Lovestory.

31. Dezember 2015

Hierzulande wimmelt es ja nur so von ollen Burgen und Schlössern, und viele davon nimmt man gar nicht recht als solche wahr. Ein Fehler, wie sich einmal mehr herausgestellt hat. Sie können sich in den Tagen nach Silvester selber davon überzeugen.

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Eher durch Zufall kam ich irgendwann auf die Idee, mal nach den Resten der Minneburg bei Neckargerach zu schauen. Durchs Unterholz nach oben kraxeln, da ein paar olle Klumpen finden, wieder runter, wird ein netter Ausflug. Dachte ich mir so. Das mit dem Unterholz war schon mal gar nicht falsch.

Aha, der Neckar fließt hier irgendwo im Unterholz.
Aha, der Neckar fließt hier irgendwo im Unterholz.

 

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Lebensgefahr! Fällarbeiten!, schrien die Schilder. Aber auf diesem Ohr bin ich manchmal taub.

 

Und keine Menschenseele weit und breit. Typisch für hier.
Und keine Menschenseele weit und breit. Typisch für hier.

Die Sache mit den ollen Klumpen sollte sich als völlige Fehleinschätzung herausstellen. Denn oben auf dem Berg, gegenüber von Neckargerach, steht eine – wenn man mal von kleinen Unordnungen absieht – , nahezu komplett erhaltene Burg. Oder zumindest eine komplette halbe Burg. Man könnte sofort einziehen. Jedenfalls im Sommer. Die Zentralheizung fehlt. Und hier und da auch das Dach. Aber sonst….

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Hat der arme Ritter Edelmut von Ehrenberg gebaut. Dafür war Geld da.

 

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Hatte natürlich was mit Liebe zu tun, logo.

 

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Hier hat olle Edelmut vielleicht hinausgeschaut und von seiner Minna geträumt.

 

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Minna war leider schon so gut wie tot, als der geliebte Edelmut von seinen Kreuzzügen zurückkehrte.

 

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Hier hätte das gemeinsame Esszimmer hingesollt. Wurde nun nichts draus.

 

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Und dabei hatte Minna wirklich lange auf Edelmut gewartet. Und sich in einer Höhle versteckt, um anderweitiger Vermählung zu entgehen. Machte man damals so.

 

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So starb sie unverheiratet. Und durch diese Fenster hat sie auch nie gucken können.

 

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Ich kann das nicht entziffern. Sie?

 

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Auf jeden Fall alles schwer romantisch da oben. Und menschenleer.

 

 

Wer also dieser Tage noch nichts vorhat: hingehen. Raufwandern. Hier steht die Wegbeschreibung.

Oder Sie gehen das Ganze als Teil des Neckarsteigs an. Dann können Sie auch die Margarethenschlucht noch mitnehmen.

Aber das ist jetzt wieder eine andere Geschichte.

 

 

Und wenn Sie ein Schlösser-Fan sind: schaun Sie auch mal HIER. Lohnt auch einen Ausflug, in jeder Jahreszeit.

 

 

 

 

 

  • 18 Kommentare
  • Herr Ackerbau 2. Oktober 2014

    “…sint diese weer alle vollbracht durch den (unverständlich) wilhelm vom (unverständlich). Ist mir noch zu schräge Perspektive in aller Früh, der Rest sollte sich doch aber auch herausfinden lassen…
    Die Fotos machen mich etwas melancholisch am Frühstückstisch, bevor ich mich zu den Stadtruinen aufmachen muss…
    Andreas

    • LandLebenBlog 2. Oktober 2014

      Lost places in der Großstadt haben ja aber auch was!

      • Herr Ackerbau 5. Oktober 2014

        Nicht, wenn man in ihnen arbeitet.

        • LandLebenBlog 8. Oktober 2014

          Stimmt.

  • Tanja Praske 2. Oktober 2014

    Liebe Frederike,

    wunderbar – ich liebe Ruinen, Burgen und Stille! Vor allem mag ich deine humoristische Schreibe – sehr schön und tolle Fotos! Hast du eigentlich auch einen Twitter-account? Wird jedenfalls sofort verzwitschert!

    • LandLebenBlog 2. Oktober 2014

      Nein, kein Twitteraccount, sorry. Ich fummle mich grade in ello ein, und weiß auch da nicht so genau, was es soll. Von twitter bin ich völlig überfordert. Aber vielen Dank fürs weiterzwitschern! (Vielleicht sollte ich mich doch mal anfreunden.)

  • Jens Arne Männig 2. Oktober 2014

    »Sint dise Werk alle vollbracht durch den Vester umek (?) Wilhelm von Habern.« Wilhelm von Habern, ein pfälzischer Beamter und späterer Vogt von Heidelberg war der Burgherr, der die Burg in ihrer heutigen, na ja, früheren Form umbauen ließ. Ich vermute, dass es sich bei den Kürzeln am Ende der Inschrift um die Titulaturen des Erbauers handelt.

    • LandLebenBlog 2. Oktober 2014

      Ich bin schwer beeindruckt. Werde aber eines Tages das Schild noch in vernünftiger Draufsicht nachreichen.

  • Sarah Maria 2. Oktober 2014

    Ach herje. Wie tragisch. Heutzutage muss man nur seinen Facebook-Status ändern, um allsämtlich jedem klar zu machen, zu wem man sich so zugehörig fühlt – und damals blieb nur die Höh(l)le. Finstere Zeiten.

    • LandLebenBlog 2. Oktober 2014

      Die hatten ja damals noch nicht mal whatsapp.

  • rosmarin 3. Oktober 2014

    arme Minna, armer Edelmut…
    sie hätten es so schön haben können
    *soifz*

  • Annette Peters 4. Oktober 2014

    Hach, meine Minneburg. Ergänzung zur Inschrift: Die Kürzel am Ende deuten in der Tat auf Hans Stainmiller (Steinmüller) hin, seiner Zeit einer der gefragtesten Experten für Befestigungsanlagen im süddeutschen Raum (u.a. auch Burg Breuberg). Sein stolzes Werk hinderte im Dreißgjährigen Krieg die Truppen des Feldherrn Tilly aber nicht daran, die Burg in Klump zu schießen (die von Habern waren da aber schon ausgestorben). Danach diente die komplette Burganlage lange Zeit leider als Steinbruch für die Bevölkerung. Das, was man heute sieht, wurde nachträglich wieder aufgebaut und hat mit der ursprünglichen Minneburg nicht mehr viel zu tun.

    (Jetzt staunste, wa? Hab tatsächlich ein Büchlein über die Minneburg mitsamt der tragischen Geschichte der Minna von Horneck. Der Geist der Unglückseligen treibt natürlich auch heute noch in klaren Vollmondnächten sein Unwesen…)

    • LandLebenBlog 5. Oktober 2014

      Ich bin beeindruckt. Aber wie!

  • i.E. 8. Oktober 2014

    Beitrag gefällt mir. Sind vor allem schöne Bilder. :)

  • mikel 8. Oktober 2014

    Ich hab’ da auch was gebloggt und hierher verlinkt! :)
    http://mikelbower.de/category/allgemein/drachrhein-was-das-wohl-gibt/

  • conny 31. Dezember 2015

    Hallo, DAS hört sich alles ganz phantastisch an, das ist wirklich sehr kurzweilig zum Lesen. Auf der Minneburg war ich auch mal, aber es hat mir niemand diese Story dazu erzählt.
    Wahrscheinlich wurde Sie im 12. Jahrhundert erbaut. Namensgeberin der Burg ist nach einer Sage Minna von Horneck, die mit dem Grafen von Schwarzenberg verheiratet werden sollte. Sie flüchtete jedoch in eine Höhle bei der heutigen Minneburg und wartete auf den armen Ritter Edelmut von Ehrenberg, der auf einem Kreuzzug war. Minna lag jedoch bereits im Sterben als dieser zurückkehrte. Er soll ihr am Totenbett die Errichtung einer Burg versprochen haben. Diese sollte als Gedenken an die große Liebe (mittelhochdt. “Minne”) der Beiden den Namen “Minneburg” erhalten.
    Es gibt auch ein Horror Geochaching im Odenwald grusel*
    http://www.querfeldeins.org/urban.php?cPath=4254&lid=2042
    Weiterhin viel Glück bei weiteren Burgbesichtigungen.
    LG conny

  • Johannes zu Ach 10. Januar 2016

    ,,sint dise werck alle
    vollbracht durch
    den vesten ivnck ( Junker )
    wilhelm von hab (-)
    ern got w.s.b.s. ” ( Gott wolle sein Bauen segnen )

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