Neues aus dem Irrenhaus.

16. August 2018

Wir hämmern und schrauben und fummeln weiter, um den Ziegenzaun undurchdringbar zu machen, leider vergeblich, wir sammeln die Ziegen an allerlei Ecken ein, an denen sie definitiv nichts zu suchen haben. Aber so wird es einem auf dem Lande wenigstens nicht langweilig.

Ein Stück des demnächst komplett zu erneuernden Zaunes habe ich am Morgen vorläufig gesichert, mit Akkuschrauber und Hammer, ich habe Krammbbe, zu deutsch U-Haken, in das Holz versenkt mit mächtigen Schlägen, teilweise leider auch in meinen Daumen, aber was tut man nicht alles.

Die Krammbbe halten nun den Hasendraht fest an den Holz-Pfosten, d.h. das sollten sie theoretisch tun; jedenfalls besah Luise sich eine Zeit lang das Hammerschauspiel, sie dachte so bei sich Voll der Hammer, ey!, dann senkte sie den Kopf und donnerte kurz gegen das Drahtgeflecht. Und plopp, plopp, plopp, plopp, plopp, schnalzten alle Krammbbe wieder raus aus dem Holz, mir vor die Füße. Naja, Sie wissen schon.

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Derweil fragen treue Leser sich natürlich, was aus der dramatischen Abnabelung der Küken von ihrer leicht angenervten Mutter geworden ist. Ich darf Sie beruhigen, alles paletti, wir haben tatsächlich den Kükenstall endgültig schließen können, Mutti und die lieben Kleinen schlafen nun allesamt bei den Erwachsenen im eigentlichen Hühnerstall. Mit dieser ersten Nacht im großen Stall haben die Kleinen auch endgültig das dämliche Baby-Piepsen eingestellt, das in einem Hühner-Kleinkinder-Haushalt eigentlich ununterbrochen und nonstop zu hören ist. Sie gelten jetzt also nicht mehr als Küken, sondern als Junghühner, also bitte.

Klammer auf: Übertragen auf uns Menschen müsste das eigentlich heißen, dass die Kinder, sobald sie bei den Eltern mit ins Schlafzimmer dürfen, zu Teenagern mutieren. Was Sie jetzt allerdings mit dieser Erkenntnis machen, überlasse ich Ihnen. Klammer zu.

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Ist ja klar, dass bei dem wochenlangen Anblick süßer kleiner Küken auch wieder eine Henne schwach werden würde. Sowas ist ja immer ansteckend. Also gluckt die Henne jetzt, worauf auch immer, fragen Sie mich nicht, ich will es gar nicht wissen. Befruchtete Eier können jedenfalls nicht unter ihr liegen, wir haben ja derzeit keinen Hahn im Haus.

Genau diesen Job – den des Hahnes – hat aber eben jene Henne bislang ausgeführt. Also, zumindest in Ansätzen. Sowas gibts, glauben Sie mir. Sie finden dazu auch allerlei in der entsprechenden Fachliteratur. Wenn kein Mann im Haus ist, schwingt sich eine Henne zum Boss des Hühnerrudels auf, und wenn es sein muss, mit allen sich daraus ergebenden Konsequenzen.

Also hat besagte Henne seit Monaten schon morgens ab der Dämmerung wild gekräht, es klang eher nach verrosteter Wasserpumpe als nach einem stolzen Hahn, aber seis drum, der gute Wille zählt. Auch tagsüber warf sie sich immer wieder in Positur, reckte den Hals und krähte, was das Zeug hält. Mein Geo behauptet gar, er habe sie beobachtet, wie sie ein anderes Huhn besprang, ach Du liebe Zeit, ich will mir das gar nicht ausmalen, was die Nachbarn denken würden, wenn sie das gesehen hätten.

Dieses Hahnen-Huhn gluckt nun also und sitzt auf unsichtbaren Eiern und malt sich eine Zukunft mit süßen kleinen Küken aus, die sie an ihre Mutterbrust drückt. Und zwischendurch steht sie auf und kackt und kräht und hält sich für den schönsten Hahn weit und breit. Wenn ich diese ganzen Gender-Diskussionen lese, da kann ich ja nur lachen! Huhn müsste man sein. Oder Hahn. Ach, was weiß denn ich.

Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte, ich muss ins Bett, morgen wird wieder ein anstrengender Tag, wenn ich zum zweihundertzwölften Mal das eine Loch im Ziegenzaun flicken muss.

 

 

 

 

  • 6 Kommentare
  • Kieler Sprotte 16. August 2018

    Ich muss es einfach mal wieder loswerden. Was wäre das Leben arm ohne die Anekdoten aus der Zentrale des Wahnsinns. Krammbbe… nun entschuldige du mich bitte, ich muss das Wort Zwerchfellriss googeln.

  • Franziska 16. August 2018

    Wenn es nicht so gemein wäre, würde ich Ihnen Videoüberwachung und Selbstschußanlage empfehlen. Allerdings hätte sich Ihr Ziegenproblem dann auch sehr schnell erledigt. Also schlechte Idee.

  • ninakol. 17. August 2018

    Ist das gemein! Wir haben gerade 03:51
    Nachts!
    Und ich darf nicht lachen. Laut lachen!
    Zu herrlich sind Deinen Schilderungen!
    Wie so eine männliche Henne klingt, würde ich zu gerne jetzt hören, andererseits, meine Fantasie schlägt gerade Purzelbaum. Und mertzt gerade einen Alptraum aus. Lieber gegluckte Wasserpumpe!
    Dankbare Grüße
    Nina

  • Juliane 17. August 2018

    Ich war gerade bei einer Freundin zu Besuch, deren Sohn hält sich Zwergziegen.
    Nachdem im Frühjahr 3 Böckchen geboren worden waren, mussten die jetzt kastriert werden und anschließend noch 6 Wochen von den Müttern und Schwestern getrennt gehalten werden. Der Sohn meiner Freundin war in Urlaub und sie war nun verantwortlich dafür, dass die Böckchen da blieben, wo sie waren (in einem abgetrennten Stall). Ich hatte ja keine Vorstellungen davon, wie einfallsreich und aalglatt die sind. Sie kommen überall raus, kriechen durch die kleinsten Ritzen und finden jede Schwachstelle.
    Und jetzt lese ich die Krampengeschichte…
    Ich bin übrigens dafür, dass ein Hahn angeschafft wird!

    • LandLebenBlog 18. August 2018

      Wegen des Hahns verhandeln Sie bitte gerne mit unserer Nachbarin.
      Ähem.

      • Franziska 19. August 2018

        Wegen Schmerzensgeld? Bestechen Sie sie mit Eiern! (Die, die dann vermutlich Küken enthalten…schlechte Idee.)

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