die Mäuse oder sonstwer gefressen. Du siehst, der ist essbar, kann man wunderbar kandieren für Kuchen oder Torte. Da gibts n Buch über Blüten, was man damit alles machen kann. Kannst Dir mal anschauen. Logisch, dass ich das habe …..Mein Radicchio sähe ich jetzt erst aus, hab grad mal wieder etwas Platz dafür….

  4. Hach, wenn sie nicht so weit weg wären, tät ich Ihnen einen Eimer Tomaten vor die Tür stellen.
    Himbeeren sind eine dankbare Anfängerpflanze.
    Kartoffeln hatte ich heuer in alten Autoreifen – klappt super.
    LG
    Martina

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