Dienstag ist Freitag, überhaupt ist das eine Woche voller Frei-Tage, und ich verbringe einen Gutteil davon natürlich, logo, irgendwo zwischen Unterholz und Aussichtspunkten. Heute in der Ecke bei Waldauerbach, die Kenner kennen das. Knallgelb hier, wild-wolkig da, ich musste da mal wieder ein bisschen herumknipsen. Aber ich bin nicht nass geworden, immerhin.

Mitten in irgendeinem Wald höre ich ganz in der Ferne die Sirenen, wie sie an- und abschwellen, Himmel nochmal, was ist da jetzt wieder passiert, oh weh, oh weh, sage ich zu den Hunden, die glotzen nur blöde, aber man macht sich halt so seine Sorgen. Am Nachmittag lese ich im Polizeibericht nach: ein Unfall ganz in der Nähe, ein Überholmanöver auf der Landstraße, und am Ende sind drei Menschen schwer-, vier leichtverletzt.

Ich denke an die vielen Männer und Frauen aus unserem und den umliegenden Dörfern, die zu diesem Einsatz mussten, ehrenamtlich, auf eine Art Trümmerfeld aus verbogenem Metall und jeder Menge Blut und Scherben. Viele davon kenne ich inzwischen. Und ich denke auch an die Leute von der Psychosozialen Notfallversorgung, die bei solchen Unfällen oft auch ranmüssen, genauso ehrenamtlich.

Die Erste Hilfe für die Seele hat inzwischen den lang ersehnten eigenen Einsatzwagen, ich hatte dafür vor einiger Zeit auch (Klick!) hier auf dem Blog Werbung gemacht. Einen Gebrauchten natürlich, der aber auch noch allerlei fürs Innenleben brauchte. Das alles mussten die aus Spenden finanzieren. Zusammengekommen sind auf Spendenbasis bisher (bitte halten Sie sich fest) knapp 30.000 Euro. Dreißig. Tausend.

Danke!, Danke!, Danke! an alle Blog-Leserinnen und Leser, die sich da beteiligt haben, ich glaube, es waren jede Menge! Himmel nochmal, wie super ist das denn bitte? Ihr seid alle großartig!! Und ich freue mich wie Bolle!

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Da parke ich neulich an einem Wanderparkplatz, nur ein einziges anderes Auto steht da, mit einem Rollstuhl-Aufkleber auf der Heckscheibe. Ich lasse die Hunde aus meinem Wagen springen und gehe die ersten Schritte in den Waldweg, als ich etwas entfernt eine Frau sehe, die mir entgegenkommt. Sie geht an zwei Krücken und hat einen vergleichsweise großen Hund dabei.

Sie ruft Können Sie bitte einen Moment warten?, ich kann den Hund nicht halten, ich brülle zurück Kein Problem, ich packe die Hunde nochmal zurück ins Auto. So machen wir das, und zwei, drei Minuten später hat sie auf Krücken und mit dem großen Hund den Parkplatz erreicht. Sie bedankt sich überschwänglich, Danke, dass Sie jetzt da so nett waren, und Rücksicht genommen haben, also wirklich, also nein, tausend Dank, sie ist ganz außer sich. Geht mir natürlich erstmal runter wie Öl, so viel Lob und so viel Dankbarkeit. Wir plaudern noch ein bisschen, dann verabschieden wir uns.

Als sie mit ihrem Hund davonfährt, winken wir, dann starte ich meine Waldrunde also aufs Neue, Hunde wieder aus dem Auto, losmarschiert. Nach einer Weile denke ich Ja, Himmel nochmal!, ist das tatsächlich so was Ungewöhnliches, wenn man mal Rücksicht nimmt? Wenn man mal nett ist? Ja, ist denn das zu glauben?

Das wiederum erinnert mich an einen Artikel im Spiegel, in dem es darum geht, wie glücklich uns die klitzekleinen, flüchtigen Begegnungen machen, diese Freundlichkeiten am Wegesrande, wie winzige Sternschnuppen. Ich habe das mit großem Interesse gelesen, das sollten Sie auch tun und sich dann Ihren Teil denken. Oder sich was vornehmen, für die Zukunft. Wobei ich natürlich, selbstredend, davon ausgehe, dass Sie allesamt zum Team #RadikaleFreundlichkeit gehören, so wie ich, meistens zumindest. Also bitte, zu dem Artikel (Klick!, Geschenklink) hier entlang, und jetzt gebe ich Ruhe.

Naja, Sie wissen schon.

3 Kommentare zu “Himmel nochmal!”

  1. Team#RadikaleFreundlichkeit — dem schließe ich mich sofort an und gebe es auch gerne weiter — merci vielmals!

  2. Ja, die kleinen Momente mit Menschen! Hatte ich eben auch – beim Spazierengehen. Eine Frau sprach mich an, deutete auf die Wegemarkierung des Weitwanderwegs E1, der von Skandinavien bis ans Mittelmeer führt. Sympathisch sah sie aus, aber auch ein bisschen wild: strubbelige Haare, ein Zahn fehlte.

    Sie erzählte mir, dass sie einmal beim Sapzieren eine Dame kennengelernt hatte, die den ganzen Weg gelaufen sei.
    „Und ich habe verpasst, einfach mitzugehen“, empörte sie sich über sich selbst.
    Denn – das wäre es gewesen.

    Ich konnte sie gut verstehen. Besonders an einem frühsommerlichen Frühlingstag wie heute. Und in Zeiten wie diesen. Einen Rucksack vollpacken, loslaufen. Weg.

  3. „ Sie können den Artikel leider nicht mehr aufrufen. Der Link, der Ihnen geschickt wurde, ist entweder älter als 30 Tage oder der Artikel wurde bereits 10 Mal geöffnet.“ Pech gehabt.

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