Ich war am Sonntag in einem Paralleluniversum, bei einer Freundin, die einen Welpen zuhause hat, und wir haben einen halben Tag ausschließlich damit zugebracht, wie zwei alte Schachteln auf Gartenstühlchen in der Sonne zu sitzen und mit etwas dümmlichem Grinsen und Oh wie süüüß, und Oh, guck mal schnell! meiner Frau Lieselotte und dem kleinen Welpen zuzuschauen, das war ausgesprochen schön. So einen Satz hätte ich ja vor zwei Jahren auch weder geschrieben noch gedacht, soweit ist es also schon. Die Zeiten ändern sich. Und so ein junger Hund kann Wunder wirken, man glaubt es kaum.

Ich denke daraufhin darüber nach, mal vier Wochen Urlaub in einem wirklichen Paralleluniversum zu machen, irgendwo, wo es weder Radio noch Internet noch Zeitungen gibt, ich bräuchte vermutlich nicht mal einen Welpen dazu. Nur eben ein Paralleluniversum, irgendwo da draußen in den Weiten der Galaxie, das muß doch möglich sein, herrgottnochmal.. Ich suche noch nach dem entsprechenden Reiseveranstalter, wenn ich da fündig geworden bin, teile ich Ihnen das gerne mit.

Auf dem Weg zur Welpen-Freundin muss ich noch tanken, schweren Schrittes bewege ich mich auf die Kasse zu, und die Tankstellenkassiererin sagt ungefragt Bei den Spritpreisen ist übrigens eine Viertelstunde Seelorge inklusive, möchten Sie das Angebot wahrnehmen? Ich verneine, und dann lachen wir beide ein bißchen gequält.

Auf der A5 und der A6 halte ich mich brav an Tempo 100, aus Energiespargründen, ich fahre ohnehin gerne gemütlich und wette oft mit mir selber, wie sparsam ich das Fahrzeug von A nach B bewegen kann, aber ich werde damit einmal mehr zum verkehrsbehindernden Volltrottel. Dicke PS-Monster rauschen brüllend mit 180 oder 200 an mir vorbei, der übliche Aggro-Nahkampf auf der Autobahn, offenbar tun die Benzinpreise Vielen gar nicht weh.

Falls Ihnen die Spritpreise doch wehtun, hier auf dem Lande, bei den mitunter weiten Strecken, dann steigen Sie doch endlich, endlich auf die Öffentlichen Verkehrsmittel oder aufs Fahrrad um. In den sogenannten Sozialen Netzwerken bekommen wir aktuell wieder von allwissenden Großstädtern erklärt, dass das gar kein Problem ist, wenn man nur will, und dass es ohnehin niemanden gibt in Deutschland, der nicht in irgendeiner Form direkt an den ÖPNV angeschlossen ist. Dann halt einfach ein paar Minuten mehr Zeit für den Weg zur Arbeit einplanen, ja, ist denn das so schwer. Ja, nee, is klar. Und weil so viele Menschen auf dem Lande wohnen und alle gleich mehrere Autos haben, muss die Verkehrswende am allerbesten hier und jetzt beginnen, auf dem Land und in den Dörfern. In Städten wie Berlin fahren ja ohnehin schon fast alle Menschen Fahrrad oder U-Bahn, also fast alle. Wir auf dem Lande müssen das nur endlich auch begreifen.

Im Odenwald kommen weitere Geflüchtete an, Mütter und Großmütter mit Kindern, sie kommen in irgendwelchen Erstaufnahmeeinrichtungen unter oder bei Leuten privat, in den kleinen Dörfern, auf deren Initiative. Ich bin noch nicht sicher, was da schlau ist, und bedarfsgerecht, und was nicht. Aber vielleicht ist es im Moment auch egal, Hauptsache, die Menschen sind erstmal in Sicherheit und Ruhe.

Viele im Freundes- und Bekanntenkreis berichten, dass sich ihre ehemals robusten Geduldsfäden langsam aber sicher in hochempfindliche Zündschnüre verwandeln, das klingt nicht gut. Gleichzeitig bemerke ich, wie wildfremde Menschen ausgesprochen nett miteinander umgehen, im Supermarkt, beim Bäcker, auf der Straße, da werden freundliche Worte gewechselt, aufmunternde Bemerkungen, verständnisvolle Blicke, es fällt mir tatsächlich auf. Vielleicht ist das beides gar kein Widerspruch, oder vielleicht sind die Leute auf dem Land besonders nett zueinander, trotz Zündschnüren, das kann natürlich auch sein.

Der Landkreis ist mal wieder Spitze. Landesweit. Leider bei den Inzidenzen. Irgendwas um die 2800, Stand gestern. Falls das irgendwen überhaupt interessiert. Wenn man sich so umschaut: nein, niemanden.

4 Kommentare zu “Dies und Das.”

  1. Große Zustimmung zu: „…egal, Hauptsache, die Menschen sind erst einmal in Sicherheit und Ruhe.“ und „…freundliche Worte gewechselt, aufmunternde Bemerkungen, verständnisvolle Blicke,…“.Danke!

  2. Ein Paralleluniversum wäre manchmal wirklich nicht schlecht. Manchmal hilft auch schon bewusster Verzicht vor allem auf das sofortige Konsumieren von Medien/Meldungen. Mit 1-2 Tagen Abstand hat sich the hottest news ever meist auch schon etwas abgekühlt.

    Tja – und der ewige Widerspruch Leben auf dem Lande vs. ÖPNV wird sich in unserem seit Anbeginn auf automobiles „Leben“ getrimmten Land trotz aller jetzt wieder fröhliche Urständ feiernden Ideen einiger Politiker weiter nicht ändern. Da ändern auch die Spritpreise nichts dran.

    Wäre das wirklich so, dann hätte man schon längst eben diesen übermotorisierten Geländevehikeln für Stadt und Autobahn die Daseinsberechtigung entzogen, die einzig den Herstellern den Profit sichern. Auch würde dann nicht der Wechsel der Antriebsart beim PKW als Verkehrswende, sondern ein Umstieg auf preiswerten und rund um die Uhr vorhandenen Nah- und Fernverkehr. Das machte dann so nebenbei auch viele in meinen Augen sinnlosen Verkehrsprojekte bei Straßen hinfällig, die nur weiteren Individualverkehr und Flächenfraß nach sich ziehen.

    Aber so ist das eben mit solchen Blendwörtern…

  3. Gute Nachricht: Es wird was geben. Der Ort heißt: Himmelreich 😀Einzige Bedingung: Jesus im Herzen aufnehmen. Liebe Grüße!

  4. Ha Ha….genau so isses.
    Energiewende mit E-Autos mit über 600 PS oder E-SUVs mit 2,5 Tonnen Gewicht.
    So wird alles gut.
    Ha Ha Ha.
    Problem, es wird gekauft.
    Da hilft nix, die Dummheit regiert.

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