Es bleibt eisig im Hohen Odenwald, ich mag dieses Wetter. Man muß sich halt nur richtig anziehen. Ich sehe da draußen aus wie die Mume Iffendiffen, eine vermummte Gestalt, die krumm-bucklig durch den Schnee ackert, mit merkwürdiger Kopfbedeckung, darüber eine Kapuze, ein uralter Wollmantel, dicke Winterstiefel. Die Stiefel übrigens sind das Allerbeste, warm und robust, begleiten sich mich seit vielen Jahren durch die Odenwälder Winterzeiten. Ich habe seinerzeit einen Haufen Geld dafür bezahlt, aber sie sind jeden Cent wert. Dass sie quasi Eins zu Eins aussehen wie die original Winterstiefel der Deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg, das habe ich neulich gelernt, ich bekam tatsächlich ein solches Wehrmachtstiefelpaar gezeigt, war kurz irritiert, frage aber nicht weiter nach. Vielleicht muß man nicht alles ergründen.

Aber ich schweife ab: Jedenfalls ist es bitterkalt und windig, die Straßen grau-weiß und rutschig. Überall passieren Glatteis-Unfälle, nur hier wieder nicht, hier kann man Autofahren. Ich habe das letzten Endes auch hier gelernt, ich erinnere mich an eine einzige Fahrstunde im Schnee durch Berlin, wirklich fit gemacht für Odenwälder Winter hat mich das sicher nicht, aber mit der Zeit habe ich es gelernt, mich kann hier nichts mehr schocken. Einmal bin ich im Odenwald tatsächlich mit einem smart in einer Schneewehe steckengeblieben, nichts ging mehr, aber ich habe den Wagen eine halbe Stunde lang geschaukelt, vor und zurück, vor und zurück, bis er endlich aus der Wehe raus war. Kenner wissen, wovon ich spreche.

Und wo wir grade beim Autofahren sind: Ich habe da einen tollen Kerl kennengelernt, den Blumi, Torsten Blum, Fahrlehrer von Beruf und erfrischend neugierig auf Menschen. So neugierig und gleichzeitig heimatverbunden, dass er einen Podcast macht, die Baulandperlen. Ich durfte vor einiger Zeit zu Gast in seinem Podcastkeller sein, er hat gefragt, ich habe geantwortet. Also, genau gesagt, hat er nur Stichjworte geliefert, ich habe geredet wie zwei Wasserfälle, das ist mir im Nachhinein etwas unangenehm. Mag aber damit zusammenhängen, dass mich normalerweise nie irgendjemand groß fragt, ich bin ja immer die Fragende. Irgendwie ist es da mit mir durchgegangen, naja, Sie wissen schon. Wenn Sie mal reinhören wollen, bitte sehr, die Folge ist ab sofort online, (Klick!) hier entlang zu spotify, (oder Sie suchen sich den Podcast auf anderen Plattformen), es geht um meinen Job und einmal quer durch den Odenwald-Berlin-Gemüsegarten. Überhaupt sind alle Podcast-Folgen hörenswert, man lernt spannende Menschen und spannende Geschichten kennen. Das ist ja nie verkehrt.

Am Katzenbuckel war ich heute früh auch schon unterwegs, krummbucklig und mit den Wehrmachtsstiefeln. Und die Kamera mit dem merkwürdigen Vintage-Objektiv hatte ich dabei, ein bißchen rumprobieren. Kein Mensch unterwegs, nur die Hunde und ich, und das Klirren der gefrorenen Zweige und Blätter im Wind. Schön war das. Ich habe ja ab donnerstags frei. Wenn nicht wieder eine Schießerei oder ein Hauseinsturz oder ein Großbrand dazwischenkommt.

7 Kommentare zu “Dies und Das und ein Podcast.”

  1. Liebe Friederike,
    wie schön, dass Du Deinen freien Tag nutzt, um an Mume Iffendiffen und die Wehrmachtsstiefel (Gott-sei-Dank in nostalgischem Zusammenhang!) zu erinnern.
    Danke auch für die ‚eisig‘-schönen Bilder!
    Gabriela, mit schönen Grüßen an alle Leser‘innen

  2. Auf den Fotos: DIE Momente, in denen ich mich mal wieder in die alte Heimat zurückwünsche.Ausnahmsweise.Das gibt es hier halt nicht: Winter.
    GLG
    Astrid

  3. Jetzt habe ich doch tatsächlich den ganzen Podcast von vorne bis hinten durchgehört, hat mir super gefallen. Hast ja auch eine tolle Stimme (und etwas Berlinerisch kommt halt doch immer noch durch ;-) )
    Nicht nur der Odenwald ist schön, auch Tauberfranken ist einen Besuch (z.B. aus Berlin) wert…
    Ade, Rolf

  4. Das zweite Foto finde ich besonders ansprechend. Da kommt der Altglaseffekt besonders gut durch den Hintergrund heraus.

    Daumen hoch!

    Die Objektive sind durch den geringen Spielraum oft schwierig zu nutzen und es braucht schon etwas Übung dazu, um den Punkt zu treffen. Ohne Stativ, Liveview und Bildschirmlupe wird das bei mir nix. Das 135/2.8er Pentacon ärgert mich dabei bis heute, macht aber auch ein Hammer-Bokeh.

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