Ich war im Wald und habe über Wegebau nachgedacht. Das liegt vergleichsweise nahe, denn die Wege, auf denen ich so gehe, sind ja irgendwann einmal angelegt und befestigt worden, müssen dann unterhalten oder immer mal wieder ausgebessert werden. Das klingt jetzt noch nicht so irrsinnig spannend, zugegeben, aber es war dieser Tage dann doch ganz spannend. Weil ich in diesem Wald plötzlich etwas genauer auf den Boden glotze.
Alte Tassen, Teller, Töpfe, Fliesen, Ziegel, Kacheln, grob zerkleinert, pflastern den Weg. Hier und da ragen scharfe Kanten und Ecken aus dem Boden, die für weiche Hundepfoten und nichtsahnende Radfahrer gleichermaßen gefährlich werden können.
Die Scherben im und auf dem Boden glänzen und glitzern in der Sonne, sie leuchten in allen möglichen Farben und erzählen jede Menge Geschichten: Von abgerissenen Häusern, von 70er-Jahre-Badezimmern in Hellblau und Orange, von Frühstücksgeschirr im Wandel der Zeiten. Wer hat sich an dieser alten Tasse die Hände gewärmt, und warum wollte er sie irgendwann nicht mehr? Und was hat diese Ecke einer Badezimmerfliese vielleicht schon alles gesehen und erlebt?
Die bunten Scherben erzählen von Menschen, die irgendwann beschlossen haben, dass das alte G’lump jetzt rausgerissen oder ersetzt werden muß, mit was Schickem, was Modernem. Vom Wandel und vom Überfluß. Und davon, dass das alte G’lump zwar irgendwann weg muß, dann aber eben immernoch was taugt – und sei es als Bodenbelag, als Wegebau, als Befestigung in ansonsten unbefestigtem Gelände.
So schleiche ich also tief gebeugt mit dem Handy durch den Wald und mache Fotos vom Boden und stelle höchst philosophische Gedanken an. Über Natur- und Umweltschutz denke ich natürlich auch nach, aber nur kurz, ich muß mich da erstmal schlau machen. Und ich lerne immerhin später noch, dass die Wege in öffentlichen Wäldern jahrzehntelang und vergleichsweise unbefangen sogar mit ollem, groben Industrieschotter befestigt wurden, der sich bis heute noch manchmal an die Oberfläche wühlt. Hier und hier können Sie das nachlesen. Wie das so ist mit den Sünden der Vergangenheit. Naja, Sie wissen schon.
Leider gab es diese Art von „Waldwegpflege“, die man auch heute noch hie und d antrifft, obwohl zwischenzeitlich verboten. Es gibt aber auch schlimmere Sachen: Im Wald „abgestellte“ Güllefässer, kaputte Eggen und Pflüge etc. Darum kümmert sich kein Mensch, auch keine Förster etc. , die schön auf den Waldwegen bleiben, aber keine „Umwege“ machen. Traurig aber wahr! Waidmannsheil
Ein (sehr) nachdenkliches DANKE für den heutigen „Beitrag“. Margot
Es wurde schon so viel Dreck in den Wald gekarrt,das ist nur zum Heulen.Es ist schlimm,was man alles finden kann: Essensreste, Kleiderbügel,Kleidung,Batterien..Ich frage mich bloß,was in den Hirnen vorhanden ist, Autobatterien kann man abgeben usw. Es ist ja meistens nicht der eigene Wald, der vermüllt wird.
Wie würden diese Hirnlosen reagieren,wenn wir unseren Abfall in ihrem Hof,Garten etc entsorgen würden??Mich ärgert so ein Verhalten sehr.
? wo bleibt die Vernunft? … man kann nur staunen …
„Früher“, also in den 50ern, 60ern, hatte man allg. nicht so ein Umweltbewusstsein
Bei mir um’s Eck gibt es am Waldrand eine Stelle, die mit Kronkorken gepflastert ist
Alte Marken, Geschichte, daß Zeug hält lange
Ca 30 min von der Eisenbahnhaltestelle weg, Wachholderheide, südexponiert
Die Leute hatten eben kein Auto, es wurde am Sonntag, Samstags wurde noch gearbeitet, mit dem Zug in’s Grüne gefahren, immer der gleiche Platz, und da gebechert
Über Jahre hinweg
Die Kronkorken, Scherben auch, und diese Porzelanschnapper, alles da, wurde eben liegen gelassen
War normal
Man möchte nicht wissen, was alles in den alten Deponien, die jedes Dorf hatte, noch rumliegt
Ich sehe durchaus die negativen Seiten dieser Vermüllung und habe auch reichlich davon, wenn ich jeden Morgen mit dem Hund in den Wald gehe.
Aber diese Fotos haben mich auch in meine Kindheit zurückkatapultiert und damit auch einen Moment sehr glücklich gemacht.
Meine Familie hat nach dem Krieg ein Haus auf einem sogenannten Trümmergrundstück gebaut. Eine Doppelhaushälfte wurde durch Bomben getroffen und eine Hälfte ist abgebrannt. Meine Eltern haben dann Anfang der 50ger Jahre ein Einfamilienhaus mit Garten darauf gebaut. Jahrelang habe ich in diesem Gartenteil mit meiner Kindheitsfreundin bunte Porzellanstücke von Kaffeetassen, Tellern und Vasen gefunden, sogenannte Sammeltassen mit Blumenmotiven, und wir haben sie als Geschirr für unsere Puppen benutzt und ausgiebige Kaffee- und Kuchenparties mit unseren Puppen gefeiert. Damit wurde aus der schrecklichen Zerstörung auch eine glückliche Kindheit.
Hm, nun, diese Befestigungsart von Wegen ist im eigentlichen Sinn keine Vermählung, sondern Recycling. Die erwähnten Bruchstücke sind allesamt mineralisch und sollten innerhalb bestimmter Grenzwerte frei von giftigen Inhaltsstoffen sein. Dass sie scharfkantig sind, ist sicherlich nicht günstig, aber keine Frage von „Müll“, sondern mehr eines fachgerechten Einbaus und der Zusammensetzung (Sieblinie->Tragfähigkeit) auch des Lieferanten geschuldet. Auch dafür gibt es Richtlinien in diesem Land.
Und die Geschichten drumrum sind viel interessanter.
Herzliche Grüße von einer Fachkraft diesbezüglich
Der Wald ist keine Müllplatz – mit diesen Schildern bin ich aufgewachsen. Ab und
zu findet man diese Relikte noch an einigen Parkplätzen. Und in den 70 ern wurde in der Allgäuer Natur
noch wirklich gehaust… Samstag Autowaschen im Waldbach.
Die guten Zufahrten waren ein offenes Geheimnis und es konnte schon mal zu kleinen Staus kommen – Samstag war ja Autowaschtag.
Fernseher, Kühlschränke und auch mal ganze Altautos wurden gerne in der Natur entsorgt.
Das hat sich heute geändert, und auch heute würde keiner mehr sein Auto an den Bach fahren, einschäumen und dann mit Bachwasser reinigen.
Und ja die Bruchstücke werden hier gerne von Landwirten gesammelt und auf den Wegen verbaut. Aber wenns gut gemacht ist dann ist das bestes Recycling.