Es ist der Fünfte des Monats, also wmdedgt-Tag. WasMachstDuEigentlichDenGanzenTag?, fragt die freundliche Nachbarbloggerin in die Runde, und ich frage mich das auch.

Morgenritual: Kaffee trinken, Stille im Haus genießen, Hühnerstall öffnen und Futtereimer rausholen. Ich füttere doch nicht zehn Stunden am Tag hunderte von dahergelaufenen Spatzen durch, während die Hühner im Gelände unterwegs sind. So weit kommts noch. Ich habe das jahrelang gemacht, da war das Hühnerfutter noch halbwegs zu bezahlen, inzwischen steigen die Preise fast monatlich, und die Hühner fressen mir die Haare vom Kopf, da müssen das nicht auch noch die Spatzen tun. Die Sorgen einer selbsternannten Landpomeranze.

Auf dem Weg zur Arbeit Hunderunde im Grünen, dann ins Büro. Das Thermometer auf dem Schreibtisch zeigt stickige 28 Grad, der große Technikschrank seufzt und stöhnt, der Ventilator schafft nur wenig Abhilfe.

Keine Termine im Kalender, aber auf dem Zettel Themen und Ideen. Ich befasse mich mit amerikanischen Langstreckenraketen, mit Frauenhäusern und Bezahlkarten, mit Open-Air-Kino und Rebhühnern, mit einer Sternwarte und einem Würzbüschelworkshop. Es ist eine etwas eigenwillige Mischung, zugegeben, liegt aber in der Natur der Dinge, wenn man Feld-Wald-Wiesen-Korrespondentin ist.

Das alles ist nur mäßig von Erfolg gekrönt, auf schriftliche Anfragen bekomme ich schriftliche Antworten, die von Sommer, Sonne, Urlaubszeit erzählen. Ich bin bis zum achtunddrölftzigsten August nicht im Büro, Ihre Mail wird nicht weitergeleitet, und jetzt weiß ich auch nicht weiter. Aber schön zu wissen, dass so viele Menschen Ferien machen, es sei ihnen gegönnt. Ich winke verzweifelt aus dem Sommerloch.

Beim spontanen Kaffee in der ebenso spontanen Mittagspause sitzen wir unter Kastanien im Schatten, die Sonne blitzt durch die Blätter und wirft flackernde Schatten auf den Boden, es ist alles ausgeprochen idyllisch, und wir sprechen über Stalin, Chruschtschow, Putin, über den alten, kalten Krieg und all die jungen, neuen Kriege, deren seismisches Zittern und Rumpeln bis hierher ins Odenwälder Städtchen spürbar sind, jeden Tag. Aber auch über Reisen und Hochzeiten sprechen wir, das sind sehr schöne, angenehme Themen, und es ist wieder thematisch diese eigenwillige Mischung, aber vielleicht sind das Leben und die Welt derzeit einfach so.

Nochmal an die Bundesbauministerin gedacht, und an ihren supidupi Plan, die Großstädter zum Umzug aufs Land zu bewegen, weil da so viele Häuser leerstehen. Frei nach Radio Eriwan: Im Prinzip ja, aber… dazu in der Mediathek (Klick!) dieses aktuelle Video aus dem hier-um-die-Ecke-Adelsheim geschaut, das eine Kollegin gemacht hat, gleich am Anfang der Sendung.

Auch der zweite Teil des Arbeitstages gestaltet sich zäh wie viel zu süßer Sirup, niemand erreichbar, nichts gelingt, und im Büro wird es immer noch wärmer, die Technik schnauft, ich schnaufe auch. Der Bürohund legt sich auf die kühlen Fliesen der Büroküche, vielleicht sollte ich das auch mal machen.

Im Städtchen wird ein Mann vermisst, seit ein paar Tagen schon, lange kreist der Polizeihubschrauber über der Gegend. Für die Angehörigen ein Albtraum, für uns eine kurze Meldung. Dann Feierabend.

Puh.

Jetzt Abendprogramm. Nochmal in den Wald, Gedanken ordnen. Den Hühnern das Futter wieder reinhängen. Hunde füttern, im Garten Salat pflücken und zubereiten. Und vielleicht ein Spiegelei, direkt aus dem Stall. Landleben halt.

Und der Gatte bloggt.