Es ist Samstag, und natürlich steht unsereiner da eine Minute vor Ladenöffnung vor dem – nein, nicht vor Aldi oder Lidl, wie so Rentner – sondern vor dem Raiffeisenmarkt. Ich meine: Hallo? Sind wir vielleicht echte Landleute? Eben. So früh am Morgen habe ich den riesigen Laden noch ganz für mich alleine, und das ist so ziemlich das Beste, was einem an einem Samstagmorgen passieren kann. Herrlich. Einfach herrlich.

Sie kennen Raiffeisenmärkte nur vom Hörensagen? Na, dann, also bitte: Der Raiffeisenmarkt, das ist das Kaufhaus der Provinz. KaDePe. Ein Landpomeranzeneldorado. Das KaDeWe der Landfrau. Fehlt nur die Parfümerieabteilung. Und die schnöseligen Verkäuferinnen der Namens-Halbschwester vom Berliner Wittenbergplatz, die so wunderbar arrogant eine Augenbraue in die Höhe heben, wenn der Kunde in der falschen Klamotte in den Laden einläuft.

Im KaDePe gibts keine falsche Kundenklamotte, und je speckiger der Blaumann, je dreckiger die Stiefel, die da zur Schiebetür hineinkommen, umso besser. Dann wissen die Verkäuferinnen gleich: aha, da kommt ein Kenner der Materie; einer, der mit beiden Beinen fest im Landleben steht. So jemand wie ich also, quasi.

Und der Kunde findet hier alles, was sein Herz begehrt, die Kundin wird den Laden nicht unzufrieden verlassen: Das gesamte Landpomeranzenequipment auf 1000 Quadratmetern.

Sie brauchen Ferkelzange, Flaschenbürsten, Fliegenklatschen? Einstreu, Einmachgläser, Einweckgummis? Gipseier, Glasflaschen, Gummistiefel? Mistgabel, Melkfett, Mausefallen?

Mein Raiffeisen in Mudau hat alles. Oder besorgt alles.

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Und ich? Werde jedes Mal schwach.

Heute habe ich allerdings nur 25 Kilo Hühnerfutter und 15 Kilo Hundefutter gekauft, das war auch wirklich nötig. Naja, und ein Kehrschaufel-Set (das vierte, genauer gesagt, aber man weiß ja nie. Und außerdem ist dieses hier verzinkt.) Um die Gummistiefel schleiche ich nur drumrum, um die Arbeitshandschuhe auch, vier Paar von jeder Sorte sollten ja eigentlich nun reichen.

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Die Blaumänner befühle ich nur beim Vorbeigehen, den starren Stoff wehmütig befingernd, ich habe schon einen Latzhosenblaumann und einen Overallblaumann, und der Gatte sagt, es reicht. So eine schicke rote Arbeitshose mit drölfzigtausend Taschen für allerlei Werkzeug, von der träume ich ja noch. Und eine Mistgabel, die bräuchte ich auch schon lange. Dringend eigentlich. Sie kennen das vermutlich, wenn Sie auf dem Lande leben: Mistgabeln kann man nie genug haben. Aber mein Geo will weiter, er braucht Seil und Karabiner, ich muss das mit der Mistgabel verschieben.

Um die schicken Aufsitzrasenmäher zum Aktionspreis mache ich auch einen Bogen.

Bringe uns nicht in Versuchung.

(Bloß raus hier.)

 

Dieser Beitrag mit den uralten Handy-Fotos ist in anderer Form schon mal vor ein paar Jahren hier erschienen. Deswegen auch die Kommentare. Man kann es aber gar nicht oft genug sagen.

 

 

8 Kommentare zu “KaDePe.”

  1. Hmm, bei uns stimmt das nicht ganz. Lagerhaus bezeichnet den Laden wo es das ganze oben beschriebene Zeug (außer den Rasenmäher) gibt. Die ZG ist der räumlich getrennte (direkt dahinter oder davor aber 10-12 Meter tiefer liegende) Landmaschinenhandel (mit angeschlossener Landmaschinenreparaturwerkstatt – oder so) wo man immer mit „Du“ angesprochen wird und der Verkäufer voraussetzt, dass man jede Menge Ahnung von dem Ding hat, das man gerade kaufen will…

  2. Die schnöseligen Verkäuferinnen der Parfümerieabteilung der Namens Halbschwester vom Berliner Wittenbergplatz versuche ich (fast) im Laufschritt und mit Luftanhalten zu ignorieren und mich auf der Rolltreppe nicht zu Ihnen umzudrehen und Ihnen die Zuge raus zu strecken, wenn es mich dann 2-3x pro Jahr dort hinzieht. Weihnachten meist sogar mit dem Mann an meiner Seite, da zieht uns die Weihnachtsdeko in den Schaufenstern und im Haus.
    Ansonsten finde ich jeden Bau-/Gartenmarkt anziehender und kann auch kaum ohne Kauf wieder hinaus.

  3. Herrlich! Herrlich! Herrlich! Bei uns heissen dieses Pomeranzenparadiese L*NDI (wer errät den fehlenden Buchstaben haha, schwer… ich wusste es) und ich liebe diesen Landhandel (Achtung! Hinweis auf fehlenden Buchstaben!) echt, weil das ist so ziemlich der einzige Laden, den ich betreten kann, ohne mich vorher meiner Reitstiefel entledigen zu müssen. Ganz lustig fand ich mal, als ich mit einem Kleinstpäckchen Saatgut von wenigen Gramm mit richtigen (!) Farmern an der Kasse stand, die alle tonnenweise von dem Zeugs geladen hatten, man hat mich angestarrt, angequatscht, angelächelt… aber meinste einer hätte mich vorgelassen? Im L*NDI entpuppt sich der wahre Gentleman, rein theoretisch jedenfalls.
    Mit lieben Grüssen, Arletta

  4. Ha! Das Melkfett habe ich früher zum Abschminken genommen. Im kleinen Gebinde allerdings. Und die Pferdesalbe lag gerade (neben Schokolade) in einem Osterpäckchen an uns bei. Ich selbst werde immer bei den Pflanzen schwach und muss mindestens noch ein Tausendschönchen erwerben.

  5. Schade, von den Aufsitzrasenmäher nicht ein Bild. Und Schweine in Säcken ist mir auch noch nicht begegnet. Ich kenne die in kleinen Tüten, in Scheiben oder auch am Stück. Jedenfalls schmackhaft, gerne auch für den Grill

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