Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?, kurz wmdedgt, das will die freundliche Nachbarbloggerin immer am Fünften eines Monats von uns wissen, Tagebuchbloggen nennt sich das, also bitte.
Bis in die Puppen habe ich geschlafen, fast bis mittags, aber um 6 Uhr 40 verlasse ich dann endgültig das Bett. Es sähe sonst allzu sehr nach Lotterleben aus, das kann man sich auf dem Lande nicht erlauben, was sollen denn die Leute denken, ich habe ja einen Ruf zu verlieren
(Wobei ich mich frage: Kennt man eigentlich den Ausdruck bis in die Puppen auch außerhalb von Berlin? Und woher kommt er überhaupt? Dieses Blog hat ja einen Bildungsauftrag, deswegen bitte hier (Klick!) entlang zur Auflösung vons Janze.)
Morgens tun, was man eben so tut: raus in den Wald, dann am See Forellen füttern. Nebenbei drei junge Wanderinnen am nahegelegenen Trekkingplatz mit Wasser für ihre Hunde versorgen. Davon haben wir ja am See genug, können wir also was abgeben. Ausnahmsweise. Auf der Fahrt über die Felder zieht das Auto riesige, wabernde Staubwolken hinter sich her.

Dann Hunde füttern, Katze füttern, Hühner versorgen. Überall die Wassernäpfe auffüllen. Es ist weiterhin heiß im Odenwald. Zehn Grad kälter als noch zur Wochenmitte, aber immernoch heiß. Auf der Taskleiste des Computers steht unten rechts ein Kurzwetterbericht, den ich da nie installiert habe, den ich aber dennoch immer mal wieder mit halbem Auge anschaue. Luft: schlecht, steht da heute früh. Am Mittag wechselt es auf Luft: Ausreichend. Das ist ja immerhin beruhigend.
Schnell mal zur weltbesten Friseurin. Die Fahrt dahin im Cabrio genießen. Luft: ausreichend, quasi. Sonneneinstrahlung: grenzwertig, möchte ich hinzufügen und kurz verstehe ich, warum Cabrios offenbar aus der Mode kommen.


Wieder zuhause, empfängt mein Geo mich mit den neuesten Erkenntnissen über das Orientalische Zackenschötchen, davon habe ich ja noch nie gehört, aber die Lokalzeitung hat der Pflanze einen ganzen großen Artikel gewidmet, und da müssen wir der Sache doch mal nachgehen. Was soll man sonst auch machen, an einem Samstag auf dem Lande.
Im Internet heißt das Ding nur Zackenschote, nicht – schötchen, das klingt schon weniger niedlich, und tatsächlich: Das orientalische Grünzeug sieht zwar lieblich und hübsch aus, erweist sich aber als gefährlicher Plagegeist. Sie wächst und wächst und blüht und blüht, und am Ende sind alle anderen Gewächse drumherum platt, das Blümchen begräbt Häuser und Straßen, umwickelt mit seinen langen grünen Stängeln Flughäfen und Hauptbahnhöfe, lacht hämisch, nimmt Mensch und Tier in den Würgegriff, – tja, und irgendwann reißt es die Weltherrschaft an sich. Jahahaaaa, da staunen Sie. Wir staunen auch.
Kurz denke ich darüber nach, ob wir deswegen tatsächlich alle Orientalischen Zackenschötchen, derer wir habhaft werden können, mit Stumpf und Stiel ausrotten sollen, oder ob es nicht auch was für sich hätte: Die Welt geht unter, und es bleibt nur ein riesiger grüner Wust mit süßen kleinen gelben Blüten übrig. Das eine oder andere Problem könnte man so lösen. Naja, Sie wissen schon. Ich werde heute jedenfalls mal Ausschau halten nach dem Zackending, ich werde eine orientalische Zackenschotenexpedition machen, ich habe ja sonst nichts vor. Und mal ehrlich: Zackenschotenexpedition immer noch besser als Weltnachrichten gucken, oder?
Die Hunde hecheln.
Die Katze hechelt.
Die Hühner hecheln auch.
Ehrlich: Hühner kommen mit Hitze sehr viel schlechter klar als mit Kälte, denen sind 30 Grad minus lieber als 30 Grad plus, jetzt mal etwas holzschnittartig gesagt. Hier in meiner Lieblingszeitschrift Agrar-online können Sie das genauer nachlesen. Jedenfalls hecheln die, sie reißen den Schnabel auf und stehen in der Gegend herum mit offenem Maul, sozusagen, das ist auch ein Anblick, an den ich mich als Hühnerhalter-Neuling seinerzeit erstmal gewöhnen musste. Oder sie legen sich mit weit ausgebreiteten Flügeln in Schatten und Sand, wie so ein sterbender Schwan, den Kopf dramatisch nach vorne gereckt, man kann da schon mal einen Schreck bekommen.
Der weitere Tag wird ansonsten ein bisschen vertrödelt, das ist ja auch mal schön. Was man so vertrödeln nennt: Einkaufen, Wäsche waschen, Betten beziehen, Überweisungen, Bürokratenkram. Bloggen. Nach den schwitzenden Hühnchen schauen, besonders nach den zugelaufenen. Der Versuch eines Selfies mit Hühnchen scheitert kläglich wegen akuter Hühnchenbelagerung.


Kirschen ernten, über Marmelade nachdenken. Nochmal bei den Fischen vorbeischauen und den nächsten Wanderern auf dem Trekkingplatz ein kühles Bier anbieten.
Abendessen.
Feierabend.
Vielleicht nachher noch eine Doku in der Mediathek gucken: Mädchen können nicht Fußball spielen. Passt ja grade. Wobei: im Odenwald war Frauen-Fußball seit Jahrzehnten völlig normal, mich hat das verwundert, als ich damals hierhergezogen bin. Immer wieder trifft man 60-, 70jährige Frauen auf den Dörfern, die selbstverständlich früher im Verein gekickt haben. Aber das ist jetzt wieder eine andere Geschichte, die erzähle ich vielleicht auch mal irgendwann.
Ja, es geht doch nichts über einen ‚faulen Samstag‘ auf dem Lande 😉 – 100prozentige Zustimmung 🪴.
Als Geburts- und Aufwachsregion kann ich zwar nur Nordhessen bieten, aber dort schläft man ebenfalls „bis in die Puppen“.
Schönen ‚faulen‘ Sonntag an euch alle 😊!