Die Tage sind grau, innerlich wie äußerlich. Selbst die lieblichsten Odenwalddörfer wirken trostlos, so grau ist es. Aber im Wald gehts eigentlich, es knistern und knastern die Regentropfen auf den Blättern, es rauscht der Wind in den Wipfeln, dunkelrot sammeln sich die Pfützen auf dem Bundsandsteinboden, knallgrün leuchtet daneben das nasse Moos. Ich mag das ja.

Die Hunde sehen nach einer Stunde im Regen-Wald aus wie Schweine, auf meinen Gummihosen und der Gummijacke überall Dreckspritzer. Nach der Hunderunde gehe ich, vermoddert wie ich bin, noch schnell in den Supermarkt; dass ich einen handtellergroßen Dreckfleck mitten im Gesicht habe, quasi eine Art matschigen Waldweg quer über Nase und Wange, bemerke ich gottlob erst hinterher, zuhause. Ich hatte mich zwar gewundert, warum der freundliche Herr an der Kasse so komisch guckt, aber naja, Sie wissen schon.

Jedenfalls habe ich Ihnen ein bißchen Farbe mitgebracht von unterwegs.

Ich habe da mal vor Monaten einen alten Leuchttisch gekauft, eine Art Metallkoffer mit einer matten Scheibe und einer Lampe drin. Schaltet man das Licht an und legt Dinge auf die Scheibe, leuchten die Dinge von innen, sozusagen. Während ich die Herbstblätter drapiere und knipse, denke ich, vielleicht müsste man auch manche Menschen mal auf einen Leuchttisch legen, die grauen, unscheinbaren, und die griesgrämigen. Damit man endlich mal ihr Leuchten sieht.

Und falls Sie bei diesem Wetter morgen, Sonntag, noch nichts vorhaben: Das kleine Museum im Nachbardorf hat nochmal geöffnet, zum letzten Mal vor der Winterpause. Odenwälder Geschichte und Geschichten, dazu heißer Kaffee und weltbeste Kuchen und Torten. Wer nicht kommt, ist selber schuld. Ich sags ja nur. 14 bis 17 Uhr.

P.S. Fotografieexperten anwesend? Schon wieder diese Farbstiche, ich kriege einen Anfall. Mal hellblau, mal rosa, mal weiß. Im Bearbeitungsprogramm alles immer schön weiß im Hintergrund, hier dann plötzlich diese Töne. Weißabgleich ändern hilft auch nicht.

13 Kommentare zu “Von innen leuchten”

  1. Wow, was für ein lyrischer Text (jedenfalls über weite Strecken) und was für schöne Bilder –
    Merci vielmals!!
    Im Übrigen sind mir die Farbstiche egal – wie schön, keine Expertin zu sein und nur genießen zu können.
    Danke und schöne Wochenend-Grüße an alle Leser*innen!

  2. wunderschön sind die bilder, regen an zum genauen hinschauen. und das mit den menschen, die man auf einen leuchttisch legen sollte – vielleicht reicht da auch etwas geduld und zuhören, der tisch ist so hart ;-). viel erfolg morgen, gruß roswitha

  3. Hoi, denke, dass mit den Farbtönen hat etwas mit dem automatischen Weißabgleich zusammen.
    Wenn Du diesen ausschaltest, müssten die weißen Flächen alle gleich sein.
    Danke, für die tollen Artikel und die Hammerfotoidee!

      1. Bei “alt” und “Lampe” denke ich an etwas mit Glühdraht und daran, dass das bei 50 Hertz Netzfrequenz möglicherweise nicht ganz gleichmäßig leuchtet. Ich würde daher mal mit der Belichtungszeit experimentieren, eher so in Richtung länger statt kürzer. Ist aber nur eine Vermutung.

        1. Die Lampe flackert wie wild….. das könnte in Grund sein. Längere Verschlußzeit schon mal sehr gute Idee, danke!, ausserdem am Ende in der Bearbeitung den Hintergrund höher belichten als das Blatt selber. Weißabgleich ändern bringt wenig.

  4. Von innen zu leuchten ist mir der kostbarste Seinszustand im Menschsein. Wer von innen leuchtet, der kann seine Umgebung entzünden – mit Wärme, Geborgenheit und Liebe.
    Das Leuchten in der Natur ist das schönste, das ich mir überhaupt vorstellen kann. Aber dann, wenn der Herbst sich in Grautönen zeigt, bin ich auch bereit dafür, es ist eine ganz eigene Mystik, die mich da beschäftigt und begeistert. Auch diese Zeit der unendlich scheinenden Stille ist kostbar.
    Liebe Grüße!

  5. Weißabgleich kann so besser funktionieren, wenn man ein Papiertaschentuch vor das Objektiv nimmt, dieses vor dem Leuchttisch ablichtet und diesen Weißwert als manuelle Voreinstellung nutzt. Dann dürfte zumindest die unterschiedliche Blattfarbe nicht mehr wie bei AWB streuen und die unterschiedlichen Säume erzeugen. Ein “weißes” Papiertaschentuch hat etwa den Grauanteil, der für einen optimalen Abgleich nötig ist und das funktioniert erstaunlich oft für diese einfache Methode.

    Sind die Bilder in RAW aufgenommen oder bereits als JPEG? Dann evtl. als RAW und vor dem Umwandeln im Konverter bereits einen Weißabgleich machen.

    Beispiel 1

    Beispiel 2

    1. Ich nehme in raw auf, das mit dem Taschentuch versuche ich mal. In einem ähnlichen Fall hat der quasi selbst gemachte Weißabgleich nichts gebracht aber ich checke das mal.

      1. Sonst bliebe noch das Wechseln der Lichtquelle hinter dem Leuchttisch, eine Zwischenlage auf dem Tisch, die freilich auch wieder Licht schluckt und dazu Fotografieren in einem hellen Raum bei ausreichend Umgebungslicht. Das wird nur durch Versuch und Irrtum herauszufinden sein.

        Sollten Farbstiche bleiben, kann das wegen des starken Gegenlichts auch am Objektiv selber liegen, wo sich trotz Vergütung das Licht an den Durchgangsflächen bricht oder am Blendenrand. Ersteres macht aber eher Flares und das Letztere müsste eher so über f:8 eine nachlassende Schärfe bewirken.

        Es gibt ja auch Leuchttische, deren Farbtemperatur regelbar ist, aber das ist vermutlich mit Kanonen auf Spatzen schießen.

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