Meine after-work-Wanderung hat mich gestern irgendwo bei Oberneudorf herumgeführt, unbekanntes Gelände, sehr schön da, kann ich empfehlen. Ich stieß unterwegs auf den mir namentlich wohl längst bekannten, aber noch nie tatsächlich gesehenen Prinzenstein. Da wird an olle Prinz Willi erinnert, der hier an eben dieser Stelle seinen letzten Auerhahn geschossen habe. Aha, aha.

Wusste der am 7. Mai 1895, dass das sein letzter Auerhahn gewesen ist, hat er also zur versammelten Jägerschaft gesagt So, Kumpels, das wars jetzt mit Auerhähnen? Hat er gewußt, das er nur noch zwei Jahre leben würde? Hat er die Jagd mit diesem letzten Auerhahn ganz und gar aufgegeben? Oder gibt es anderswo noch Erinnerungs-Steine – dort also, wo Willi sein letztes Reh, seinen letzten Hirsch, seine letzte Sau erschossen hat? Oder hat man das alles erst im Nachhinein rekonstruiert, wo welches Tier das letzte vor dem Willi seiner Flinte war? Fragen über Fragen. Es bleibt unklar.

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A propos Erinnern: Heute ist Welt-Alzheimer-Tag, da will ich doch mal wieder daran erinnern, dass es da ziemlich segensreiche Beratungsangebote auch im Landkreis gibt, bitte (klick!) hier entlang. Alzheimer ist ein Arschloch, so heißt es von solchen Krankheiten immer in den sozialen Netzwerken, und da ist wohl was dran. Ich beobachte im weiteren privaten Umfeld immer mal wieder Familien, die sich um Alzheimer-Patienten kümmern, da wird Großes gefordert und geleistet.

Dass unser altes Hündchen Alzheimer hat, soll hier nur eine Randbemerkung sein, ja, auch Hunde können am kognitivem Dysfunktionssyndrom erkranken, da staunen Sie. Wir staunen auch immer wieder, und vorallem das alte Hündchen staunt dauernd, weil ihr jede noch so alltägliche Situation komplett neu zu sein scheint. Und ständig freut sie sich. Hat sie uns für zweieinhalb Sekunden aus den Augen verloren, feiern wir danach eine Wiedersehensparty XXL, und manchmal tippelt sie durch den Wald vor mir her, dreht sich dann irgendwann um und begrüßt mich überschwänglich, lachend und springend. Du hier? Na, so ein Zufall, gibts denn sowas, hurraaa, halloooo! Dass mit dem verlorenen Gedächtnis auch andere anerzogene Fähigkeiten vergessen werden, verschweigen wir an dieser Stelle diskret, wir wischen die Malheure stumm auf und haben ansonsten Verständnis für die 16jährige Hundegreisin. Einst war sie die schnellste und cleverste Rennmaus im gesamten Odenwald, aber auch das hat sie inzwischen vergessen.

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Und sonst so? Viel Arbeit, – so viel Kleinkram, dass ich mich am Ende des Tages kaum erinnere, was es alles im Detail war. Ich versuche mal, die vergangenen Tage zu rekonstruieren:

#AusDemLebenEinerRegionalReporterin
Ach jeh, im Odenwald ist doch überhaupt nichts los! Womit um alles in der Welt beschäftigt man sich denn da so als rasende Reporterin?

Ganz originell: Mit der Bundestagswahl. Mit der Frage, wie man an die privaten Handynummern von Direktkandidaten rankommt und wo welcher Kandidat am Sonntagabend feiern oder nicht feiern wird. Mit einem Frauenhaus. Mit einem Internationalen Märchenkongreß in Mosbach und 150 Wissenschaftlern aus halb Europa, die sich da treffen. Was es nicht alles gibt. Mit der Auszeichnung des Landkreises als Fair-trade-Landkreis. Mit einem Fahrgastpreis der Initiative ProBahn. Mit einer bevorstehenden Kreistagssitzung. Und einer bevorstehenden Bürgermeisterwahl. Mit einer geplanten ARD-Themenwoche, die wollen da sogar Beiträge aus dem Odenwald, man staunt. Mit schweren Motorradunfällen, mal wieder. Mit einer Großbaustelle auf der Bundesstraße. Mit der Frauenquote in Neckar-Odenwälder Rathaus-Chefetagen (Spoiler: Null). Mit einem Sicherungsverfahren vor der Schwurgerichtskammer des Landgerichts, ausgesprochen unerfreulich, wie immer. Mit irgendeinem Hirni/einer Hirna, der/die regelmäßig andrer Leuts Radmuttern am Auto löst. Alle bekloppt. Mit solchen Sachen halt. Radiobeiträge, Online-Texte, Fotos, Videos. Langweilig wirds einem hier nicht.

2 Kommentare zu “Erinnern.”

  1. danke für den prinzenstein, die fragen dazu stellen sich natürlich. und danke fürs teilhaben lassen, ich lese gern mit. auch wenn ich eher still bin…

  2. Radmuttern lösen, wie bekloppt ist das denn! Wenn schon, dann klaut man gleich die Räder. Alle! Stehen kann ein Auto auch auf vier Bierkisten. — Woher ich das weiß? Ach, fragen Sie nicht …

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