Erst war ein lautes Platschen zu hören, dann waren ein paar Wellen zu sehen, dann trieb ein dickes großes pelziges Etwas übers Wasser. Bibi Biberinsky war zu Besuch am See. Auf Durchreise offenbar. Denn nach zwei Tagen war er wieder weg. Mein erster Biber in freier Wildbahn. Ich war ziemlich begeistert. Und bin es noch.

Der junge Freund wirkte ziemlich tiefenentspannt, selbst, als ich mit der Kamera am Ufer unterwegs war und mich dort unter allerlei halsbrecherischen Verrenkungen im Dickicht verstecken wollte – ohne gleich ins eiskalte Wasser zu fallen. Als alte Wildtier-Fotografin mit Safari-Erfahrung in Afrikas endlosen Weiten weiß ich ja, was in solchen Fällen zu tun ist. Naja, Sie wissen schon. Deswegen habe ich vermutlich seit vorgestern einen Monster-Hexenschuß, aber was tut man nicht alles. Und man wird ja auch nicht jünger.

Und Biberinsky hat mich natürlich trotz allem sofort gesehen, er wird sich seinen Teil gedacht haben und kam am Abend vermutlich vor lauter Lachen gar nicht in den Schlaf. Vielleicht kommt er vom Robener See, nicht weit von hier, da sind Himmel und Menschen und jede Menge freilaufende Hunde unterwegs, insofern dürfte er Kummer gewöhnt sein.

Auf diesem letzten Foto hier macht er immerhin gnädigerweise mal die Augen auf. Die meiste Zeit unserer Begegnung ließ er sich dösend übers Wasser treiben, Biber können offenbar im Schwimmen schlafen. Oder beim Schlafen schwimmen, was weiß denn ich. Es kommt mir jedenfalls als eine Art der Entspannung vor, die an heißen Tagen durchaus ihren Reiz haben könnte. Ich werde das im nächsten Sommer am See mal ausprobieren müssen.

Im Übrigen habe ich im Zuge meiner Recherchen zum Thema Biber unter anderem etwas ausgesprochen Bemerkenswertes gelernt: Biberbabies nämlich sind in den ersten Tagen und Wochen nicht nur extrem süß anzusehen, sondern auch so federleicht, dass sie wie Korken auf der Wasseroberfläche tanzen. Selbst, wenn Muttern sie aus pädagogischen Gründen unterzutauchen versucht, schnellen sie wie Tischtennisbälle, Plopp!!, an die Wasseroberfläche zurück und schunkeln da wieder etwas willenlos hin und her wie ein Fischerboot im Sturm. Sie lassen sich ums Verrecken weder untertauchen noch unterkriegen. Die Physik ist da auf ihrer Seite. Plopp!, schießen sie wieder in die Höhe. Ich finde das eine sehr lustige Vorstellung, und wann immer ich in Zukunft schlechte Laune zu bekommen drohe, werde ich genau daran denken. Plopp! Plopp!

13 Kommentare zu “Auf der Durchreise.”

  1. Falls der nette Biber sich ansiedelt und die Interessenlage zwischen Mensch und Biber in Schieflage gerät, möchte ich schon heute auf die Möglichkeit der Biber Beratung hinweisen. Anja Rützel hat diese in ihrem Buch Saturday Night Biber sehr schön beschrieben. (keine Schleichwerbung, wirklich nicht, ich musste nur sofort an diese Geschichte denken weil sie so schön ist und ich die Berufsbezeichung Biber Berater so klasse finde).
    Mit mitlesenden, interessierten Grüßen aus der norddeutschen Provinz

    1. Klingt ja immer so, als sollten die den BIBER beraten, nicht den Menschen.. :)
      Ja, hab ich im Hinterkopf…Aber er ist wohl wirklich wieder weitergezogen….

  2. Bei den herrlichen Biber Aufnahmen wird einem ja das Herz weit :).
    Dazu kann ich, ja, gleich ein Bonmot, wo auch der Biber mit vorkommt, zum Besten geben:
    “Der Mensch ist gleich der Biene, der Ameise, dem Biber von Natur schon ein staatenbildendes Tier.” -Aristoteles

  3. Wenn Du das jetzt sehen könntest: Große, strahlende Augen. Deine Photos sind richtig gut! Biber habe ich, trotz all unserer Touren, noch keine in der freien Wildbahn gesehen, und werde jetzt dank Deiner Information, auch immer ein Plopp! mit ihnen verbinden. Da hast Du etwas angerichtet! =D
    Dein Hexenschuß hat sich hoffentlich wieder gegeben?

    Liebe Grüße,
    Franziska

      1. Gottseidank. Wirbelsäule und Blockaden: Aua! Machst Du etwas zur Stärkung, außer eure ausgedehnten Spaziergänge?
        Du hast, vom Mitlesen her, ziemlich viele mit Deinem Plopp! erreicht. Biber liegen wohl im Trend. Lach.

        1. Ich habe die ganze Art des Gehens, Sitzens, Stehens verändert und kriege jetzt nur noch alle Jubeljahre mal einen Hexenschuß. Der Physio-Osteo-Super-Frau sei dank. Früher hatte ich den dauernd. Hexenschuß fängt bei mir im Übrigen meistens im Kopf an, kennste vielleicht….

  4. Danke für das wunderbare ploppende Kopfkino! Ich sehe die Biberbabies regelrecht vor mir.
    Liebe Grüße aus dem hohen Norden
    Lydia

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