Im Odenwald tobt die Faschenacht. Seit am Donnerstag der Ausscheller durch die Buchener Altstadt gefahren ist, per Kutsche, und aller Welt verkündet hat, daß jetzund die tollsten Tage beginnen, – seitdem geht hier gar nichts mehr.

 

60 Jahre lang hat Karlheinz Friedmann in Buchen ausgeschellt. Jetzt ist er im Ruhestand.
Foto: Wolfgang Mackert.
60 Jahre lang hat Karlheinz Friedmann in Buchen ausgeschellt.
Jetzt ist er im Ruhestand.

 

Wer etwas auf sich hält in Buchen, der hat einen traditionellen Huddelbätz im Kleiderschrank, den er am Schmutzigen Donnerstag an- und vor Faschingsdienstagmitternacht nicht wieder aus-zieht. Und der läßt es krachen in diesen Tagen, traditionsreich und feucht-fröhlich. Die kleine Stadt ist tagelang ein Meer von Huddelbätzkostümen, und überall hört man das Bimmeln und Klingeln tausender kleiner Huddelbätz-Glöckchen.

 

Buchener Faschenacht4
Foto: Wolfgang Mackert

 

 

Der einzige ohne Kostüm (abgesehen von Spaßbremsen wie mir) ist der Blecker. Der geht, genau gesagt, völlig ohne. Oben ohne, unten ohne.

 

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Seit Jahrhunderten streckt er sein nacktes Hinterteil in die Gegend, und jeder echte Faschenachter muß und will den alten Hintern küssen.

 

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Blecker

 

Überhaupt ist alles furchtbar alt bei dieser fränkisch-allemannischen Faschenacht, die Bräuche und die Traditionen und das Narrenwecken und der Mann ohne Kopf und die Strohbären und die Müller und die Wagenradsänger, die von Kneipe zu Kneipe ziehen und singend die Lokalpolitik auf die Schippe nehmen.

 

zunfthaus Buchen

 

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..darum: Hinne houch!

 

Die Buchener haben ihren Spaß in diesen Tagen, und die Polizei hat allerlei zu tun, und um Schnapsleichen kümmert sich das Krankenhaus.

 

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Foto: Wolfgang Mackert

 

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Und Zugezogene? Machen kräftig mit. Oder stehen – wie ich –  staunend daneben und verstehen bloß die Hälfte und sind irgendwann verstört vom Lärm und vom Gedränge und beneiden aber doch die Traditionen und den Heidenspaß und das kunterbunte Miteinander.

Und bleiben dann am besten zuhause. In der Stille.

In diesem Sinne: Hinne houch!

 

 

 

17 Kommentare zu “So laut hier.”

  1. Ja, das scheint für Berliner nicht tragbar, grins. Mein Berliner Patenonkel war auch mal da, da war ich so um die 7 Jahre Jung, als gerade
    Fasnet war. Wir standen dann auch am Straßenrand und er schüttelte nur den
    Kopf und meinte nur: Die spinnen hier alle!! Für mich hat nur einer gesponnen, grins…………
    Eine glückselige Fasnet, die heute wohl eher ins Wasser fällt, heute ist
    der große in Freiburg und in Bad Krozingen, aber es kann ja nicht immer
    gut Wetter sein, auch an der Fasnet nicht.

    1. Das ganze närrische Treiben ist für Berliner einfach nicht ganz nachvollziehbar … Aber, wie gesagt, neidisch kann ich da schon werden. Ich tauge einfach nicht dafür…

  2. hach….. das erinnert mich an die drei jahre meines lebens, die ich in der nähe von lörrach verbrachte….. fasnet fand ich herrlich :-)

    1. Ja, das ist hier in der Gegend schon was tolles, die Guggenmusiker usw.
      leider war das Wetter dieses Jahr nicht so für Lörrach, gerne wäre
      ich zur Guggeexplosion gegangen, war aber zu nass und zu kalt.
      Nächstes Wochenende ist ja noch Bauernfasnet, vielleicht klappt es dort.

        1. Das ist ein Umzug NUR mit Guggenmusikern aus verschiedenen Städten und mittlerweile auch Ländern, ganz gro0 vertreten natürlich die Schweizer.Die laufen da Abends ab 18 mit Fakeln und eine Gugge nach der andern durch die Straßen, dann verteilen die sich an verschiedenen Plätzen und spielen dort bis spät in die
          Nacht, das muss man mitgemacht haben.
          Und natürlich wird man mit Getränken und Essen versorgt, unterhalten kann man sich fast nicht, aber braucht man nicht, einfach nur zuhören und mitreißen lassen, da bleibt keiner mehr
          ruhig stehen…..

      1. In manchen Hochburgen nimmt man sich Urlaub,mein Vater war immer geneigt, den Laden zu schließen während der Fasnacht, denn Waldkirch und das Glottertal sind solche Hochburgen, da kannste die ganze Fasnacht über die Häuser ausräumen, da alle auf der Gasse sind und da ich in dem ersten Ort als Arzthelferin gearbeitet habe , bei einem Gynäkologen, brauche ich wohl nicht zu erklären, warum wir vor Fasnacht massenweise Schwangerschaftstest gehortet haben, grins.

        1. Nee, oder???? Erinnert mich aber an den Tweet, den ich dieser Tage las: „Ich liebe Schwangerschaftstests. Und ich wünschte, es gäbe mehr Fragen im Leben, die sich dadurch klären ließen, daß man einfach irgendwo draufpinkelt.“

    1. ja, aber die Amerikaner sind doch die Erfinder des ganzjährigen…. naja, lassen wir das…. ;-)

  3. Ich kann mit Fastnacht ja so garnichts anfangen, liegt aber wohlauch daran, dass ich viel Menschen kenne, die einen das ganze Jahr nicht mim Hintern anschauen und plötzlich anFastnacht kommen die an, als wäre man bestens befreundet :-(
    Aber die fränkisch-allemannische Fastnacht, die mag ich. da war ich sogar schon auf einem Umzug und bin verschleppt worden, das war sehr spannend und unterhaltsam und hatte nicht nur mit Saufen zu tun :-) Ich mag es wenntraditionen aufrecht gehalten werden und an die nächste Generation weitervererbt.

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