Zwölf Bilder, die den Zwölften des Monats grob umreißen, also bitte. Die freundliche Nachbarbloggerin sammelt alle diese Fotos, und hier können Sie nachsehen, wie das bei anderen so aussieht.

Ein Samstag auf dem Lande, den wir zumindest zeitweise so verbringen, wie man einen Samstag auf dem Lande gemeinhin verbringen sollte. Schlafen, bis die Morgensonne durchs Fenster schaut, siehe oben, das geht natürlich eigentlich nicht auf dem Lande, aber Schwamm drüber.

Es ist eine abgrundtiefe Müdigkeit, eine früher ungekannte innere Erschöpfung, die mich so lange liegen lässt, und ich könnte vermutlich 16 Stunden schlafen und wäre immernoch müde. Es scheint einigen so zu gehen und es scheint irgendwas mit der Welt im Allgemeinen zu tun zu haben, naja, Sie wissen schon.

Der erste Weg führt uns zum Supermarkt und zum Raiffeisen, 25 Kilometer sind wir mit dem Auto unterwegs für ein paar Lebensmitteleinkäufe und drei Säcke Hühnerfutter. Wie so richtige Landleute. Das Hühnerfutter kostet im Übrigen das Vielfache der Lebensmittel, aber man muß eben Prioritäten setzen, und die Hühnerhaltung entwickelt sich mehr und mehr zum teuren Hobbyspaß.

Wir bewundern die kleine Apfelsammelstelle beim Raiffeisenmarkt, in diesem Jahr fragen sogar die Obstbauern vom Bodensee nach Odenwälder Äpfeln, das habe ich neulich hier gelesen.

Dreimal 25 Kilo. Nach getaner Hühnerfuttersäckeschlepperei lasse ich mich erschöpft am Tisch nieder und muß feststellen, a) dass ich doch nicht mehr die Jüngste bin und b) dass das olle Einweg-Feuerzeug nicht mehr funktioniert.

Nun wäre ein kaputtes Einwegfeuerzeug eigentlich keiner Erwähnung wert, aber dieses hier ist das letzte aus dem reichen Fundus der uralten heißgeliebten Tante aus Berlin, die vor (fast auf den Tag genau) zwei Jahren gestorben ist, der Feuerzeugfundus war quasi Teil der Erbmasse. Und ist nun also endgültig aufgebraucht. Wie sehr kann man eine uralte Tante vermissen? Die Feuerzeuge sind jetzt also weg, das Vermissen bleibt.

Um auf andere Gedanken zu kommen: mit den Hunden in den Wald. Ich habe ein Foto-Konzept im Kopf, bin aber hinterher unzufrieden.

Wenn die Olle auf dem Boden rumkriecht und irgendwelche Pilze, Formen, Farben knipst, können wir ja derweil nach dem Erdkern suchen, sagen sich die Hunde und kichern albern. Die sind hinterher nicht unzufrieden, wenngleich sie den Erdkern meines Wissens nicht gefunden haben. Noch nicht.

Der 9. November ist nicht mehr fern, eine befreundete Lehrerin plant ein Schulprojekt zum Thema Mauerfall. Zeitzeugen für Tonaufnahmen hat sie gesucht, und unter anderem zwei Freundinnen und mich gefunden. Bei Kaffee und Kuchen erinnern wir uns also, ich mache die Aufnahmen und bin gespannt, was am Ende daraus wird.

Weißt Du noch?? und Hach, ich könnt schon wieder heulen!, sagen wir immer im Wechsel, obwohl wir allesamt eher robuste Typen als zarte sentimentale Seelchen sind. Es ist ganz erstaunlich – oder eben grade nicht erstaunlich -, wie sehr uns das Thema bis heute berührt und bewegt.

Mich berührt es so sehr, dass ich kaum Fotos oder Filme vom 9. November 1989 angucken möchte, mir wird da immer ganz eng im Hals. Und dann möchte ich wieder den Kopf schütteln und sagen MannMannMann, was ist daraus nur geworden?, aber das ist jetzt wieder eine ganz andere und sehr komplizierte Geschichte.

Jedenfalls machen der Gatte und ich uns am späteren Nachmittag noch vor der Haustür zu schaffen, wie so richtige Landleute, wir sind allerdings- um es vorsichtig, ganz vorsichtig zu formulieren – nicht eben vorbildlich, wenn es um die Pflege von Grundstück und Trottoir geht. (Benutzt übrigens noch irgendjemand das Wort Trottoir?). Am Vormittag hatte unangekündigt der liebe Freund aus dem Nachbardorf vor dem Haus gestanden, Die Hecke gehört mal wieder gestutzt!, und war mit seiner Kettensäge oder Motorsäge (oder wie das Ding heißt) auf das Gebüsch losgegangen und hatte es in Form gebracht. Wir lieben ihn sehr dafür und wollten nun auch das Drumherum noch ein bißchen in Form bringen.

Es sieht bedauerlicherweise hinterher nicht viel besser aus als vorher, aber wir haben guten Willen gezeigt, und ich denke, das ist doch schon mal was. Um wieviel besser wäre die Welt eigentlich, wenn alle Menschen hin und wieder guten Willen zeigen würden? Sehen Sie? Eben.

Den Rest des Tages werden wir so verbringen wie die Hunde: Auf dem Sofa. Vielleicht sogar den Rest des Wochenendes. Den Rest der ganzen nächsten Woche, oder vielleicht auch den Rest des Lebens, mal schauen, das klingt ganz reizvoll. Aber vorallem: Auf welchem Sofa? Dieses hier ist ja besetzt. Naja, Sie wissen schon.

10 Kommentare zu “12 von 12”

  1. …unglaublich, diese Aufnahmen! Insbesondere der einzelne „tiger-gescheckte‘ Farn hat es mir angetan!
    Merci vielmals – thank you very much – merci – grazie mille … ach ja, und: danke SCHÖN!
    Herzliche Wochend-Grüße, Entspannung und Erholung …
    Gabriela

  2. Komisch: Jetzt beginnt die Zeit, in der ich am liebsten in meiner alten Heimat war. Dieser Farn im Wald! Diese Äpfelhaufen! ( Den Duft habe ich sofort in der Nase. )
    Ich wünsche viel quality couch time!
    LG
    Astrid

  3. Apfelduft! ich schließe mich Astrid an! wunderbar, immer wieder.
    So ein schöner Beitrag!
    und ja, bitte mehr „guten Willen“ haben
    Dankeschön
    Liebe Grüße und erholsames Wochenende
    Nina

  4. Beim Apfelhaufen kommen gleich Kindheitserinnerungen an die Obstverwertung, die daraus Apfelsaft gemacht hat. Inzwischen macht das mein Bruder in Bioqualität und garantiert von den eigenen Äpfeln. Ach, und das mit der Hof- und Straßenpflege kenne ich auch nur zu gut vom Dorf der Kindheit. Hat sich bis heute offensichtlich nicht geändert, im Odenwald wie in der Oberpfalz. Hin und weg bin ich vom Farn. Und was bin ich froh, dass bei uns nur Katzen das Sofa besetzen, da passen wir wenigstens noch mit dazu ;-)
    Liebe Grüße, heike

  5. Sehr schöner Beitrag und Bilder, Danke.
    Ja, das Trottoir. Ist dieser Bürgersteig nicht etwas städtisches? Aber auch ich benutze das alte mondäne Wort als alter Bonner Städter auch noch, mach mir aber hier im Odenwald immer wieder meine Gedanken darüber.
    Warum ein Trottoir auch auf dem Lande? ist ein Trottoir nicht ein durch Bordsteinkanten erhabenes Relikt aus alten Zeiten unbefestigter und dreckiger Straßen, wo kein Teer, sondern Schlamm, Hühnerscheiße und Pferdeäpfel die Straße pflasterten? Es stimmt. Hier im Odenwald habe ich das Wort Trottoir auch nie gehört. Gehweg eher, aber was für ein langweiliger Begriff im Vergleich zum eleganten großstädtischen Trottoir, auf dem man nicht nur ging, sondern auch flanierte. Obwohl. „Geh-weg“! Aber weg wovon? Von A nach B ? Also doch kein langweiliger Begriff?
    Aber egal und ohne Scheiß; ob Gehweg, Trottoir oder Bürgersteig, macht ein solch abgrenzender Fußgängerweg innerhalb der Ortschaften heutzutage wirklich noch Sinn? In Zeiten, wo wir die Autos eh weiter zügeln wollen. Warum noch ein Trottoir, welches wir zu allem Überfluss auch noch zum Wochenende kehren müssen?
    Also weg mit dem Bürgersteig und für eine „Straße für Alle“, ohne starre Abgrenzung zur PS Hierarchie und Bordsteinkante. Lieber Gebote für ein flexibles maßvolles und verantwortungsvolles Tempo der Schnelleren. Gerne auch mit Leitlinien und Markierungen und stetem Vorfahrts-und Vorgehrecht des jeweils Schwächeren.
    Auch das Parken ist hier in den Ortschaften auf dem Land nicht ideal gelöst. Geparkt wird gewöhnlich zwischen dem Gehweg und der Fahrbahn, also im Grunde mitten auf der Straße. Hätte man eine Straße für alle, könnten die Autos direkt am Rand der Straße parken, womit die Straße größer und einsichtiger würde. Für eine neue flexible Nutzung unserer Straßen also. Für eine Straße ohne starre Hierarchie der Motorenstärke mit statisch sturen Temposchildern, die jedem das unsinnige Recht geben so schnell zu fahren, wie angegeben. Fußgänger haben zu warten. Katzen müssen huschen. Mit individueller Rück-, Ein- und Umsicht aller ließe sich ein breiter und nunmehr übersichtlicher Straßenraum in den Ortschaften wieder neu erschließen und flexibler für alle nutzen. Muss ja nicht gleich „Spielstraße“ heißen. Im Ernst. Wer weiß, die neu beschlossene Straßenverkehrsordnung bietet da womöglich vereinfachte Gestaltungsmöglichkeiten. Vielleicht probierst mal einer aus.

  6. meine oma in der eifel sagte in den 50/60-er jahren nur trottoir, war wohl ein überbleibsel aus der französischen besatzung, denke ich. aber es wurde nur der befestigte gehweg so benannt. danke für die stimmungsvollen fotos. LG roswitha

  7. „wenngleich sie den Erdkern meines Wissens nicht gefunden haben. Noch nicht“
    Nun ja. Einer meiner Kater ist auch auf der Suche nach dem Erdkern und bringt erstaunliche Mengen an Erdaushub zustande. Wobei die Feliden das Loch dann aber auch wieder zuschippen, also, ordentlich sind sie!

  8. Trottoir habe ich schon ganz lange nicht mehr gehört. Bei uns im Ruhrgebiet sagen wir schon mal Trotto-Wah. Wobei die meisten wohl annehmen, dass sich das vom Wort „trotten“ ableitet. Ist auch nicht so ganz falsch, denn auffem Trotto-Wah trottet man ja so vor sich hin.

    Ich fände es auch schön, wenn jeder ein bißchen mehr guten Willen zeigt. Und so auch aus Erinnerungen – wie die an den Tag des Mauerfalls – lernen könnte.

    Liebe Grüße
    Britta

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