Wer im badischen Odenwald unterwegs ist und sich ein bisschen für Fotografie interessiert, der kommt an Karl Weiß nicht vorbei. Weiß war über vierzig Jahre hinweg Fotograf in Buchen, lang, lang ists her, und er hat wie kein anderer seine Zeit im damals tiefsten badischen Hinterland in Fotografien festgehalten. Ich bin inzwischen großer Fan von Karl Weiß und habe (Klick!) hier schon mal über ihn berichtet, da finden Sie auch weiterführende Links.
Wenn Sie zwar im Odenwald unterwegs sind, aber sich nun leider so überhaupt gar nicht für Fotografie interessieren – macht auch nichts. Dann finden Sie aber vielleicht einfach die alten Fotos spannend, viele der Orte und Gebäude sind ja heute noch zu finden, und so manch ein Familienname wird Ihnen bekannt vorkommen.
Ich stelle Ihnen einfach in loser Folge in den kommenden Monaten ein paar dieser Bilder vor, ich habe einen ganzen Batzen davon auf einer Festplatte zur Verfügung gestellt bekommen (danke an Dietger Stolz) und auch die Erlaubnis des Buchener Bezirksmuseums, die Bilder hier zu zeigen (Danke an Dieter Steigleder). Die Bildunterschriften gehören quasi offiziell zu den Aufnahmen dazu. Das Bezirksmuseum hat vor Jahren 10.000 (!) Bilder aus dem Nachlass des Fotografen übergeben bekommen, und den Großteil davon digitalisiert. Sie sollten sich die dazugehörige Ausstelllung unbedingt mal anschauen, wenn man eines Tages wieder – Naja, Sie wissen schon.
Das Bild ganz oben übrigens zeigt eine Huddelbätz-Kindergruppe im Umzugswagen der Fasenachtsgesellschaft Narrhalla in Buchen beim Fastnachtsmontagszug des Jahres 1928, der unter dem Motto „Schupos“ stand. Das Thema war eine Satire auf Sorgen von Bürgern um die Wahrung der Sittlichkeit während der Fastnacht. Aufgenommen vor dem Haus der Familie Schönit am 20. Februar 1928 in der heutigen Konrad-Adenauer-Str. Ein junger „Schupo“ begleitet den Wagen des Kinderzuges mit den jungen Huddelbätzen, einer der Traditionsmasken der Narrhalla. Kutscher ist Karl Wittemann, daneben sitzt Lisa Hemberger. Hinten im Wagen, Frau Keller mit ihrer Tochter Traudel, daneben Ida Hemberger, geb. Böhrer (Sauer), Hella Levi und Erika Hemberger. Das Foto ist auch ein Dokument der Selbstverständlichkeit, mit der ein jüdisches Kind 1928 im Kreis anderer Kinder mitfeierte. Der von den Nationalsozialisten verfolgten Familie Levi gelang später die Flucht nach Südamerika.
(Bildunterschrift: museum-digital)
Danke für Bilder und zugehörige Kommentare. Mit Vorfreude auf mehr.