Es mag den Einen oder die Andere erschüttern, aber ich bin ein bekennender Fan von Bauerntheater-Aufführungen. Ich liebe flache Witze und Klamauk, und keine Klamotte kann mir klamottig genug, keine Handlung absehbar genug sein, ja, genau so ist es. Und wenn man dann noch den Gutteil der Laienschauspieler persönlich kennt, vergesse ich alle mühsam anerzogene preußische Zurückhaltung und Disziplin.

Ich hätte dieser Tage auch getrost auf jegliches teures Augen-Make-up verzichten sollen, eigentlich auf alles Make-Up, denn am Ende der lachtränenreichen Vorstellung war sowieso der ganze sündhaft teure Kram im Gesicht valoffe, wie man hier zu sagen pflegt. Ich sah vermutlich mit schwarzverschmierten Augen aus wie ein fröhlicher Pandabär, der eben eine Fahrt im Schleudergang der Waschmaschine absolviert hat, so fühlte ich mich auch.

Die Handlung des Werkes unter dem vielsagenden Titel Es muss nicht immer Fleischkäs‘ sein ist relativ schnell erzählt, es geht um gelangweilte Ehepaare, lustige Verwirrungen und Verwicklungen in komischen Kostümen, und am Ende gibt es einen großen Knall. Ja, ich denke, so lässt sich das in etwa zusammenfassen.

Langer Rede kurzer Sinn: Ich habe es mal wieder sehr genossen, es war ein Angriff auf die Lachmuskeln, so schreiben das dann meistens die hiesigen Zeitungen, naja, Sie wissen schon. Der vollgestopfte Saal war zwischendurch ausser Rand und Band, Lachsalven undsoweiter, ein Feuerwerk der guten Laune, und die fünf Vorstellungen waren schon seit Wochen ausverkauft. Es gibt jetzt noch eine Zusatzvorstellung am 13. Januar, da sollten Sie (Klick!) Karten reservieren, wenn Sie irgendwo in der Region wohnen und einen irgendwie gearteten Bezug zu Wagenschwend und zu lustigem Laientheater haben.

Weil, nämlich: Der Musikverein Wagenschwend hat seine Theatertruppe ja nun nicht nur zum Vergnügen der Dorfbewohner gegründet, nee, nee. Sondern: um Geld für die Vereinsarbeit zu verdienen. Musikinstrumente kaufen, Uniformen, Noten, Ausflüge finanzieren, Unterricht, workshops, Seminare, das ist ja alles nicht so ganz kostenlos. Und an den Theatertagen wird die Kasse aufgefüllt. Fünfzig Musiker aller Altersklassen sind beim Bauerntheater im Einsatz, vor, hinter oder auf der Bühne. Und beim Bau des Bühnenbildes, das ist allein schon sehenswert, jedes Jahr aufs Neue. Zeitaufwendig ohne Ende, wochenlange Probenarbeit, Unmengen von Text, Höchstleistungen für Hirn und Körper, ich finde das ziemlich beeindruckend, wenn man mal genauer drüber nachdenkt. Und überhaupt halte ich ja nahezu jede Vereinsarbeit für unterstützenswert, bürgerschaftliches Engagement, Angebote auf dem Dorf und so.

Und dass ich ja auch noch auf Blasmusik stehe, muß ja keiner wissen.

P.S. Ich hatte diesen Beitrag neulich schon mal ganz kurz eingestellt und dann wieder aus dem Blog genommen, nachdem alle Vorstellungen wegen eines Todesfalls abgesagt worden waren. Jetzt hat sich die Gruppe entschieden, die ausgefallenen Vorstellungen doch noch zu spielen und es auch bei der Zusatzvorstellung am 13. Januar zu belassen. Nachdem der Verstorbene offenbar ein großer Freund des Laientheaters war, könnte ich mir vorstellen, dass das auch in seinem Sinne ist.

5 Kommentare zu “Bauerntheater.”

  1. Guten Morgen!

    Da kommen selige Pennälerzeiten kurz zu Besuch. Früher schauten wir als Familie das Ohnsorg-Theater und Peter Steiners Theaterstadl. Damit hatten beide schon mal einen Zweck erfüllt: Zusammensitzen und gemeinsam lachen!

  2. H. schaut auch sehr gerne Laientheater an, wenn auch ohne Blasmusik. Eine frühere Kollegin ( er ist jaschon in Rente) spielt und lädt ihn regelmäßig ein, zu seinem und Frau H.s größtem Vergnügen. In der Großstadt, in der Vorstadt.

  3. Jeden November, alle Jahre wieder, spielt bei uns (Ort im Bayerischen Wald) die Theatertruppe vom Trachtenverein. Man muss sich sehr frühzeitig um Karten kümmern, und die gibt es im Gemeindebereich nur an einer (EINER!) Vorverkaufsstelle, und sie sind sehr schnell ausverkauft. Da ist nix mit „online“, man muss hingehen oder -fahren und mit Leuten reden, auf Oberpfälzerisch. Nur ausnahmsweise, und auch nur wenn man eine Gehbehinderung glaubhaft behaupten kann, hebt einem der Kartenvorverkäufer drei Karten auf.

    Ich habe einen Beruf, der mit dem Gemeindeleben wenig zu tun hat, aber trotzdem, oder gerade deswegen, freue ich mich immer darauf, im November bei den Theaterspielern vom Trachtenverein im Zuschauerraum zu sitzen. Da trifft man vor der Vorstellung und in den Pausen auch Leute, die man kennt, aber lange nicht mehr gesehen hat, und egal wie kurz oder lang die Gespräche sind, man versichert sich gegenseitig, dass man noch lebt und auch die Absicht hat, das fortzusetzen.

    Im Vorraum (Schnösel würden „Foyer“ dazu sagen) gibt es seit Jahren immer dasselbe zu kaufen: Wurstsemmel mit Essiggurke und Bier in Flaschen. Cola oder Fanta für die Jüngeren. Es wäre eine Kulturschande, wenn sie das ändern würden.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.