Wir halten also fest: Der Odenwald ist auch schön. Wie man das so sagt, am Ende eines Urlaubs. Ist aber wirklich so. Manchmal, beim Heimfahren aus Ferienregionen, glotze ich aus dem Autofenster auf die vorbeiziehende Odenwälder Landschaft und frage mich, wieso ich überhaupt in Urlaub gefahren bin. Siehe, das Gute liegt so nah, undsoweiterundsoweiter, olle Goethe wieder, naja, Sie wissen schon.

Blick aufs Dorf

Ich bin ja überhaupt der Meinung, das Urlaub in fernen und auch weniger fernen Ländern überbewertet wird; solange ich noch nie in der blühenden Lüneburger Heide war, oder im Elbsandsteingebirge, so lange müsste ich eigentlich nirgendwo ins Ausland. Besonders Elbsandsteingebirge, da würde ich ja gerne mal hin, und auch wieder nicht, aber das ist jetzt wieder eine andere, komplizierte Geschichte.

Aber Urlaub im Ausland, der Gatte wünscht es sich, also bitte. Vielleicht eines Tages auch mal wieder nach Italien, das wünscht er sich über die Maßen, aber fahren Sie mal im Sommer mit drei Hunden im Auto nach Italien. Ich werde mir da was ausdenken müssen. Bis dahin gilt die gemeinsame Urlaubsdevise: geflogen wird nicht, und Reiseziele sollten nicht weiter als fünf Autostunden entfernt liegen.

Kirchturm Wagenschwend

Jedenfalls hatte der Odenwald heute den Himmel sehr schön, pünktlich zum 1. Oktober und pünktlich zu unserer Wiederkehr, und ich beschloss, meinem Ruf als Fachblog für Bewölkung ein wenig Futter zu geben und aber gleichzeitig noch der Schwarz-weiß-Knipserei ein bisschen länger treu zu bleiben. Das mit dem Fachblog für Bewölkung hat sich der verehrte Nachbarblogger Buddenbohm ausgedacht, und deswegen renne ich dann an Tagen wie diesem wie weiland Rumpelstilz durch die Gegend und knipse und knipse, da hat er ja mal schön was angerichtet, der Herr Buddenbohm, ja, danke, Sie mich auch.

Beim Friedhof Wagenschwend
Drama, Baby, Drama.
1. Oktober im Odenwald.

Ansonsten habe ich geschlagene zwei Wochen lang die Nachrichtenlage und das Weltgeschehen nur ganz am Rande verfolgt, und vielleicht waren das deswegen zwei besonders erholsame Wochen. Ich kann das nur dringend empfehlen. Wenn ich nicht einen Teil meines Lebensunterhaltes damit verdienen würde, Nachrichtenlage und Weltgeschehen scharf im Blick zu behalten, dann würde ich mich in meinem Odenwälder Häuschen einschließen, das Internet kappen, die Telefonleitung durchschneiden, die Antenne vom Dach holen und einfach so vor mich hin-leben. Und ein bisschen herumknipsen.

Und Kartoffeln anbauen, das unbedingt! Die Ernte sieht sehr famos aus in diesem Jahr, wir haben bereits einen Teil dem vermatschten Boden entrissen und ins Haus geschleppt und planen für heute abend eine erste Verkostung. Nachdem ansonsten in dieser Saison nichts was geworden ist (nichts, wirklich nichts), der Gemüsegarten mithin eine dramatische Komplettpleite war, können wir uns dann vielleicht bis zum kommenden Sommer mit Kartoffeln über die Runden retten.

Wir werden also allabendlich – etwas verzweifelt, aber immerhin – an irgendwelchen Kartoffeln herumnagen, gekocht, gestampft, gebraten, während sie sich draußen die dicken Bäuche halten vor Lachen: die Vöglein und die Nacktschnecklein und die Käferlein und die süßen kleinen Raupen, und wie sie alle miteinander heißen, diese Drecksviecher.

7 Kommentare zu “Fachblog für Bewölkung”

  1. Ja, die Odenwälder Wolken sind ja auch besonders schön ;-)
    Bezüglich des Urlaubs kann ich dir voll zustimmen. In Zeiten des Klimawandels und der angestrebten CO²-Reduzierung sollte man das Fliegen auf das unbedingt notwendige beschränken. Urlaub ist auch in Deutschland schön – und erholsam. Siehe oben…
    Liebe Grüße
    Rolf

  2. Ich kann den Gedanken absolut nachvollziehen, dass man manchmal gar nicht weit reisen muss, um die Schönheit der Natur zu genießen. Der Odenwald hat wirklich seinen ganz eigenen Charme, und es ist schön zu hören, dass ihr die Rückkehr aus dem Urlaub so positiv erlebt habt.

    Die Idee, Urlaub in der Nähe zu machen, finde ich auch sehr sympathisch. Es gibt so viele wunderbare Orte in Deutschland, die oft unterschätzt werden. Die Lüneburger Heide und das Elbsandsteingebirge stehen auch auf meiner Liste der Reiseziele, die ich unbedingt noch erkunden möchte.

    Was die Reise mit den Hunden nach Italien angeht – das klingt nach einer echten Herausforderung! Aber wer weiß, vielleicht findet ihr ja eine kreative Lösung, die allen gerecht wird. Bis dahin scheint der Odenwald ein perfekter Rückzugsort zu sein, besonders wenn der Himmel so schön ist wie beschrieben.

    Und was die Kartoffeln betrifft – ich drücke die Daumen für eine reiche Ernte und viele leckere Gerichte! Es ist doch immer wieder erstaunlich, wie viel Freude und Zufriedenheit ein eigener kleiner Gemüsegarten bringen kann, selbst wenn nicht alles nach Plan läuft.

    Vielen Dank für diesen erfrischenden Einblick in euren Alltag und die humorvolle Art, wie ihr die kleinen und großen Herausforderungen des Lebens meistert!

    Liebe Grüße
    Ein Schweizer in Neckargerach

  3. Als gebürtige Dresdnerin und jetzt beheimatet südlich der Lüneburger Heide sage ich: Kommen Sie gerne und unbedingt! Die Landschaften können ja nichts für ihre z.T. dusseligen Bewohner. Und ja, 30% braune Sch**ße-Wähler*innen sind doof, aber es gibt da halt auch 70% Demokrat*innen ❤
    Und falls Sie es wirklich nicht über’s Herz bringen und in Sachsen Urlaub machen wollen: Das Elbsandsteingebirge geht auch im Nachbarland weiter und bietet dort auch ein wunderschönes Wandergebiet…

    Schöne Grüße,
    Nadine

  4. So sehr ich den Odenwald mit und ohne Wolken genieße, so sehr genieße ich Wolken im Urlaub in der Normandie, denn: sie sind mehr und mit Meer. ;-)

  5. Wir waren im September an der Ostsee bei Wismar und ich habe noch nie im Urlaub so viele Hunde gesehen. Die Wolken über dem Meer waren grandios, bis zum Abreisetag nur gutes Wetter. Vom Odenwald vielleicht eher 6 Stunden, also etwas über Ihrer Reisegrenze, aber wunderschön. Allerdings ging niemand mehr schwimmen.

  6. Ich finde ja Schwarzweissbilder haben immer ein bisschen was trostloses an sich. Und vor dem Hintergrund, dass die Evolution ein paar Millionen Jahre damit verbracht hat, uns das Farbsehen dran zu evolutionieren, und wir dann noch ein paar Jahre gebraucht haben, um die Farbe in unsere Fotos zu packen, finde ich es schon fast fahrlässig, dass Du die Farbe aus deinen Fotos einfach so wieder weg machst. Andererseits sind es Deine Fotos und Deine Farbe, also mach wie Du willst.

    Viele Grüsse aus dem Süden
    Stefan

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