Menschen.

4. Januar 2014

Ich beginne das LandLebenBlogJahr mit einem Experiment.

Menschen. soll die kleine Serie heißen, die in loser Folge (und mit einem vorgegebenen Fragenkatalog) Menschen vorstellt, die hier im Odenwald leben. Schon immer oder neu hinzugezogen.

Kleine persönliche Schlaglichter aus der vermeintlichen Provinz.

Den Anfang macht (Tusch!):

 

Jan Pascal, Musiker.

Gitarre am See

 

Geboren…

am 22.4.1975 in Würzburg, aufgewachsen, prägende Zeit, Lebensthema Gitarre, erste Band gefunden, die erste große Liebe, Silvesterparty: natürlich in Buchen im Odenwald!

Mit 15 Jahren – reaktionäre Flucht, hinaus in die Welt.

 

Jetzt….

bewohne ich seit 14 Jahren das Großelternhaus, fahre immernoch hinaus, hole aber auch mal die Welt herein, genieße die stoische Abgeschiedenheit der irgenwie wohltuend unspektakulären, kleinhügeligen Natur des Odenwaldes mit seinen Wäldern und Menschen.

 

Meinen Lebensunterhalt…

verdiene ich mit meiner Gitarrenmusik, Konzerte vorwiegend in Deutschland, aber auch mal in die schöne Schwyz, Italien oder Spanien.

 

Warum ausgerechnet hier, in der vermeintlichen Provinz?

Ich kann es mir hier genau leisten. Das Haus, die Lebensqualität vom Bioei zum Ökoholz, hier kann ich mir und meiner Familie ein wirklich gutes Leben leisten. Gute Luft, da geht’s schonmal los, tägliche Spaziergänge mit den Hunden, die Katze, der Garten, die Ruhe,gutes Essen, Raum für Freunde, das ist für mich schlicht die Essenz von Leben. Abklingen von den modernen Neurotizismen der Städte, in die ich gerne fahre – zum Spielen, für den Rausch, die Menschen, Inflation von Kultur, Konsumismus.

Wenn ich nachts das Garagentor öffne, steige ich aus und höre in die Sterne. Und dann fühle ich mich gesund und lebendig und wohlig.

Diese Ruhe. „Wir musizieren aus der völligen Ruhe“, höre ich meinen alten Lehrer Herrn Herbst am BGB nochimmer sagen.

 

Darüber nachgedacht, in eine Großstadt zu ziehen…..

Ja, mit 18, nach Berlin. Mit 24, nocheinmal. Berlin oder Buchen?

In Kreuzberg nachtens auf einer wilden Jazz-Session spielen oder in Buchen ein Haus übernehmen und den Kartoffelkeller mit Erdnähe zum Tonstudio machen?

 

An einem sonnigen Sommertag….

gehe ich im Morretal am Stürzenhardter Brückle mit den Hunden, liege ich mal am Eutersee und erfrische die Gedanken, sitze ich im Schatten des Gartens und spiele Gitarre, während meine Kinder herumflitzen.

 

An einem verschneiten Wintertag….

schaue ich vom Klavier zum Fenster auf die Vogelkästchen und freue mich an der belebten Haferflockenschmalz-Verköstigung.

 

Gut essen…

bekommen wir täglich aus dem Garten, Schwiegervaters Biohühnern oder vom hingebungsvollen Rind auf der Weide am Wartturm, das sich für uns opfert. Wow. Das klingt hart. Ich finde es natürlich. Ein gutes Rinderleben ohne Transporte auf der Weide vorausgesetzt.

Und, wir kennen das Tier vom Spazierengehen.

 

Theater, Konzerte, Museen….

gibt’s hier inzwischen auch schon recht üppig, jedenfalls 100% mehr als in meiner Jugend, als nicht einmal eine Musikschule existierte.

Als ich 1999 wieder nach Buchen zog, scheute ich mit 1 Jahr lang aus HD – MOS zu machen. Doof. Ich hoffte, dass die neuen Medien und die Entwicklung Fortschritte machen. Ich glaube, das ist nun zu sehen.

Und fahren, fahren mußt Du in der Stadt auch.

 

Was ich liebe?

Bäcker, Apotheke, Sprudelkasten, Behördengang und Hausarztbesuch verschlingen maximal zwei Stunden. In der Stadt: vier. Zwei Stunden mehr zum Lustwandeln.

Es ist vielleicht lediglich eines zu erwähnen. Ja, die Sozialisation. Das ist ein Thema, dem man am besten mit Wille und Eigenheit entgegnet. Die Natur des Odenwälders zu studieren, seine Riten, do’s und don’t’s. Samstag Strasse kehren, am Sonntag in die Messe… das lese ich schon in den Memoiren meines Urgroßvaters aus der Jahrhundertwende. Hmmm. O.k. Man kann es nicht leugnen, die Sozialisation ist dürftig. Es gibt kein 5,- Euro allyoucaneat Sonntagsbrunch mit hübschen Biologiestudentinnen und live-Musik. Dafür aber auch keine Visitenkarten-wo-hast-Du-gerade-Praktikum-gemacht öde Partys mit Schnösel-Kosten-Nutzen-Abwägungs-Garantie.

 

Wenn ich hier etwas ändern müsste/könnte….

wäre es die gewerbliche Flächenversiegelung einerseits zu stoppen und der Innenstadtverödung andererseits entgegenzuwirken. Dazu würde ich, wenn ich mal was beiseite hätte, in Buchen ein „Café del mundo“ eröffnen, einen Laden mit Kaffee und Mikrofon und weltgereistem Charme. Tasse Kaffee mit Begegnung: 2,50,- Euro

 

Zugereiste Stadtmenschen….

Welcome in heaven – enjoy! I’ll show you the most interesting places.

 

Wenn ich alt werde…..

werde ich vielleicht weise.

 

 

 

 

 

  • 5 Kommentare
  • hüsken 4. Januar 2014

    geht mir in etwa genauso.Von der Großstadt aufs Land

    • Friederike 4. Januar 2014

      Aha – noch ein potentieller Fragebogenausfüller?? Wenn Sie Lust haben mitzumachen, schicken Sie mir hier übers Kontaktformular einfach eine Nachricht!
      Das gilt im Übrigen für alle hier mitlesenden Odenwälder! ;-) Ich freue mich über jede Rückmeldung! Nur zu.

  • Waltraud Kessler-Helm + Hanno Helm 4. Januar 2014

    tolle Geschichte, tolle Einstellung….gefällt mir sehr gut….wir schicken unsre auch noch ;-) LG

  • kiezneurotiker 6. Januar 2014

    Tolle Idee! Mach bitte weiter.

    • Friederike 6. Januar 2014

      Gerne! So weit, wie die Rückmeldungen reichen.

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