Ich hatte da neulich mal von meinem Bürohund berichtet, und davon, dass er sich in einem unbeobachteten Moment über meine ländliche Lieblingslektüre hergemacht hatte. Die gesammelten Werke des vrn, des Verkehrsverbundes Rhein-Neckar, die achtbändige Ausgabe als Paperback, die Winterfahrpläne von 1,2 Mio Bus- und Straßenbahnlinien, dazu die 3951 Fahrzeiten der S-Bahn. Ich sitze nach getaner Arbeit gerne zuhause am Kamin und lese die winzigen Tabellen und die Texte, was soll man auf dem Land denn sonst auch machen, abends, naja, Sie wissen schon.
Jedenfalls hatte der Hund also im Büro dieses Stück liebevoll gestalteter Land-Literatur zwischen die Zähne bekommen und nicht mehr hergegeben, hier können Sie den genauen Tathergang nochmal nachvollziehen, es war ein wahres Gemetzel, der ansonsten eher friedfertige Hund geriet völlig in Rage und außer sich, und ich weiß bis heute nicht, ob es sich gegen mich als Respektsperson oder direkt gegen den Verkehrsverbund Rhein-Neckar richtete, Frau Lieselotte schweigt sich zu dem Vorfall aus und tut seitdem, als könne sie kein Wässerchen trüben.
Dieser Beitrag seinerzeit mag manchen Leser gelangweilt, manchen amüsiert haben, was weiß denn ich, aber die Konzernzentrale des vrn jedenfalls brachte er in Wallung. Warum tut das Tier das?, fragten sich vermutlich die Damen und die Herren, Woher diese Zerstörungswut gegen einen unserer Top-Best-seller? Was ist da bei der Prägung schiefgelaufen? Und wieso Winterfahrpläne – die sind doch grade erst im Druck? (Es waren die vom letzten Jahr, noch ungelesen, bitte sagen Sie das keinem weiter). Und was um Himmelswillen soll die Bloggerin jetzt abends lesen, zuhause, vorm Kamin?
Nein, man machte sich also wirklich Gedanken in der Konzernzentrale des vrn. Und schickte einen der erfahrensten Kundenbetreuer vor.
Lieber Herr Kellmann, das war ja mal eine schöne Bescherung! Derart freundliche, ja, geradezu literarische Post ist man ansonsten von grossen Unternehmen eher nicht gewöhnt. Und dazu ein unzerkautes Odenwälder Fahrplanbuch, ich habe herzlich gelacht beim Auspacken. Und weil das mit dem herzlich-lachen in diesen Zeiten immer seltener wird, habe ich mich umso mehr gefreut.
Das druckfrische Exemplar habe ich sogleich ganz nach oben aufs Regal gestellt, unerreichbar für fetzende Papierjunkies und andere Hunde. Heute Abend werde ich damit vor dem Kamin die literarische Weihnachtszeit einläuten. Und morgen gleich den Verkehrsverbund Rhein-Neckar für den Originalitätspreis des Deutschen Buchhandels vorschlagen.
Ohhhh! Schönstes Matrix-Tennis!
Ein Hoch auf Markus Kellmann. Wunderbar, das es solche Menschen gibt.
Grandioser Brief! Herr Kellmann MUSS befördert werden!