Ich musste natürlich erstmal nachgeschlagen, was das Wort Dystopie genau bedeutet, und ob der Begriff überhaupt passt. Ja, passt: Dystopie ist die Darstellung einer möglichen, düsteren Zukunft, die nicht wünschenswert oder erstrebenswert ist, steht da.

Na, dann: Der Wald sieht heute früh alt und grau aus, runzlig und verwelkt. Dystopisch geradezu. So stelle ich mir den Wald nach dem Weltuntergang vor, oder nach irgendeinem Urknall. Es wirkt, als sei eine gigantische Staubwolke auf die Erde niedergegangen und hätte sich auf Bäumen, Büschen, Blättern und Zweigen abgelegt und alles Lebendige unter sich begraben.

So ganz falsch ist das mit der Staubwolke nicht: Der Wald ist frisch gekalkt worden, mit einem Spezialfahrzeug mit anmontierten Kalkkanonen rechts und links, vielleicht gestern erst. Jedenfalls habe ich das so nah noch nie erlebt.

Entlang des Weges alles Grau in Grau. Leichengrau, denke ich bei mir. An manchen Stellen sehen die Blätter aus wie verstaubtes Metall, und ich warte nur darauf, dass ein Windstoß kommt und sie zum Klirren und Klappern bringen wird. Wie diese Windspiele, die manche Leute in den Garten hängen, kling-klang-klang-kling-kling-kling-kling-klang-klang klimpern die den ganzen Tag. (Mich würde das ja rasend machen, aber bitte.).

Das Grau, das vermeintlich Abgestorbene, der staubige Film über allem, wie Mehltau, das Düstere: Na, das passt ja perfekt zur Weltenlage, sage ich schmallippig zu den Hunden und in den Wald hinein, und das schon früh am Morgen! Deprimierend schlechte Laune verbreiten, noch vor dem Frühstück: ja, das kann ich.

Auf dem Rückweg durch die dystopische Waldlandschaft sehe ich die Zweige der alten Eiche und vier leuchtend grüne Blättchen in all dem Grau, die den Staubangriff unbeschadet, unverstaubt und frisch überstanden haben. Wie ein kleines Wunder. Und dann gehts eigentlich schon wieder mit der Laune. Glaube, Liebe, Hoffnung undsoweiter, dazu die Zuversicht, blabla, naja, Sie wissen schon. Ein bisschen wie in dem Gedicht mit dem Mandelzweig, vielleicht kennen Sie das, sonst bitte (Klick!) hier entlang.

Das mit dem Kalk im Wald ist ja ohnehin so eine Geschichte von Hoffnung, Zuversicht und Zukunft, ich habe das auf dem Schild am Waldrand nochmal nachgelesen; sieht oll und staubig aus, sorgt aber für frisches, sattes Leben oder irgendwie so. Für nähere Informationen fragen Sie bitte Ihren Förster oder einen Biologen.

2 Kommentare zu “Dystopisch”

  1. Könnte man das auch als Anti-Aging anwenden oder Regenerationskur für Menschen anwenden? Wenn ja, sagen Sie mir bitte Bescheid, wann bei Ihnen das nächste Mal gekalkt wird. Ich werde mich dann bescheiden irgendwo zwischen die Bäume stellen …

  2. interessant, dass das die Lebensbedingungen der Bodenlebewesen verbessert. Im Hühnerstall kalkt man um es den Lebewesen schwer zu machen.

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