Ich hatte da vor einiger Zeit dieses Ehepaar aus der Schweiz (winke, winke in die Schweiz) zu Besuch. Die machten tatsächlich ein paar Tage in meinem Dorf Urlaub, neugierig geworden durch dieses unbedeutende Blog hier. Sachen gibts. Na gut. Es lastete ein gewisser Erwartungsdruck auf mir, obwohl ich wieder und wieder beteuerte, dass wir hier nichts zu bieten hätten und damit aber eigentlich ja auch nichts schiefgehen könne. Alles nur eine Frage der Betrachtungsweise. Ich fand das sehr clever von mir.

Wie dem auch sei, den beiden gefiel es doch ganz gut, die absolute Ruhe und die Weite, beides gibt es in der Schweiz ja wohl nur selten. Aber eines hatten sie natürlich doch zu bemängeln: Das Nichtvorhandensein von Sitz- und Ruhebänken für die Wanderer. Das Argument: Wer ein gewisses Alter überschritten hat, und die 12-Kilometer-Wanderstrecke bei glühender Hitze noch dazu, der möchte sich doch auch mal ausruhen im Wald. Na gut.

dav
Laudenberg Richtung Scheringen, do unne.

Die Argumentation der beiden ging an der Sache selbstverständlich ganz vorbei. Es weiß der Landmensch allgemein und auch der Odenwälder: Der Wald ist schließlich nicht zum Wandern da. Der Wald ist Arbeitsplatz und Lebensgrundlage, manchmal sogar Feind, und das schon seit Jahrtausenden. Da geht! man! nicht! spazieren! Denken Sie nur an die Bewohner von Küstenregionen und Inseln. Gehen die vielleicht schwimmen? Eben. Niemals würden sie das tun, schwimmen oder planschen, das Meer ist ja nicht zum Vergnügen da, so lieb war der liebe Gott dann doch nicht, als er sich das mit dem Wasser ausgedacht hat. Und überhaupt: wer in den Wald geht, will was schaffen, sägen, rücken, hacken, siehe oben, nicht dumm rumsitzen und in die Gegend glotzen.

Im Übrigen gibt es ja Bänke. Man muß sie halt nur suchen. Nicht tief im Wald, i wo denn, sondern meist am Waldrand, Richtung Straße, ohne jeden verstörend-schönen Ausblick. Ganz in Ruhe kann man hier über die nächsten anstehenden Arbeiten nachdenken, in stiller Einkehr und ablenkungsfrei, wieder: siehe oben.

bty
Balsbach Richtung Laudenberg.

Ja, aber der Tourismus, was ist mit dem Tourismus?, fragten also meine beiden Schweizer, und sie dachten, damit können sie mich kriegen, hahaha. Als inzwischen eingefleischte Odenwälderin kann ich da nur sagen: Laßt die Touristen ersteinmal in Scharen kommen, dann sehen wir weiter. Bloß nichts überstürzen. Nur net huddle, wie man hier zu sagen pflegt. Erst kommen die Wanderer, dann die Bänke und die Hütten.

Oder so.

 

 

 

7 Kommentare zu “Ein Bankgeheimnis.”

  1. So oder so ähnlich, sehen die Bänke ja tatsächlich vielfach aus – schade.
    Scheinbar interessiert sich kaum jemand für solche “Nebensächlichkeiten”.

  2. Diese Blicke, wenn du im Wald joggend deinem Nachbarn begegnest, der sich dort um sein Winterholz kümmert – unbezahlbar…

  3. …ich hatte schon vor Jahren die Idee den “Tangendorfer Bankverein” ins Leben zu rufen.
    Mitglied kann jeder werden, der eine individuell gestaltete Bank stiftet und in der Feldmark aufstellt – so landart-technisch, das kann glaub’ ich Spaß machen, selbst im Odenwald und Geo hat auch was davon, gute Idee?

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