An einem der Nebentische im feinen Hotel-Restaurant sitzt eine fröhliche Gruppe Urlauber, sie lassen es sich gutgehen, lachen, trinken, essen, Vorspeise, Hauptspeise, Dessert und Wein und Schnaps. Gesprächsfetzen wehen herüber, aber zu verstehen ist nur wenig.

Zwischen Hirschbraten und Fischfilet wird eine der Frauen etwas lauter, so, als sollten es alle hören. Die kriegen alles, und wir kriegen nichts, sagt sie, die Asylanten kriegen alles, einfach so. Zustimmendes Gebrummel, Gläserklirren. Die kriegen alles. Und ich? Ich hab mein Leben lang gearbeitet und kriege: nix. Dann wechseln sie das Thema, erzählen sich von ihren Urlauben und Fernreisen, den vergangenen und den geplanten, und lassen es sich weiter gutgehen. Noch ein Schnäpschen, noch ein Rotwein? Aber klar, was kostet die Welt.

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Vor dem Hotel steht morgens wiederum eine kleine Wandergruppe, zu ihren Füßen bewegt sich was. Ein Eichhörnchen? Ein kleines Kätzchen?, so genau ist das auf die Entfernung noch nicht auszumachen. Frau Dr. Margot Wichtig entscheidet sich für die Variante Kätzchen und fängt augenblicklich an zu schreien wie ein wildgewordener Papagei auf Speed, sie zieht und zerrt schreiend an der Leine, will zu dem Kätzchen hin, kreischt in den allerhöchsten Tönen. Die Aufmerksamkeit des gesamten Hotels ist uns jedenfalls sicher.

Wir bewegen uns also neugierig auf die Gruppe zu, das wildgewordene Hündchen zieht und zerrt, es will kreischend auf das Kätzchen zustürzen und bemerkt aber im letzten Augenblick, dass es sich mitnichten um ein Kätzchen, sondern vielmehr um einen winzigen Zwergdackelwelpen handelt. Kurz stutzt sie, dann biegt sie unmittelbar vor der verdatterten Zwergdackelwelpenschnauze ab und geht in unbestimmte Richtung davon, so, als wäre nichts gewesen. Mir scheint, man kann sich da was abgucken. Aber jedenfalls haben wir alle herzlich gelacht.

Auf dem Rückweg Richtung Odenwald noch eine kurze Lieselotte-Pulver-Gedenkminute am Schloss Mespelbrunn eingelegt, die Älteren unter Ihnen erinnern sich, Wirtshaus im Spessart undsoweiter. In schlechten Zeiten mal an Lieselotte Pulvers weltberühmtes legendäres Lachen denken, dann gehts eigentlich wieder.

Jetzt also wieder zurück, zuhause, Resturlaub. Gleich melden sich Rasselhusten und Glüh-Birne wieder, als wollte sich der Körper dagegen wehren, dass er sich jetzt langsam wieder mit dem Alltag, der Wirklichkeit, dem Weltgeschehen auseinandersetzen muß. Ich sollte mal zwei, drei Jahre am Stück schlafen, dann wird es vielleicht besser.

Während Du weg warst, habe ich täglich zwei oder drei Eier aus dem Hühnerstall geholt, sagt der Gatte stolz und wie zum Trost, um dann anzufügen Aber seit Du wieder da bist, legen sie jetzt plötzlich nicht mehr.

Ja, Danke, Ihr mich auch. Naja, Sie wissen schon.

3 Kommentare zu “Menschen im Hotel und andere Begebenheiten.”

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