Die Zeit verrennt, und schon wieder der Zwölfte des Monats. Die freundliche Nachbarbloggerin möchte da von uns zwölf Fotos vom Tage sehen, so will es die inzwischen jahrzehntelange Bloggertradition, also bitte sehr. Zu viel mehr komme ich aktuell ohnehin nicht, treue Leser haben es vielleicht bemerkt, mein Büro und vorallem das dazugehörige große Studio in Mannheim, das ist seit Wochen so eine Art radio-aktive Zentrale des Wahnsinns, und alles fast nur mit äußerst unerfreulichen Themen, aber naja, Sie wissen schon. Kopf über Wasser halten, nicht Verzweifeln, weitermachen.
Neulich musste ich sogar bei Einsätzen in Mannheim aushelfen, es ging um mehrere Großdemos in Mannheim, es wurden Zusammenstöße und Ausschreitungen befürchtet, und die Kollegen meinten, sie bräuchten für die Berichterstattung vor Ort eine erfahrene Reporterin. Also mich. (Hier jetzt Schenkelklopfgeräusch einfügen. Ich? Erfahren? Ich lebe seit bald 25 Jahren in einer der friedlichsten Regionen dieses Erdenballs, ich habe seit gefühlt 300 Jahren keine ernstzunehmende aufgeheizte Demo mehr erlebt, und die einzigen größeren Menschenansammlungen, mit denen ich es im Odenwald zu tun habe, sind der jährliche Gänschmarsch bei der Buchener Faschenacht oder die Rathausstürmung in Mosbach zu der allergleichen närrischen Zeit.
Ich bekomme schon schweißnasse Hände, wenn ich nur dran denke, dass Menschen sich gegenseitig anschreien, hauen oder an den Haaren ziehen könnten, so ein Schisser eine Mimose bin ich inzwischen, ich habe da keinerlei Übung mehr, aber bitte.) Ich habe natürlich (trotzdem) Ja gesagt, und am Ende blieb alles ruhig, ich habe brav berichtet, und meine schweißnassen Hände waren auch bald wieder getrocknet.
So, aber jetzt die restlichen elf Bilder.
Stinknormaler Arbeitstag ist das heute. Erstmal Hunde wecken, dann obligatorische Runde im Wald. Mit neuer Foto-App aufm Händy rumprobieren.
Und weil das hier ein Blog mit Bildungs-Service für die Auswärtigen ist: Klick!: Wer um alles in der Welt ist Joseph Martin Kraus? und Wer um alles in der Welt ist Jakob Mayer?
Auf dem Rückweg knipse ich dann gegenüber vom Büro extra noch diese zwei Fahrräder – damit ich Ihnen nämlich berichten kann, dass heute auf den Tag vor genau 207 Jahren Karl von Drais zum ersten Mal öffentlich mit der von ihm erfundenen Draisine durch die Gegend gefahren ist, das war gar nicht weit von hier: in Mannheim ist olle Kalle mit diesem hölzernen Ding rumgefahren, mit einer Geschwindigkeit von bis zu 15 Kmh, man muß sich das mal vorstellen.
Die Draisine ist quasi die Urururgroßmutter heutiger Fahrräder, aber das allerbeste an der Geschichte ist ja, dass olle Karl von Drais zeitweise im (Achtung!) Odenwald gelebt hat, am Katzenbuckel, und am liebsten (angeblich) die lange Straße von Strümpfelbrunn nach Waldkatzenbach runtergeschossen ist mit seiner hölzernen Höllenmaschine. Ja, da staunen Sie! Drais war allerdings nicht wegen der Radwege im Odenwald gelandet, die waren damals auch noch nicht so super, sondern eher aus hochpolitischen Gründen, das können Sie alles (Klick!) hier nochmal nachlesen, es ist spannend. Bildungsauftrag undsoweiter.
Im Büro geht es weiter mit Recherchen, von Windkraft über Wallfahrt bis zu gräßlichen Prozessen am Landgericht und dem Odenwälder Wow-Projekt zum Speisefettrecycling, das ist so das Themenspektrum einer rasenden Regionalreporterin, mindestens. Die dritte Videokonferenz des Tages, danach noch ein schwerer Unfall im Sendegebiet und ein schnelles Telefonat mit der Polizei, dann aber langsam mal heimzus, wie man hier so sagt.
Zuhause Hunde füttern, Hühner füttern, brütende Glucken bewundern. Wie sie seit Wochen versuchen, das Innere eines Gips-Eis zum Leben zu erwecken, – unglaublich. Und leider unbelehrbar.
Der Künstlergatte hat auch was zum Leben erweckt, eine weiße Leinwand. Ich muß das als erstes (und als Erste) begutachten.
Jetzt Abendessen, Sofa, Buch, Heia.
Da kann ich mir sehr gut vorstellen, dass die Hunde und Hühner ein perfekter Ausgleich sind! Der Lichtstrahl bildet einen tollen Abschluss. Das ist eine geniale Umwandlung der weißen Leinwand!
Liebe Grüße
Andrea
Die Sehnsucht nach einer autofreien Straße kann ich total nachvollziehen – bei soviel Verkehr im Odenwald ;-)
Wie immer lohnt sich mein Besuch hier, denn auch, wenn die große Welt unfreundlich, laut und kriegerisch ist, im Odenwald herrschen Frieden und Entschleunigung.
Liebe Grüße aus meiner ruhigen Gegend, die ich meine Heimat nennen darf! C Stern
„… und richtig gut ist dieser LandLebenBlog … ja, besonders die Bilder – immer wieder ganz großartig … und ja, die Texte, diese Sprache ‚vom Feinsten‘ … “ Zitat aus einem abendlichen Gespräch von heute; so redet man eben im Odenwald …
Ich beobachte ja diese Seite schon lange- zumal ich im Odenwald lebte- allerdings in einer „Grossstadt“ -Schönau. Bin immer fasziniert von den Fotos und den tollen Texten. Und seit 8 Jahren wohne ich auch im Paradies- ausgewandert nach Südungarn. Mit Hund, Katzen, Hühnern, Hasen und 5000qm Platz. Ich danke für jedes Bild und jede Zeile hier- liebe Frau Kroitzsch.
Danke! Das freut mich sehr! Gruß nach Ungarn!
Die Freude an den Morgenrunden kann ich gut nachvollziehen. Seit etlichen Jahren bin ich frühmorgens als Zeitungsbotin unterwegs und genieße jeden Tag die friedliche Ruhe vor dem eigentlichen Tagesgeschäft.
Hallo und vielen Dank für Einblick und Fotos.
Morgenrunden sind etwas Herrliches – besonders, wen man einen passenden Wald zur Hand hat. Der mittelhessische ist übrigens auch sehr zu empfehlen. Vermisse ich heftig, wenn das mal nicht möglich ist.
Gruß
Heiko