Ganz still ist es im Dorf, so still, dass die Stille tatsächlich fast dröhnend wirkt. Es ist ein bißchen, als habe man Stöpsel in den Ohren, ich warte nur darauf, dass ich mein eigenes Blut rauschen, den eigenen Herzschlag hören kann.

Es ist so still, wie es nur an einem Karfreitagmorgen auf dem Lande sein kann. Nichts hört man, überhaupt gar nichts. Keine Stimmen, keine Autos, keine Flugzeuge, keine Motoren, keine Schritte, nicht mal Vogelgezwitscher. Ich habe das Schlafzimmerfenster noch weit auf, und höre doch nur das leise Ticken der Uhr. Ab und zu kräht JoHahn im Stall gegen die morgendliche Stille an.

Als es grade hell geworden ist, zu nachtschlafender Zeit, kommen die Klapperbuben und die Klappermädchen, sie murmeln, es ist ein Singsang, dann schweigen sie wieder und machen mit Ratschen und Klappern Lärm.

Quer durchs Dorf laufen sie, der Krach schwillt an, schwillt ab, dann wieder an. Ich liege im Bett und horche und freue mich über die uralte Tradition, die nur so selten noch gepflegt wird. Der nasse Wind treibt noch eine Weile Lärm-Fetzen über das Dorf, dann ist wieder Totenstille.

Schlechtes Wetter und schlechte Laune gehören zu Karfreitag wie die Bäume zum Odenwald, das ist in meiner preußisch-protestantischen DNA irgendwie verankert, seit jeher. Dabei ist das mit dem schlechten Wetter ja Ansichtssache, und eigentlich sind Nebel und Regen das beste Wetter zum Fotografieren der Bäume im Odenwald, also steigt auch meine Laune gleich. Am Katzenbuckel sieht man am späteren Morgen die Hand kaum vor Augen, ich knipse ein bißchen herum, kein Mensch ist unterwegs, überall wieder nur diese Stille.

Auf dem Weg zurück zum Parkplatz lichtet sich der Nebel, Wir haben die beste Zeit des Tages erwischt, sage ich zufrieden und ein bisschen blödsinnig zu den Hunden. Während die beiden ins Auto springen, kommt eine kleine Wandergruppe um die Ecke, schwätzende Männer und Frauen in Regenfunktionskleidung. In einem anderen Auto tobt wild kläffend ein Hund, daneben schält sich eine Familie aus einem Van, ein Säugling brüllt wie am Spieß. Schnell fahren wir heim.

Naja, Sie wissen schon.

7 Kommentare zu “Karfreitag, morgens.”

  1. Wunderschön! Ich fand es hier auf der Odw-Westseite heute bei nieseligen 8 Grad auch schön – so viel helles Grün im Wald! Und, wie du sagt – relativ wenige Menschen (hier ein paar mehr, hier gibt es v.a. viele Reiterinnen, die sind bei jedem Wetter unterwegs.) Und noch ein letztes Mal Bärlauch abgeräumt, der jetzt grade zu blühen anfängt.

  2. Danke! für die wunderbaren Bilder und insbesondere auch für den Bildungsinput „Klapperbuben und Klappermädchen“.
    Ein frohes Osterfest für alle Leser*innen!

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