Wunderbares Wetter, klare, kalte Luft und Sonne satt. So gesehen: herrlich. Ich genieße es. Das wird man wohl noch sagen dürfen! Ich bin natürlich immer alleine unterwegs, geradezu vorbildlich alleine, nur mit einem Hund an meiner Seite, und jetzt weiß ich nicht, ob der eigentlich als Hund oder als Person zählt. Ich werde das mal bei der Ordnungsbehörde erfragen müssen.

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Wenn ich nicht mit dem Hund unterwegs bin, arbeite ich im Büro. Auch wir müssen da ganz neue Formen ausprobieren, neue Konferenz-Formen, neue Produktionsformen. Die Früh-Konferenz im Mannheimer Fernsehstudio, mit fünf, sechs, sieben von Zuhause dazugeschalteten Kollegen ähnelt noch ein bisschen einem fröhlichen Kindergeburtstag, alles plappert erstmal aufgeregt durcheinander, Hört Ihr mich? oder Halloooo? oder Ich kann Euch sehen, hahaha, oder Guck mal, die Kroitzsch raucht heimlich! – also jedenfalls ist das ganz lustig, und wir arbeiten daran, dass es demnächst auch nüchtern-professionell abläuft. Was ja nun auch eigentlich wieder schade wäre, aber bitte.

Videoschaltkonferenz in the making.

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Dem Bäcker im Städtchen brechen die Umsätze ein, keine Kundschaft weit und breit, und wo man sich sonst mittags gegenseitig auf die Füße tritt, ist derzeit gähnende Leere. Es ist ein Trauerspiel. Gestern gab es wider Erwarten doch einen gewissen Stau im Laden, denn nicht nur ich wollte da einkaufen, sondern auch eine biologisch-ökologisch korrekte Madame in der entsprechend nachhaltigen Kleidung, der die Solidarität mit den Entrechteten in allen Teilen der Welt aus jedem Knopfloch sprang. Offenbar war sie zum ersten Mal in diesem Laden, und sie entblödete sich nicht, die ohnehin schon leicht verzweifelte Bäckerei-Besitzerin nach 80 Gramm loser Hefe zu fragen. Weil man Hefe ja derzeit nirgendwo mehr bekommt. 80 Gramm lose Hefe. Zum Selberbacken.

Ich habe in genau diesem Moment beschlossen, überhaupt gar nichts mehr selber zu backen in den kommenden Wochen und Monaten, sondern alles nur noch beim Bäcker meines Vertrauens zu kaufen. Wenn es nach den Hefe-hamsternden Coronavidioten geht, haben wir nach dieser Epidemie zwar vermutlich wieder Hefe in den Regalen, aber leider keine Bäckereien in den Innenstädten mehr.

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Mein heißestes Mitgefühl gilt heute der (alleinstehenden) Frau, die nun für unbestimmte Zeit ihre 32jährige schwerstmehrfach behinderte Tochter versorgen muss, 24 Stunden, sieben Tage die Woche. Die hiesige große Einrichtung für Menschen mit Behinderungen hat allerlei Angebote wegen der Pandemie schließen müssen, auch die Tagesbetreuung und die Förderangebote, nun sitzt die junge Frau nur noch daheim bei der Mutter. Sie sitzt fixiert in einem Rollstuhl, kann weder laufen noch stehen noch sprechen noch alleine essen oder trinken. Wenn sie um acht Uhr abends im Bett liegt, kommt jemand nach ihr schauen, und dann kann die Mutter wenigstens schnell einkaufen gehen. Oder mal schnell putzen. Oder mal schnell kochen. Sie geht so gerne in die Einrichtung, sie braucht diese Tagesstruktur, ihre Freunde dort, die Förderung, sagt die Mutter, und ich merke schon nach ein paar Tagen, dass ich ihr auf die Nerven gehe mit meiner ständigen Präsenz. Und sie kann ja nicht mal in ein anderes Zimmer gehen, wenn sie ihre Ruhe haben will. Und umgekehrt. Puh. Bitte: kein mimimi von irgendwelchen Leuten, die sich jetzt langweilen, weil nicht dauernd irgendwo eine Party steigt und man nun mal zuhause bleiben muß.

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Meine heißeste Liebe gilt heute all jenen, die sich engagieren und helfen wollen, wo es geht. Mehr als 70 Gruppen und Initiativen und Vereine sind inzwischen bei der hiesigen Hotline des Roten Kreuzes registriert, zusammen vertreten sie mehr als 1000 Helferinnen und Helfer aus dem gesamten großen Landkreis, die sich zur Verfügung stellen, für Einkäufe, Erledigungen und allerlei andere praktische Hilfe, die jetzt not tut. Die ersten älteren Leute melden sich und fordern Hilfe an. Alles mal, schwupp, in ein paar Tagen auf die Beine gestellt. Natürlich, Sie ahnen es, (es folgt mein Lieblingswort) von Ehrenamtlichen.

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Und die Einzelhändler im Städtchen präsentieren ihre Produkte jetzt in einem gemeinsamen Online-shop, Konkurrenzdenken war gestern, Solidarität ist heute. Und geliefert wird die Ware auch, bis an die Haustür. Gucken Sie mal unter (klick!) I love Buchen und dann bestellen Sie dort was, bevor Sie bei irgendwelchen Internet-Riesen einkaufen, die zwar einen Arsch voll Geld in Deutschland verdienen, aber keinen Pfennig Steuern hier bezahlen. Naja, Sie wissen schon.