Socken suchen.

Es ist ein neuer Hund im Haus, Frau Dr. Margot Wichtig, Freunde dürfen auch Cara zu ihr sagen. Cara wie Meine Liebe auf italienisch. Der Mann ist ja sowas wie Wahlitaliener, naja.

Frau Dr. Margot Wichtig ist ein ehemaliger Straßenköter, so eine Art Fußhupe, von der Größe her, aber durch und durch herzig. Bisher zumindest. Mal abwarten, solche Hunde sind ja mitunter Wundertüten.

Jedenfalls gehört es zu Frau Margots Lieblingsbeschäftigungen, olle Socken aus dem Wäschekorb zu klauen und weiträumig im Haus zu verteilen. Falls Sie also mal bei uns spontan zu Besuch kommen, und irgendwo, unter dem Esstisch oder auf dem Sofa, eine olle dreckige Socke liegt (oder mehrere), dann wissen Sie bescheid. Wir sagen dann einfach So ist das halt auf dem Lande, und tun so, als seien dreckige Socken im Esszimmer das Normalste der Welt.

Margot buddelt auch im Garten, sie tut auch das äußerst gewissenhaft und wichtig, heute ist mein Geo ihr mal hinterhergeschlichen und hat dann später mit einer Schaufel aus-gebuddelt, was sie ein-gebuddelt hatte, nur mal so aus Interesse. Jeweils ein Paar Socken. Vielleicht schreibe ich ja doch früher oder später mal ein Buch mit Hundegeschichten, Arbeitstitel: Wer keine Sorgen hat, der macht sich welche.

A propos Socken: Die braucht man inzwischen, nachts sinken die Temperaturen unter Null, tagsüber lacht die Sonne, aber es geht ein eisiger Wind. Im Städtchen sehe ich Mädchen in kurzen Sommerkleidern, aus denen nackte Beine herausschauen, Jungen im kurzärmeligen T-Shirt. Offenbar waschechte Odenwälder, die erst ab Minus 15 Grad darüber nachdenken, ob man dann doch mal irgendwann eine lange Hose anziehen sollte. Oder die unbekümmerte Jugend, der es völlig wumpe ist, was auf dem Thermometer steht, ob es stürmt oder schneit, die alle Unbillen des Wetters und der Welt einfach wegignoriert und so tut, als sei das ganze Leben ein warmer, langer Sommer. Ich fände das ja durchaus beneidenswert.