Unterwegs.

7. Januar 2017

Wir waren da mal wieder in der Stadt, hin und wieder tut ja sowas gut. Nun hat es uns ausgerechnet nach Ludwigshafen am Rhein verschlagen, das kann man nun finden, wie man will, aber das dortige Hack-Museum ist immer einen Besuch wert. Sie können das hier beim Gatten nachlesen, die Ausstellung ist durchaus empfehlenswert, läuft aber nur noch eine gute Woche.

Ja, es wird jetzt langsam kompliziert in diesem Haushalt, der Gatte bloggt inzwischen auch, da gibt es manchmal Überschneidungen. Wie das halt so ist bei einem alten Ehepaar, der eine fängt den Satz an, die andere führt ihn zuende, und zwischendurch fallen sie sich ins Wort und fangen an zu zanken, naja, Sie wissen schon.

Wie dem auch sein, wir sind also auch ein bisschen durch die Ludwigshafener Fußgängerzone gebummelt, wenn man das bei dieser Fußgängerzone und bei Minus 7 Grad und scharfem Wind so nennen darf. Wir sind also eher geeilt, auf der Suche nach einem netten Cafe, das erwies sich an dieser Stelle als mindestens ebenso schwierig wie im tiefen Odenwald. Am romantischen Rathauscenter brüllte ein Verrückter herum und beschimpfte auf das Wüsteste unsichtbare Kontrahenten, der Gatte bleibt bei sowas leider staunend stehen, ich bin das ja gewöhnt vom Bahnhof Zoo und anderswo, soviel Großstädterin steckt dann doch noch in mir drin.

Am Rathauscenter jedenfalls wurden wir in unserer Not fündig, da gibt es das Palazzo, eine Mischung aus Cafe und Raucherkneipe, die fest in türkisch-arabischer Hand ist, lauter qualmende plaudernde Männer, Ludwigshafener Gastarbeiter aller Generationen, ein paar Frauen qualmten auch, nur die Kinder qualmten nicht, und wir als einzige nordeuropäisch aussehende Personen wurden zunächst misstrauisch beäugt, man hielt uns vermutlich für Zivilangestellte des Ordnungsamtes, bis wir dann auch anfingen zu qualmen, da war der Bann gebrochen.

Am Ende rochen wir vermutlich als hätten wir ein Bad in einem Aschenbecher genommen, aber wir haben uns ausgesprochen nett unterhalten. Dass uns allerdings einer der jungen Männer für Österreichische Touristen hielt, hat uns dann doch erschüttert, schließlich habe ich sogar mal in Ludwigshafen gewohnt, aber bitte. Jedenfalls war das mal wieder richtig Stadt. Also, zumindest so ein bisschen.

Aber das LandLebenBlog wäre nicht das LandLebenblog, wenn ich nicht auch mitten in Ludwigshafen am Rhein ein Stück Odenwälder Pampa finden würde, in diesem Fall direkt neben dem Hack-Museum.

Leider ist dieses Foto – wie alle aus der Serie – granatenmässig unscharf, aber wenn es schärfer wäre, sähe die Straßenansicht zwar auch nicht wirklich hübscher aus, aber Sie könnten zumindest hinten am Gebäude den Schriftzug lesen: Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz. Und mit diesem Schriftzug sind wir schon mitten drin im Odenwälder Unterholz. Ich habe da in einer windschiefen Hütte im Wald vor Urzeiten mal die Frau Ziegler getroffen, die wohnte in der Hütte und war einst die Frau des Ersten Kapellmeisters der Staatsphilharmonie gewesen, Sie können das (klick!) hier nochmal nachlesen, so gesehen war es wirklich eine ziemlich unglaubliche Geschichte.

Jedenfalls eilten wir da also durch Ludwigshafen, stinkend wie die Aschenbecher, und plötzlich erschienen völlig unerwartet die Frau Ziegler und das Odenwälder Unterholz vor meinem Inneren Auge, und ich dachte ein bisschen philosophisch vor mich hin, dass doch immer wieder alles mit allem zusammenhängt, und dass Menschen, auch wenn sie längst gestorben sind, aber mal irgendwem ihre Geschichte erzählt haben, und derjenige auch zugehört hat, – dass diese Menschen immer noch irgendwem im Kopf bleiben, irgendwie. Den Gedanken fand ich tröstlich.

 

  • 6 Kommentare
  • andus emge 7. Januar 2017

    Schöne Geschichte. Solange die Gedanken an eine Person, oder Geschichten und Taten, die – sicher richtig – alle miteinander in irgendeinem größeren Zusammenhang stehen, noch erinnert werden, stirbt auch nichts, wenngleich sich die Materie wandeln mag.

  • Provinzei 9. Januar 2017

    Hurra !
    “granatenmäßig”
    Man kommt unwillkürlich in der Südwestdeutschen Sprachrealität an.
    Nur noch zu toppen von “goddsallmächtig”, was aber in diesem Zusammenhang nicht passt.

    • LandLebenBlog 10. Januar 2017

      Echt?? Granatenmäßig ist süddeutsch?? Oha.

      • Provinzei 10. Januar 2017

        Wenn Sie das in Frage stellen komme ich natürlich auch in’s Schlingern.
        Ich kenne es halt nur als “Granadamäßig”.
        Asche auf mein Haupt.
        Han i maol wiedr an allmachts Scheiß verzehlt.

  • Gabriela 9. Januar 2017

    Bin meiner Geburtsstadt nicht mehr sehr verbunden, aber einem Spaziergang eingebunden in den Landlebenblog dagegen sehr , danke !
    Das gilt natürlich auch für alle sonstigen Beiträge, Sie wissen schon :-)

    • LandLebenBlog 10. Januar 2017

      Danke, das freut mich!

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