Als ich noch in der großen Stadt lebte, habe ich natürlich die Nase gerümpft, wenn ich das Wort Heimatmuseum oder Dorfmuseum nur gehört habe, das klang ja furchtbar piefig, und die Musik spielte natürlich ausschließlich in der Berliner Neuen Nationalgalerie oder auf der Museumsinsel, is ja klar. Naja, Sie wissen schon.

Jedenfalls bin ich inzwischen selber schwer begeistert in einem kleinen Museum in einem ebenso kleinen Dorf engagiert, es hat sich halt manches verändert in meinem Leben. Und wenn Sie mich fragen: Geschichte wird in diesen klitzekleinen Museen vermittelt, hautnah und wirklich erlebbar, Vergangenheit zum Anfassen sozusagen. Kleine Heimatmuseen ermöglichen den Blick in die eigene Geschichte, in die eigene Herkunft, sie regen zum Nachdenken über die eigene Identität an, und das finde ich ausgesprochen spannend.

Langer Rede kurzer Sinn: Das kleine Museum in Wagenschwend hat jetzt einen Film produziert, über ein tragisches Ereignis, das sich Ende des Zweiten Weltkriegs in dem beschaulichen Ort abgespielt hat. Vier Tote hat es damals gegeben, tief in der vermeintlichen Idylle. Monatelang haben wir gearbeitet, alles ehrenamtlich, logo, und weil es wenig Material gab, das für einen Film getaugt hätte, haben wir einen kleinen Kunstgriff gemacht und die Story zeichnen lassen, von einem Illustrator aus Hamburg. Wenn Sie zehn Minuten Zeit haben und sich für Geschichte interessieren, holen Sie sich einen Kaffee, und bitte sehr, hier entlang:

Sogar der polnische Generalkonsul aus München ist dieser Tage extra aus München angereist, um den Film zu sehen, (aus Gründen, die Sie im Film erfahren), und der Südwestrundfunk hat auch berichtet, auch das Fernsehen war da, (Beitrag ab Minute 13) , wir sind sehr stolz und glücklich. Jetzt müssen wir es nur noch schaffen, den Film an Schulen im Landkreis für den Geschichtsunterricht unterzubringen, und eine polnische Version planen wir auch.

Uff.

Und da sage noch einer, auf dem Land wäre nix los und Heimatmuseen wären piefig und langweilig.

9 Kommentare zu “„Wann hört dieser Wahnsinn endlich auf?“”

  1. Hallo, Kompliment zu diesem wunderbaren Film. Das Parallelzeichnen dazu macht ihn schön lebendig. Ganz große Klasse!

    1. Ich war ehrlich gesagt zunächst nicht überzeugt von der Idee mit den Illustrationen, bin aber dann sehr schnell sehr begeistert gewesen.

  2. Sehr berührende Geschichte, die ihr da auf eine sensible Weise aufbereitet habt. Danke fürs Teilen.
    Ich wünsche dem Film ein großes und interessiertes Publikum, das sich berühren lässt.

  3. Ich bin völlig hin und weg von der wunderbaren Machart des Films. Die Illustrationen sind so beeindruckend!

  4. Sehr engagiert gemacht – eine äußerst tragische Geschichte, wie es leider so viele davon gab und gibt, wenn Krieg war oder ist. Aber hier eine, die nicht vergessen wurde, und das tut gerade in einer Zeit gut, in der viele Menschen über dieses Grauen am liebsten nichts mehr wissen möchten.

  5. Sehr berührend und nahegehend! Der Film ist genau durch den Wechsel von Fotos, Filmausschnitten und diesen wunderbarenlebendigen Zeichnungen ganz besonders.
    Danke
    Liebe Grüße
    Nina
    PS
    aus eigener Erfahrung weiß ich, dass gerade diese Museen uns sehr viel mehr zeigen können, autentisch ihr Thema näher bringen können

  6. Danke für Idee, Film, Bilder, Texte, Sprechen!
    Ja, Wann hört dieser Wahnsinn endlich auf??? und: Was können wir, jede/r einzelne, dazu beitragen?

  7. Ich finde, Lokalgeschichte und die Auseinandersetzung damit sind sehr wichtig; für alle, für die, die dort leben und die wie auch immer „Vorübergehenden“.

    Sie enthält eine Art „Essenz“ des Ortes und hilf mir als interessierter Besucherin, zu verstehen.

    Lokale Sagen und Erzählungen sind genauso interessant.

    Ich finde den Film sehr gelungen, Glückwunsch!

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