Heiligabend steht vor der Tür, Weihnachten mithin, das Fest der Liebe, des Lichtes und der Wärme. Ich bin aus verschiedenen Gründen kein großer Weihnachtsfan, kann mich aber nicht erinnern, dass ich mich jemals auf einen Heiliggabend so gefreut hätte wie auf diesen des Jahres 2022. Ich werde schon ganz sentimental, wenn ich nur daran denke, was mich morgen vielleicht erwartet, Liebe, Licht und Wärme.

Mit Liebe sind wir hier an und für sich ganzjährig halbwegs gut ausgestattet im Haus, ich kann da nicht klagen. Bei Licht und Wärme sieht das seit ein paar Monaten deutlich anders aus. Mein Geo hat da irgendein Ding laufen mit dem Herrn Putin, oder der Gazprom oder dem Herrn Habeck oder wasweißich mit wem, jedenfalls gibt es in unserem Zuhause seit geraumer Zeit weder Licht noch Wärme.

Komme ich spätnachmittags heim, sind alle Häuser im Dorf hell und festlich beleuchtet, nur unser Gemäuer liegt in kompletter Dunkelheit. Jedesmal sehe ich vor meinem geistigen Auge den Gatten die Treppe heruntergefallen, vielleicht liegt er leblos im Keller, oder ist er gar im Schlaf auf dem Sofa verstorben? Wir haben doch eben noch kurz telefoniert, er ist doch daheim, da muß doch irgendwo Licht brennen!

Ja, es brennt ein Licht, ich sehe das beim Eintreten, nachdem sich meine Augen endlich an die Finsternis gewöhnt haben; da glimmt eine winzige LED-Funzel, angeklemmt an seinem Lesesessel. Er kauert da etwas verrenkt, hält das Buch in das winzige weiße Funzellicht, ausgesprochen unbequem sieht das aus, um ihn herum nur stockfinstre Finsternis und das flackernde Licht aus dem Kamin. Kann man hier nicht mal Licht machen?, frage ich leicht vorwurfsvoll und taste in der Dunkelheit nach einem erreichbaren Lichtschalter. Nein, sagt mein Geo, es geht auch so! und ich höre das empörte Ausrufezeichen am Ende des Satzes. Vielleicht wenigstens ein paar Kerzen?, frage ich schüchtern.

Jede normale Arbeitnehmerin würde sich nun ersteinmal aus der Büroklamotte befreien und gemütlich-legere Freizeitkleidung anziehen, um den Feierabend einzuläuten. Aber ich bin doch nicht verrückt! Ich tausche, wenn überhaupt, das dienstliche – gegen Skihütten-Outfit, lange Unterhose, Angora-Shirt, Norwegerpulli. So hocke ich mich auf das Sofa vor dem Kamin, an den einzigen warmen Ort im Hause. In den klammen Fingern halte ich eine Tasse dampfenden heißen Kaffee.

Alle Heizkörper im Haus stehen auf Null. Also besser gesagt, sie stehen auf dieser Einstellung, die mit einem Sternchen gekennzeichnet ist, eine stilisierte Schneeflocke soll das wohl sein, oder eine Eisblume, ich habe keine Ahnung, auf jeden Fall bedeutet diese Einstellung: es ist arschkalt im Haus. Man kann es nicht anders formulieren. Nur in der Küche und im Bad konnten wir uns nach einem Handgemenge auf Einstellung Zwei einigen. Das ist nicht unbedingt warm, aber doch überschlagen. Also immerhin.

Ich las neulich in diesem Internet von einem Mann, der seinen zwei Kindern ausgesprochen schöne Vornamen gegeben habe, aber neuerdings rufe er jedesmal, wenn sie im Haus erschienen, immer nur Tür zu! oder Licht aus! So in etwa müssen Sie sich das also auch bei uns vorstellen. Oh, mein Schatz, schön Dich zu sehen! war gestern, heute ist Tür zu!, Licht aus!

Aber ich schweife ab. Morgen ist also Heiligabend, das Fest der Liebe, des Lichtes und der Wärme. Und wir haben Freunde eingeladen. Ihnen wohlweislich von unseren Energiesparmaßnahmen noch nichts gesagt. Und nun weiß ich auch nicht: Sie noch bitten, Stirnlampe und Heizkissen mitzubringen, Wollhandschuhe, Schal und Mütze? Oder nochmal ein ernstes energisch-energietechnisches Wörtchen mit dem Gatten sprechen? Wenn wir heute abend noch die Heizungen alle auf volle Pulle drehen, stehen die Chancen gut, dass es morgen Abend halbwegs mollig wäre.

Hach, das wäre schön. Liebe, Licht und Wärme.

In diesem Sinne: gesegnete Weihnachten und Ihnen allen ein warmes Fest.

12 Kommentare zu “Liebe, Licht und Wärme.”

  1. Falls de frierst, kommst zu uns zum Aufwärmen…hier isses immer warm, heizen schliesslich nur mit Holz überall ;-) Aber im ernst: dusolltest mit Deinem GöGa mal n energisches Wort reden. Was macht er, wenn Ihr krank seid? Oder wenn die Augen schlechter werden bei der Funzel-Leserei? Nein so geht das nicht ;-)

  2. Ganz viel Licht und Wärme wünsche ich Euch! Sparen ist eines, hier sind die Lampen auch viel weniger an, aber es brennt immer eine Kerze. Aber wir wollen auch keinen Schimmel im Haus und daher muss eine bestimmte Gradzahl schon noch (+Lüften) eingestellt sein. Warme Klamotten zählten immer schön zur winterlichen Garderobe, auch drinnen.
    Euch ein wunderschönes Fest, ich mag sehr, wie Ihr dies sonst feiert.
    Nur mehr Licht und Wärme (physisch) auch das braucht die Seele
    Herzlichst
    nina

  3. Hmm…also ich kann den Geo ganz gut verstehen. Und vielleicht ist ja auch der Text ein klein wenig übertrieben ? Auch wir heizen nur in der Küche und im Büro noch und auch da nur auf 19 grad. Im Wohnzimmer brennt abends der Kaminofen. Im Bad läuft nur ein für ein paar minuten der Heizlüfter. Strom und Licht … gut wir lesen nicht mit Stirnlampe aber auch hier schadet sparen durchaus nicht. Und auch wenn es nur eine kleine Geste ist, ich kann diese Solidarität mit den Ukrainern gut nachvollziehen. Weihnachten 🧑‍🎄 ist auch das Gefühl, nicht nur an sich selbst zu denken…. In diesem Sinne alles gute und ein mal etwas anders Weihnachtsfest. 😉

  4. Ich frage mich, warum mein am 24.12. gesendeter Kommentar nicht veröffentlicht wurde? Nur weil ich Verständnis für den Gatten und seine Sparmaßnahmen äusserte? Schade und weiterhin viel Spass beim Bloggen und selber Kommentieren.

    1. Ich finde die Sparmaßnahmen des Geo nachvollziehbar. Ist es doch eine kleine Geste der Solidarität mit der Ukraine und wie die Menschen dort. Ausserdem könnte es sein, dass der Artikel vielleicht ein klein bisschen übertreibt? 😉
      Auch wir heizen nur die Küche und das Büro auf 19grad, im Wohnzimmer brennt abends der Kaminofen und im Bad läuft nur für wenige Minuten am Tag ein Heizlüfter. Auch Stromsparen ist doch zeitgemäß! Gerade an Weihnachten ist es doch schön, nicht nur an sein eigenes Wohl zu denken … in diesem Sinne Ein besinnliches Weihnachtsfest (so etwa lautete mein erster Kommentar)

  5. ich würde ihm sagen, alte menschen werden so sparsam. und weil er nicht dazugehören will, ändert er sein verhalten auf normale temperatureinstellungen. hoffentlich nutzt das! dieses sparen jedenfalls bringt auch schimmel und schlechte augen. ich bin für warme kleidung im winter, aber nicht für aussenkleidung im haus. frohe weihnachten euch im dorf, gruß roswitha

  6. Ich habe diesen Beitrag erst heute Vormittag gelesen.
    Und jetzt noch einmal. Mit anhaltender Fassungslosigkeit.

    Dazwischen ist auch Folgendes passiert:
    Ich habe ein Schreiben erhalten, in welchem mir mein neuer monatlicher Heizungsbeitrag zur Kenntnis gebracht wird. Ab Jänner werde ich 200 Euro monatlich zahlen, für zwei kleinen von acht aufgedrehten Heizkörpern – eine Erhöhung um 150 Euro pro Monat. Da ich meinen Wohnraum allein finanziere, ist dies doch recht happig. Ich habe dies zunächst natürlich verärgert zur Kenntnis genommen – und bin jetzt ganz ruhig: Ich bin absolut kostenbewusst in meinem Leben unterwegs – und auch sehr ressourcenschonend. Bei mir gibt’s neue Technik nur dann, wenn die alte nicht mehr zu reparieren ist. Meine Kleidungsstücke werden aufgetragen, ich fahre mit öffentlichen Verkehrsmitteln, ich gehe schon immer sorgsam mit Strom und Wasser um, usw.
    Dennoch, diese beiden Heizkörper bleiben an – und auch meine Lichtquellen werden nicht versiegen. Soweit kommt’s noch!

    Mitfühlende Grüße, C Stern

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