Es regnet, es regnet, die Erde wird naß. Wurde aber auch mal Zeit, echt jetzt. Und Sie haben für den Rest des Tages einen netten Ohrwurm, also bitte. Der Kachelmann hat 18 Millimeter versprochen, ich habe aber nur 2 Millimeter, schimpft der Mann und glotzt ratlos auf das Regenmengenmessgerät, das seit ein paar Wochen auf der Terrasse hängt. Ebensogut könnte er auf das glotzen, was einst unser Rasen im Garten war, da ist nur noch staubige, graue Wüstenei, da ändert auch das bißchen Regen noch nichts.

Er weidet mich auf einer grünen Aue.

Auf den riesigen Weiden draußen wird es noch so weit kommen, dass der Landwirt dem Vieh frisches Futter rankarren muß, alles gelb und knochentrocken. Das sieht irgendwie dystopisch aus, denke ich bei mir, dabei weiß ich gar nicht so genau, was das heißt: dystopisch. Ich habe es hier mal für Sie gegoogelt, aha, aha, die Dystopie ist das Gegenteil der Utopie, und die wiederum beschreibt einen guten Ort, einen guten Zustand. Die Dystopie also einen schlechten. Lag ich ja so falsch nicht.

Und auch spannend: Von Utopien ist schon seit Jahrhunderten die Rede, der Begriff der Dystopie taucht erst mit der Industrialisierung auf, das ist ja mal wirklich interessant.

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Rund ums Dorf brummten am Wochenende die Mähdrescher, riesige Ungetüme von den Ausmaßen eines Reihenhauses, morgens, mittags, abends, nachts brüllten die Motoren. Bahn um Bahn ziehen sie über die Felder, saugen Körner ein, spucken Körner aus, Traktoren mit Anhänger fahren hin und her über die Äcker, donnern die Dorfstraße hinunter bis spät in die Dunkelheit. Basso continuo der Erntezeit, Hintergrundmusik des Sommers.

Dann die Ballenpressen, die über die gemähten Felder fahren und Ballen pressen, daher der Name. Ich habe mich da staunend ein bißchen eingelesen im Internet, die Ballenpresse an sich ist ein weites Feld. Und ein Thema, das weit größer ist, als mir je bekannt war.

Falls Sie es etwas genauer wissen möchten, weil Sie sich – aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen – noch nicht soooo oft mit Ballenpressen befasst haben: Ich habe beim Agrar-Paparazzi auf YouTube (109.000 Abonennten) mal ein Video für Sie rausgesucht , mit dem Sie sich in das Thema einarbeiten können. Haben vor uns bereits 41.000 Menschen angeguckt, das kann also so verkehrt nicht sein. Ich habe hier schließlich einen Bildungsauftrag zu erfüllen. Naja, Sie wissen schon.

Jedenfalls muß ich immer anhalten und gucken, wenn diese Großgeräte auf den Feldern im Einsatz sind, ich finde das alles faszinierend; und der Moment, wenn aus der Ballenpresse hinten, ganz sanft, ein fertiger runder Ballen herausfällt, amüsiert und rührt mich immer sehr. Die Geburt eines Ballen in freier Natur; die Maschine, die wie ein Huhn ein Ei legt, quasi nebenbei, im Vorbeigehen.

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Und außerdem habe ich mich wieder mal verlaufen. Im Wald vor der Haustür. War aber nicht schlimm. Nur etwas warm und etwas lang. Die Hunde waren hinterher platt. Und ich auch. Aber ich habe zurück nach Hause gefunden, also bitte.

5 Kommentare zu “Dies und Das.”

  1. Bildungsauftrag erfüllt. Grins.
    Als Kinder sind wir in und auf den aufgetürmten Strohballen herumgeturnt, Wettspruenge von oben und ein saurer Bauer, weil wir mindestens 2 der viereckigen Ballen zerlegt haben dabei zum sanfteren Landen… Kindheitsgeruch, Stroh, Heu.
    Dystopisch, ja. Mein Rasen, aka Mauswiese, ist schon lange duerr und gelb, die Gartenerde weil sehr sandig pupstrocken, da ist der Regen heute Nacht bis mittag nett, aber naja. Ich muss nicht davon leben, unsre Bauern schon. Die ko… in die Ecke. Trockenheit, kleine Feldfrüchte, der Streit um die Ressource Wasser ist programmiert. ZT selbstgemacht mit grossen Feldflaechen ohne Baum und Strauch, Weinberge huegelabwaerts statt quer und in Terrassen… Meine Schrebergaertnerei mit Beikraut zum Boden decken, mit Strauch und Busch und Baum für Schatten stellt mich jedes Jahr in Konflikt wegen Verstoß gegen Kleingartensatzung – zum Verzweifeln und Wueten. Staubigen Gruß aus dem Rheintal mit mombacher Sand!

  2. Ganz besonders für die Fotos im Wald ein dickes Lob!
    Aber zu meiner Jugendzeit, so Anfang der 30er des vorigen Jahrhunderts, gab es weder Mähdrescher, noch Ballenpressen. Aber mit Riesenfreude bohrten wir in die fussgepressten, quadratischen Strohhaufen von 5×5 Meter Länge und 2-3 Metern Höhen unsere Höhlen von unten bis oben, natürlich auch „zur Freude“ der Bauern. Wer erinnert sich noch daran? Fast niemand mehr!

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