Ja, es sind schwierige Zeiten, und manchmal frage ich mich ernsthaft Wozu das alles? Ich bin nicht der Typ Mensch, der schnell verzweifelt, aber die aktuelle Lage bringt mich mitunter an meine Grenze. Ich meine, man muß sich das vorstellen: wir hegen und pflegen die acht Hennen und den Hahn, als wäre es unser eigen Fleisch und Blut, wir stopfen seit Jahren für teuer Geld oben das Futter rein, und unten raus kommt: wochenlang nichts. Zumindest nichts, was für uns verwertbar oder von Interesse wäre.
Eigentlich ist es jedes Jahr dasselbe: gegen Ende des Jahres die Mauser, dann die Müdigkeit oder wasweißich, jedenfalls kommt irgendwann zuverlässig kaum noch ein Ei hinten raus, aber in diesem Jahr ist es besonders schlimm. 2024 kann also auch so gesehen weg, ein Katastrophenjahr, auch eiertechnisch.
Ich musste neulich ja sogar schon in den Supermarkt, heimlich Eier kaufen, wie peinlich war das bitte. Diese Schmach will der Gatte nicht nochmal über sich ergehen lassen, also richtet er sich beim Kuchenbacken jetzt doch wieder nach dem output der Hennen, aber das ist ein Hochrisiko-Spiel.
Ich backe jetzt einen Kuchen, ruft er dann, mit der wilden Entschlossenheit aller selbsternannten Selbstversorger mischt er sämtliche Zutaten in einer großen Schüssel, – bis auf die Eier. Dann geht er in den Stall, wo ihn aus den Legenestern die große Leere anlacht. Also geht er eine Stunde später wieder runter, noch eine Stunde nochmal und noch eine weitere Stunde später erneut, immer lacht die große Leere, während die bereits vermengten Zutaten in der Rührschüssel langsam Staub und Schimmel ansetzen. Dass mein Gatte den Hennen nicht eigenhändig ein Ei aus dem Hinterteil pult, ist gerade alles, aber da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.
So gesehen kann ja alles eigentlich nur besser werden, in der Welt, in der Politik, im Hühnerstall und in den Legenestern.
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Im Übrigen möchte ich Sie noch darauf hinweisen, dass demnächst Heiligabend ist, und wenn Sie sich noch einen Weihnachtsbaum sichern wollen, sollten Sie schnell zugreifen. Wir leben hier ja in einem der großen Zentren des deutschen Christbaum-Anbaus, und ich darf Ihnen sagen: Das Geschäft läuft bereits seit Wochen auf Hochtouren.
Schwankende Berge aus Weihnachtsbäumen brummen über die Dorfstraße an unseren Fenstern vorbei, in den Plantagen kreischen die Sägen, und an zentralen Stellen stehen gefühlt die ersten drölfzighundert verpackten Weihnachtstannen. Mir ist zugegebenermaßen noch nicht ganz klar, wer sich bereits Mitte November einen Weihnachtsbaum kauft, aber das werde ich auch noch rausfinden. Vielleicht gehen die November-Christbäume auch alle nach Übersee, denkbar ist vieles. Jedenfalls sollten Sie das im Blick haben, das hier ist ja auch so eine Art Service-Blog, – und nicht, dass es hinterher heißt, Sie hätten von nichts gewußt, wenn Sie zum Heiligabend keinen Baum mehr abbekommen. Ich sags ja nur.
Ich lese Ihre unterhaltsamen Beiträge immer sehr gerne. Was die Eier angeht, kann ich mich erinnern, dass meine Oma in der kalten Jahreszeit auch nie welche hatte 🤷🏽♀️ Lg
Keine Sorge wegen des Baums. Ich wohne am Waldrand und habe ein Beil.
Na gut: In Wirklichkeit wird’s wieder mein 35-cm-Plastikbäumchen mit den bunten LEDs. Die gute alte Tradition des Christbaumstehlens übt sowieso niemand mehr aus. Ach, diese Jugend von heute …
…ich hab ja diesem Kerl in Amerika echt viel zugetraut, aber das er sogar unsere deutschen Hühner so derart verunsichert: alle ⚠️
In den Vor- und Nachkriegsjahren war es im Odenwald usus, dass „man“ einen Weihnachtsbaum klaute, das war „Sport“ Christbaumkulturen – ?? und die Mauser hatten die Hühner auch, da holte Mutter die Eier aus dem „Wasserglas“ (Natronwasserglas). Wer kennt das noch?
In den Vor- und Nachkriegsjahren war es usus, ich sag‘ mal „Sport“, dass man de Weihnachtsbaum klaute. Christbaumkulturen…Fragezeichen! Und wenn der Baum, der nächtens abgeholzt wurde, am nächsten Tag nicht schön genug war, dann „auf ein Neues“!
Und damals hatten auch die Hühner ihre Mauser, Mutter hatte aber Eierreserve im Wasserglas (Natronwasserglas). Heut‘ nich mehr nötig -siehe Edeka, Aldi, Lidl usw.
Heutzutage haben die Hühner in der Bodenhaltung halt zuverlässig ihre 23h Tage unter Kunstlicht und legen das ganze Jahr und noch ein wenig mehr und die Christbäume gehen wahrscheinlich wirklich nach Asien. China kauft alles, auch Rundholz in Containern.
In meiner Kindheit wurde bei den Hühnern der Lebenskreislauf strikt eingehalten. Wir waren 5 Kinder und hatten zu Beginn 5 Hühner und einen Hahn. In der ersten Generation hatten alle Hühner einen Namen und wurden von uns Kindern heiß geliebt. Mein jüngster Bruder hat sich einmal mit 2 Jahren in das Gehege gesetzt und mit den Hühnern brüderlich Regenwürmer geteilt.
Die erste Generation musste Eier legen, aber dann auch irgendwann Eier ausbrüten. Der Nachwuchs wurde dann jeweils in diesen Kreislauf eingereiht. Die Namenlosen wurden dann zu gegebener Zeit auch geschlachtet und sonntags gegessen. Die ersten fünf und der Hahn durften alle an Altersschwäche sterben, wir Kinder hätten NIE erlaubt, dass unser Vater eines schlachtet.
Danke für diesen wunderbaren Artikel. Es hilft, in Eier-Überschusszeiten einen Topf mit Wasserglas anzusetzen und darin übrige Eier haltbar zu machen – die gehen wunderbar für Spätzle und Kuchen. Lg!