Als hätten wir nicht ohnehin genug Kummer und Sorgen, muß es jetzt also auch noch schneien. Naja, passt ja. Nervt. Aber man kann nichts daran ändern. Nur das Beste draus machen, irgendwie. Gummischuhe, Gummihosen, Wollmantel, Schal und Mütze und raus.

Durch den unberührten Schnee im Wald stapfen, nichts ist zu hören, alle Geräusche wie verschluckt. Die Hunde freuen sich und zertrampeln mir ein ums andere Mal meine Fotomotive. Aber schön wars dann doch.




Unterwegs, warum auch immer, an die Großmutter gedacht, tief in Sachsen, die Ost-Omi. Wie sie weinte, wenn ich ihr bei Besuchen ein Netz mit Orangen mitbrachte, halb aus Scham, halb aus Freude. Endlich mal wieder Orangen. Wie wir abends press vor dem Fernsehgerät saßen, direkt vor der Mattscheibe, damit nur die Nachbarsfamilie nicht hörte, dass die Großeltern Westfernsehen guckten, Tagesschau, politische Magazine.
Wie mein Vater, Internist, vor der Reise nach Sachsen allerlei bunte Tabletten und Pillen in Smarties-Rollen packte und zu mir auf die Rückbank legte. Mit der sehr klaren Ansage, nichts davon zu essen. Der Ost-Opa war auch Arzt, er brauchte die Medikamente für seine Patienten.
Wie wir gefilzt wurden, jedes Mal, an der Grenze, von gräßlich wirkenden Männern und Frauen in ebenso gräßlichen Uniformen. Und wie dankbar ich dann war, als wir irgendwann wieder zurück nach Hause fuhren, nach Westberlin, in die freie Welt, einfach so. Dass wir in dieser Hälfte der geteilten Stadt lebten.
Zu verdanken hatten wir unsere Freiheit als Westberliner den Amis, diese Gewißheit habe ich schon mit der Muttermilch aufgesogen. Von ihnen fühlten wir uns gerettet und beschützt, da konnte der Kalte Krieg so eisig werden, wie er wollte. Und Mensch, weißte noch, die Luftbrücke, pflegte meine alte Berliner Tante manchmal zu sagen, wenn es darum ging, dass die Amerikaner sich andernorts mal wieder unmöglich benommen hatten, die Luftbrücke, unfassbar, was die da geleistet haben. Die Sowjets hatten Westberlin komplett abgeriegelt, und die Amerikaner versorgten die Millionenstadt fast ein ganzes Jahr lang aus der Luft. Lebensmittel, Wasser, Koks, Arzneien. Fast ein ganzes Jahr. Unfassbar.
Gründe gabs und gibts also genug, dankbar zu sein. Bei aller Ambivalenz, die einem die amerikanische Politik in all den Jahrzehnten noch so bescheren sollte. Wenn ich mich als Teenager über die Amis und ihr Auftreten in der Welt empören wollte, sagte garantiert irgendwer aus der Berliner Familie beschwichtigend und nicht zu unrecht Aber Du weißt doch… Ja, ich wusste und ich weiß bis heute. Aber es ist kompliziert und wird immer komplizierter.
Naja, was man als alte Berlinerin halt so denkt, bei einem Schneespaziergang im friedlichen Odenwald.
Danke für die herrliche Fotos und natürlich auch für den „Rückblick“. Wer erinnert sich denn noch daran? Im Februar 46, nach Gefangenschaft, hab ich die „Grüne Grenze“ Richtung Dresden „überwunden“ um nachzusehen, ob noch jemand aus dem ehemaligen Freundeskreis überlebt hat. War Gottseidank erfolgreich, aber meine ehemalige Freundin aus Klotzsches Zeiten hatte sich zwischenzeitlich einen Bäcker gesucht. Auch das waren noch Zeiten. Schöne Grüße rundum.
Den ganzen Tag geht mir durch den Kopf, dass dieser Vize kein amerikanischer Patriot sein kann, tritt er doch den 1,1Millionen toten amerikanischen Soldaten mit seinen Aussagen in den Allerwertesten, die Europa und ganz besonders uns aus den Krallen des Faschismus befreit haben. Ich könnte zum Abkühlen jetzt auch so ne Schneelandschaft brauche.
Gute Nacht, ihr habt ja sicher den heimeligen Ofen an. Der leuchtet immer noch bis nach Köln!
Astrid
Danke, danke, danke für die wunderbaren Bilder und Astridka kann ich nur zustimmen – Rolle der Alliierten.
Schöne Grüße, Gabriela
Danke für was Sie hier geschrieben haben! Das fand ich sehr berührend, beide die Geschichte von ihren Großeltern als auch die von dem Airlift. Als Amerikaner seit drei Jahren in Deutschland, ich habe schon lange diese Ambivalenz vis-a-vis les „Amis“ bemerkt, und natürlich habe ich sofort gesehen wie einfach doof diese Rede von VP Vance war, klar war es dass er wirklich keine Ahnung hatte worum er sprach. Er hatte wahrscheinlich zwei Minuten mit dem Weidel-Freund Musk irgendwann geredet und nichts weiteres rechechiert oder gelernt. Vance und Trump vertrauen unsere Experten nicht, ist eher Leadership by Anecdote, und kennen so furchtbar wenig von Geschichte. Es ist unfassbar traurig.
Ich habe meinen Freunden in der USA ihr Text weiter geleitet (von ChatGPT übersetzt) aus der Hoffnung die Deutsche Perspective zu mitteilen. Ich kann nicht erklären warum Trump wieder gewählt war. Aber es gibt selbstverständlich immer noch eine Menge sehr nette Leute dort. Das sollte man nicht schreiben mussen. And yet …