Die Nachrichtensprecherin im Autoradio berichtet von internen Papieren, in denen der deutsche Botschafter in den USA vor einer maximalen Disruption warnt, wenn morgen der neue amerikanische Präsident in sein Amt eingeführt wird, und ich denke so bei mir, na, da hätten die auch einfach mich im Odenwald anrufen können. Ich hätte vermutlich nicht den Begriff Maximale Disruption gewählt, – den kannte ich bis eben nämlich gar nicht -, sondern eher Katastrophe oder Riesen-Scheiße-Mist, aber inhaltlich würde es wohl auf das Gleiche hinauslaufen.
In diesem Sinne kann ich aber den Bogen elegant von der amerikanischen Präsidentschaft zum heimischen Hühnerstall schlagen, da geht es immernoch auch irgendwie disruptiv zu, die Hühner legen ums Verrecken keine Eier. Die Winterpause hält an. Es ist zum Verzweifeln. Andererseits: Wenn ich Huhn wäre, würde ich auch keine Eier legen wollen, die Weltenlage, die Mauser, das zurückliegende anstrengende Jahr, die Erschöpfung – man kann es den Hühnern eigentlich nicht übelnehmen, dass sie jetzt mal eine Pause brauchen. Sind wir nicht alle ein bißchen wie die Hühner? Eben. Und wenn wir schon keine Pause haben, sollen wenigstens die Hühner eine bekommen.
Dabei hatte ich heute eine Pause: bei blauem Himmel, Sonnenschein und Kälte laufe ich einen der besonders romantischen Rundwege rund um die Wüstung Galmbach und spiele ein bißchen mit der Foto-App herum.
Der erste Teil ist so romantisch wie erwartet, der zweite Teil dann eine maximale Disruption. Waldarbeiten haben Hänge, Täler und Wege in eine Art Schlachtfeld verwandelt, mir blutet das Herz, und ich sage zu den Hunden Ist aber alles nachhaltig!, und die Hunde glotzen stumm in dem ganzen Tal herum. Wir stolpern über dicken Schotter und durch tiefe matschige Furchen, und vielleicht hätte ich den Weg andersherum gehen sollen: erst Schlachtfeld, dann romantische Waldwege. Wie mans macht, isses verkehrt, wie im richtigen Leben. Naja, Sie wissen schon.
Es ist immerhin spannend, dass es in so einem wüst gefallenen Ort noch so zumindest äußerlich ansprechende Häuser gibt. Meist sind die ja innerhalb kurzer Zeit eingebrochen oder wegen Baumaterials abgetragen. Und ein seit dem 15. Jahrhundert existierender Ort hätte bei ausreichend vorhandenem Urmaterial sicher vieles zu berichten als stummer Zeuge.
Die boreale Schlachteplatte modernen Holzverarbeitens stellt bei mir auch jedesmal die Nackenhaare hoch, wenn man die Spuren der Maschinen im Wald sieht. Die Fichten-Monokulturen sind vermutlich mehrheitlich dem Ende geweiht und haben bis auf klimatische Inseln keine Perspektive mehr. Das sieht man überall, wo sie als Massenbaum gepflanzt wurden wegen ihres relativ schnellen Wuchses und wo ihnen jetzt Trockenheit, der Käfer und die Stürme ein Limit setzen oft weit vor der angedachten „Erntezeit“.
Schöner macht es das allerdings nicht für´s Auge und sich selbst überlassene Wälder, die wenigstens halbwegs Urwaldcharakter haben, gefallen mir am besten. Für Waldbesitzer ist das freilich nix.
…an die Geschichte vom Zappelphilipp zu erinnern ist sehr passend in der gegenwärtigen Weltlage.
„…und … (die Menschen) blicket (blicken) stumm auf dem ganzen … (in der ganzen Welt) herum.“ Dennoch: Einen entspannten Abend!
Schönen Gruß!