Spätestens ab heute schreien mich überall auch im Odenwald wieder die Schilder Heute frische Berliner!! an, und ich bekomme noch jedesmal einen Schreck, auch nach all den Jahren. Bin ich mitgemeint, als BerlinerIN?, oder müsste es dann heißen Heute frische Berliner und Berlinerinnen!!? Heute frische Berliner(Sternchen)innen? Das ist die Frage, mit der sich die Gender-Philosophen herumschlagen, vornehmlich in städtisch geprägten Regionen, da wird das ja heiß diskutiert. Bin ich auch mitgemeint, wenn ich mich ganz und gar un-frisch fühle? Es bleibt unklar. Aber je länger ich darüber nachdenke, desto mehr Appetit bekomme ich auf einen so richtig fett-triefenden Berliner. Vielleicht muß ich also nachher doch nochmal los.

(Wobei: Warum heißt es eigentlich immer Heute frische Berliner? Heute frische Schweinelende? War die gestern etwa nicht frisch? Vielleicht sogar ranzig? Na, dann Prost Mahlzeit.)

Das mit dem Nachher-nochmal-rausgehen wiederum wäre nicht das Schlimmste, das Wetter ist herrlich, ich habe mich heute früh schon davon überzeugen können und zum Beweis ein paar Handy-Fotos geknipst. Es ist, als stolpere man fortwährend durch Malereien von Caspar David Friedrich, alles schwer romantisch-mystisch und fast zu schön, um wahr zu sein.

Was auch wahr ist: wenn Sie durch Gemälde von Caspar David Friedrich stolpern, sollten Sie entweder gucken oder laufen, niemals beides gleichzeitig. Ich habe das heute für Sie mal ausprobiert, ich glotzte und glotzte, Ach, ist das alles schö… – Bumm-Zack!, lag ich bäuchlings mitten im Caspar-David-Friedrich-Gemälde drin.

Nun ist also nicht nur der Wald farbenfroh, sondern auch mein Knie. Naja, Sie wissen schon. Ich habe dann, am Boden liegend, erstmal Hinne houch! gerufen, das ist der hiesige Narrenruf, mir schien das am 11. 11. und in Bodenlage durchaus passend, und zum Glück hat mich ja hoffentlich niemand gesehen und gehört. Kein Mensch wird jemals von diesem etwas uneleganten Mehlsack-Abgang erfahren.

Und weil dieser Blog ja einen Bildungsauftrag hat, darf ich an dieser Stelle noch erwähnen, dass es seit dem 11. Jahrhundert im Odenwald diesen Brauch gibt, wonach sich am 11.11. um 11 Uhr 11 die Rehe im Wald als Kuh verkleiden, um nichtsahnende Wanderer im Unterholz zu foppen. Ja, da staunen Sie! Ich staunte aber auch nicht schlecht. Kenne aber sowohl Kuh wie auch Halter persönlich, die Weide war nahebei, also kein Grund zur Aufregung. Wenngleich ich tatsächlich erst kurz dachte, ich sollte mal wieder zum Augenarzt. Bis mir dann die Geschichte mit dieser uralten Verkleidungs-Tradition wieder einfiel. Immer gut, wenn man sich in Brauchtumsfragen auskennt.

5 Kommentare zu “Elfter Elfter.”

  1. hihi..
    hab doch sehr gelacht..
    aber nicht schadenfroh
    denn mir hätte das auch passieren können
    was allerdings übel wäre..denn ich käme nicht mehr hoch

    die Bilder sind traumhaft
    ganz viel Caspar David Friederich
    besonders das in der Mitte

    liebe Grüße
    Rosi

  2. diese unfassbar schönen Fotos. Ohne Ihren Humor wären sie am Ende gar kitschig. So bleibt man geerdet (nächstes Mal gerne ohne Schmerzen Ihrerseits).

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