Weil Journalismus in diesen Zeiten auch nicht leichter und nicht lustiger wird: mal über eine Umschulung nachdenken. Mit meinem Husten ginge ich bei den Berliner Philharmonikern als Rassel durch, und mit dem Kopf in einem Elektrofachbetrieb als Glühbirne, vielleicht sind das Optionen, die ich mal in Erwägung ziehen sollte.
Zeit genug zum Pläne-schmieden habe ich ja, während ich mich kränkelnd durch die Tage hangle. Das ist definitiv nicht schön, aber wann hatte ich sowas zum letzten Mal?, das muß lange vor Corona gewesen sein, und Corona hatte ich auch nicht, also bitte, das ist doch wieder prima, man muß sich die Sachen nur so zurechtbiegen, dass es am Ende doch alles irgendwie schön ist und man dankbar sein sollte. (Und schön ist ja auch, dass ich nicht an einem Arbeitstag krank werde, sondern an meinen freien Tagen, zumindest für den Arbeitgeber, so eine brave Arbeitnehmerin bin ich.)
In diesem Sinne ist es auch mal schön, durch die Gegend zu schleichen statt stramm zu gehen, ich bleibe mit den Hunden alle paar Meter stehen und tue, als würde ich die Landschaft genießen, in Wirklichkeit verschnaufe ich nur. So ein bißchen wie Schaufensterkrankheit in der ländlichen Version, weil halt ohne Schaufenster. Aber da sieht man dann eben auch Dinge, die man sonst nicht gesehen hätte, siehe oben.
Und man kann auch vor nicht mehr vorhandenen Wahlplakaten stehenbleiben und deren nichtvorhandene Inhalte studieren, das ist ja auch schön. Man darf dann nur nicht anfangen, gedanklich abzuschweifen über Vorhandenes und Nicht-Vorhandenes in der Politik.
Und schön war ja auch der Typ neulich vor meiner Bürotür im Städtchen, er stand da in Tarnfleckhose und einer Art Bomberjacke, dazu die entsprechende Frisur, alles ein bißchen wie im Klischee-Lehrbuch, und erst hatte ich ein bißchen Angst vor ihm. Ich wollte ins Büro, er stand da quasi im Weg, telefonierte lautstark und aß dabei ein Brötchen.
Ich wartete in einigen Metern Entfernung und wußte nicht, was tun, ich beobachtete ihn beim Telefonieren und beim Brötchen-essen, und plötzlich landete vor seinen Füßen eine Taube, und noch eine und noch eine und noch eine und noch eine; bald tippelte ein Dutzend Tauben vor ihm herum, sie stritten sich um die Brötchen-Krümel, er hob die Füße, wollte den flatternden Tauben ausweichen, er tänzelte auf der Stelle und hin und her und fing an zu lachen, und dann wollte er mit vollem Mund und tänzelnd und lachend seinem Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung seine mißliche Lage erklären, aber vermutlich verstand der nur Bahnhof.
Ich traute mich dann also doch, an diesem Schauspiel vorbeizugehen, der Typ hatte nun so gar nichts Beängstigendes mehr, eher etwas sehr Rührendes, und fast hätte ich Du bist ja süß gesagt, aber das wäre dann vielleicht doch etwas viel gewesen. Aber schön wars irgendwie doch.
Wunderbar, diese Beschreibung der Sachen, die Decollagen der Wahlplakate, und der Typ mit den Krümelpicktauben!
diese Schreibe ist einfach wundervol. ringt mich immer und immer wieder zum Schmunzeln. ;-)
Gute Besserung :-)
Erst mal gute Besserung damit an den Arbeitstagen wieder alles rund läuft :-)
Aber dann kriegen wir nicht mehr diese tollen (Aufmacher-)Fotos…
Viele Grüße
Rolf
Bei definitiv fehlt das zweite i. Nein, nein, ich möchte jetzt nicht auf einem Rechtschreibfehler rumhacken.
Es amüsiert mich eher, da ich jedes mal das zweite i vergesse. Beim drüber lesen ist es auch , finde ich,
vernachlässigbar .
Gute Besserung vom überm Rhein .
Huch! Definitiv gleich mal ausbessern! Danke!