WMDEDGT.

5. Mai 2018

Es ist mal wieder der Fünfte eines Monats, und das ist traditionell der WMDEDGT-Tag. Was Machst Du Eigentlich Den Ganzen Tag?, will die Frau Brüllen dann immer wissen, und weil heute Samstag ist, müsste unsereiner zunächst einmal berichten, was er alles nicht macht.  Samstags ist ja auf dem Lande traditionell der Tag, an dem gewaschen und geputzt wird, eingekauft, Auto poliert, Rasen gemäht, Holz gespaltet. Bürgersteig gefegt, Unkraut mit der Kuchengabel aus den Fugen gekratzt. Alle machen das.  Nur ich nicht.

Ich habe nicht einmal die Hauswand abgekärchert, ja, da staunen Sie. Ich habe immernoch eine erholsam-anstrengende 120-Kilometer-Wanderung durch die Fränkische Schweiz in den Füßen und eine etwas volle Arbeitswoche in den Knochen, also bitte. Und so habe ich mir heute erlaubt, gar nichts zu machen.

Das gar nichts sieht in diesem Falle so aus: Um 7 Uhr aufstehen und einen Kaffee trinken, dann raus in die Natur mit den Hunden. Den Windböen zuschauen, wie sie die maigrünen Baumkronen zausen, dem Specht zuhören, wie er aufgeregt, aber ohne erkennbaren Grund über mich schimpft. Auf den Waldwegen Staub und Fichten-Pollen aufwirbeln, die dann über die Sonnenflecken im Unterholz tanzen.

Später am Vormittag wieder ein Kaffee, dann ein Gang durch den wuchernden Garten. Dabei nicht etwa denken, Ach jeh, hier müsste man ja dringend mal…, sondern Unglaublich, wie das plötzlich alles wächst und wuchert! Wie gestern schon: Mit der Kamera herumgespielt, und mit dem neuen uralten Objektiv mit dem etwas ruppigen Bokeh, das Objektiv verfügt leider nicht über einen Autofokus, sondern wird manuell gesteuert und liefert mir damit wichtige Erkenntnisse für den nächsten Besuch beim Optiker. Neun von zehn Fotos sind noch unschärfer als geplant, naja, Sie wissen schon, Gleitsicht undsoweiter.

Ein bisschen Büroarbeit erledigt, und danach vor lauter Schreck in einen kurzen komatösen Mittagsschlaf gefallen.

Am Nachmittag das Allergleiche, ich fürchte, ich kann Ihnen auch jetzt noch keine Sensationen vermelden, außer jener, dass ich es tatsächlich schaffe, vermeintlich nichts zu tun. Das war ja bei mir nicht immer selbstverständlich, ich war ja früher eigentlich rund um die Uhr im Arbeits- und Hektik-Modus, 365 Tage im Jahr, und hatte mir damit redlich das Ticket für eine psychosomatische Reha ergattert. Das war – rückblickend gesehen – sowas wie ein Sechser im Lotto, und seither übe ich mich also im Nichtstun, zumindest zwischendurch.

Also wieder über Wesen und Felder, wieder mit Kamera und Hunden, es gibt nichts Entspannenderes, glauben Sie mir. Am See ist es schattig und kühl, die letzten Forellen des Vorjahres plantschen im grünen Wasser und freuen sich ihres Lebens, in Unkenntnis der drohenden Tatsachen, nehme ich an. Ich denke an nichts, höre wieder nur dem Wind und der knarzenden Holzhütte zu, und einem wimmernden Vöglein, das ich hier noch nie gehört habe.

Es ist ja ganz erstaunlich, wie an einem solchen Tag vor lauter – oder trotz lauter Nichtstun – die Zeit vergeht, sie verrennt förmlich, als wollte sie mich daran erinnern, dass ich mal wieder etwas Sinnvolles tun sollte. Das mache ich nun wirklich heute abend: Ich gehe auf eine Geburtstagsparty.

Sie entschuldigen mich bitte. Ich habe jetzt wahrhaft Wichtigeres zu tun, als hier herumzusitzen und zu bloggen.

 

 

 

  • 3 Kommentare
  • Astridka 5. Mai 2018

    Das ruppige Bokeh gefällt.
    Viele Freude heute Abend!
    GLG
    Astrid

  • Kathrin 6. Mai 2018

    Ein wunderbarer Tag!
    Danke übrigens für die Inspiration … ausgelöst nicht zuletzt durch den Beitrag über das Problem mit “frischer Luft” in der Großstadt wohne ich seit einer Woche am Wald und kann gar nicht genug bekommen vom staunenden Nichtstun an frischer Luft mit grüner Aussicht und Vogelkonzert!

  • Siewurdengelesen 18. Mai 2018

    Die Versuche, das Bokeh zu zaubern, erinnern mich an eigene Schübe von Nostalgie mit einer Praktica TL und 50er Festobjektiv auf SW;-)

    Es ist immer wieder erstaunlich, wie diese Objektive so ganz anders als heutige den Hintergrund auflösen, wie man sich bei der (Nicht)-Schärfentiefe verschätzen kann und wo dann auf den Bildern die angenommene Schärfeebene tatsächlich herauskommt.

    Dieses Flirren(?) und dann die minimale Schärfe hat fast schon wieder etwas Malerisches, das sich von der Flut überschärfter und knallbunter Fotos angenehm abhebt.

Vorheriger Artikel Realitäten.
Nächster Artikel Frau Elster.