Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?, kurz wmdedgt, das will heute wieder die freundliche Nachbarbloggerin wissen, und ich denke so bei mir, ja, das wüsste ich auch gerne, was ich heute eigentlich den ganzen Tag so gemacht habe. Eigentlich gar nichts. Aber es ist ja doch noch Urlaub, da darf man das. Also, ich denke, es sei noch Urlaub, aber dauernd klingelt und piept schon morgens im Wald das Händi, und wohlbekannte Kollegen-Stimmen sprechen zu mir. Ich weiß, Du hast noch Urlaub, aber – . So ist nun also der kommende Montag im Büro schon durch und durch getaktet und verplant, auch recht, dann muß ich am ersten Tag nach dem Urlaub gar nicht lange nachdenken oder Sorge haben, ich könnte mich langweilen.

Wenn nicht grade das Telefon piept und klingelt, dann versuche ich mich heute früh im Wald an vorsätzlich verwackelten Händi-Fotos, das kann mit Herbstfarben ganz hübsch aussehen. Urteilen Sie selbst. Der abstrakt-künstlerische Gatte jedenfalls ist begeistert, das will ja nun was heißen. Hektisch rumfuchteln bei einer Verschlußzeit von 1/10, wer mich da im Wald sieht, hält mich für endgültig durchgeknallt.

Am See die Forellen füttern, die freuen sich. Nass und kalt ist es, aber das sind die ja gewöhnt.

Mir scheint, der Bulle auf der Weide draußen lahmt ein bißchen, aber ich kann mich auch irren, so genau weiß ich ja auch nicht, wie Bullen zu gehen haben. Das sind so die Themen, die mich heute vormittag beschäftigen. Könnte schlimmer sein.

Einmal quer durchs Dorf fährt schrill bimmelnd der Metzger-Wagen, das Bimmeln kündigt sein Kommen an, Menschen treten aus Haustüren heraus und gehen zum angestammten Metzgereiwagenhalteplatz, um dort Metzgereiwaren zu erstehen. Mir fällt auf, dass ich noch nie was an diesem Wagen gekauft habe, ich gehe immer in den eigentlichen Laden ein Dorf weiter.

Der Postbote fährt auch durchs Dorf, ohne Bimmelei, von Haus zu Haus, wir lehnen aus dem Fenster, nehmen die Briefe entgegen und schwätzen kurz übers Wetter. Allles wie immer.

Der Nachbar bekommt einen Berg Brennholz vors Haus gekippt, wir beobachten das Gepolter und Gerumpel mit Spannung. Sieht man ja auch nicht alle Tage. Sollen wir Hilfe anbieten oder nicht? Wir haben Gesprächs- und Diskussionsstoff.

Am Nachmittag lese ich vor dem Kamin von dem Beschluß der Landesregierung, dass zukünftig ein jeder selber für die Kontaktnachverfolgung zu sorgen hat, wenn er von dem blöden Virus erwischt und/oder niedergestreckt wird. Ich verfalle in einen hysterischen Zustand, der sich nicht entscheiden kann, ob er Lachanfall oder Heulkrampf werden will, also wieder raus in den herbstlichen, friedlichen Wald, das hilft.

Ganz still ist es da, es leuchten überall Farben, die sich nur der Herbst ausdenken kann, die Wege sind matschig, Wasser steht in tiefen Fahrspuren von Harvestern und anderem schweren Gerät. An den Wegen türmen sich die Stämme und warten auf den Abtransport. Die Holzernte ist im vollen Gange, alles nachhaltig, hat mir neulich ein Förster gesagt.

Neue Experimente mit dem Händi, wieder willenlos herumfuchteln, aber diesmal etwas gemächlicher, mit einer Verschlußzeit von vier Sekunden. Naja. Warum die Bilder so dunkel werden, trotz der langen Verschlußzeit, bleibt ein Rätsel, aber ich vergesse darüber Zeit und Raum und Pandemie und allgemeine Idiotie.

Der Tag neigt sich, und es will Abend werden. Ich finde 17 Uhr noch ein bißchen früh für Finsternis, aber mich fragt ja wieder keiner, und die doofe Zeitumstellung haben sie auch ohne mich beschlossen. In der Küche werkelt lärmend der Gatte, die Rinder-Rouladen kommen aus der Nachbarschaft und waren uns sozusagen namentlich bekannt, (Klick!) hier können Sie die Geschichte dazu lesen, es geht um einen der letzten Kuh-Hirten in Deutschland, den Cowboy vom Odenwald.

Und nun entschuldigen Sie mich bitte, ich muß darüber nachdenken, ob das ein guter oder ein murksiger Tag auf dem Lande war, ich tendiere zu ersterem, bin aber noch nicht sicher.

4 Kommentare zu “wmdedgt.”

  1. Vielleicht befördert die Tatsache, daß der Tag bzw. Abend der geneigten Leserin in jedem Fall an Qualität und Freude durch das Lesen des Textes und das Betrachten der Bilder klar und eindeutig gewonnen hat, auch die Entscheidung der Autorin, ob dies “…ein guter oder murksiger Tag …” war.
    Schon mit Vorfreude auf den nächsten Beitrag — Danke und liebe Grüße!

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