Wir haben es heute tatsächlich gewagt, am helllichten Tag und für zwei Stündchen das Haus und den Garten zu verlassen, und damit die neuen Ziegen und die angeblich ausbruchssicheren Gehege-Zäune (hier müssen Sie  sich ein Schenkelklopf-Geräusch vorstellen) ihrem jeweiligen Schicksal zu überlassen.

Falls Sie nun auf eine tierische Pointe hoffen, umgeworfene Zäune, zerstörte Rosenbeete, zerfledderter Salat all over the place und die totale Anarchie auf der Terrasse, – falls Sie das also erwarten, muss ich Sie leider enttäuschen. Als wir wiederkamen: tiefer Friede, leise meckernde und mümmelnde Ziegen, Zäune ganz, alle glücklich, alles paletti. Also bitte, geht doch.

Dafür haben wir etwas ganz Wunderbares erlebt, das geradezu danach schreit, nachgemacht zu werden. Am besten da, wo Sie wohnen. Wir waren ein paar Dörfer weiter zum Mittagessen, mit 40 uns wildfremden Menschen.

Alles mit dem Händi geknipst. Naja.

Einmal im Monat treffen sich hier im evangelischen Gemeindehaus Alleinstehende und Paare, alle Altersklassen, Menschen mit viel Geld, und solche, die sich ein feudales Mahl nicht einfach leisten können. Sie essen zusammen, kommen ins Gespräch, reden, hören zu.

Neben mir saß eine holländische Dame, die zwei Drittel ihres Lebens auf einem feinen Schiff verbracht hat und quer durch alle Weltenmeere geschippert ist und dort für Gotteslohn gearbeitet hat. Bei der Essensausgabe kam ich mit einer anderen ins Gespräch, die viele Jahre in Indien gelebt hat. Solche Leute trifft man ja hierzulande nun auch nicht alle Tage, es war alles durchaus spannend. Rentner waren da, und junge Leute, es war ein Gerede und Gelache, zwei Stunden lang.

Wer nun beim Begriff Essensausgabe an Gulaschkanone oder Erbsensuppe denkt, liegt dabei völlig falsch. Das Vorbereitungsteam stellt die monatlichen Treffen unter ein Motto, und diesmal war Italien dran. Wenn die Italiener schon nicht bei der WM mitmachen dürfen, sollen sie doch wenigstens einen Mittag lang im Mittelpunkt stehen, in einem Dorf bei Mosbach im Odenwald.

Also italienisch: Gegrilltes Gemüse, gefüllte Auberginen, Risotto mit Spargel, Spagetti mit Pesto, mit Garnelen und a la Carbonara. Außerdem noch selbstgemachte Canneloni.  Alles home-made, logisch, alles ausgesprochen lecker.

 

Hinterher noch eine Süßspeise aus dem Himmel, wären die Schälchen größer gewesen, ich hätte mich direkt hineingelegt, ich kenne ja bei sowas gar nix.

Die Menschen miteinander ins Gespräch bringen beim gemeinsamen Essen, das ist das Ziel. Und es funktioniert ganz offenbar. Am Ende gibt jeder, was er geben kann und mag, es steht eine kleine Spendenbox am Ausgang, und das Geld reicht schlußendlich nicht nur, um die Einkäufe für die nächste Tischgemeinschaft zu besorgen, sondern am Jahresende auch noch für eine dicke Überweisung an ein Hilfsprojekt, irgendwo da draußen in der Welt.

Schon Tage vor dem monatlichen Essen sind die freiwilligen Helfer mit Vorbereitungen beschäftigt, sie kaufen ein und studieren Rezepte, schnippeln und putzen, kochen und braten, schleppen Getränke herbei. Wenn die letzten Gäste dann weg sind, verabschiedet in den Sonntag, dann geht es weiter mit Aufräumen und Spülen und Abtrocknen, Besteck, Geschirr und Gläser immerhin für 40 Leute.

Langer Rede kurzer Sinn: Sie sollten da mal hin. Jetzt ist Sommerpause, aber im September geht es wieder los, und Näheres können Sie bestimmt (klick!) hier erfahren. Auf jeden Fall geht nix ohne Anmeldung, von wegen Die Letzten werden die Ersten sein, so steht das ja schon in der Bibel, aber nee, nee, die Nachfrage ist riesengroß, und wer zuerst kommt, isst zuerst.

Oder noch besser: Sie machen das nach. Da, wo Sie sind. Menschen bei einem guten Essen miteinander ins Gespräch bringen, ist ja immer eine coole Sache.

 

 

 

3 Kommentare zu “Tischgemeinschaft.”

  1. Da bin ich glaub ich im falschen Fleck gelandet. Einöde pur! Muss mal demnächst einen Abstecher in den Odenwald machen.

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