Scheissgefühl.

30. Mai 2016

Ein paar Fotos in aller Herrgottsfrühe machen, ein paar Interviews mit Menschen, die mit den Tränen kämpfen, und gegen die Wassermassen, dann zurückfahren ins gemütliche Büro und erstmal endlich einen schönen heißen Kaffee trinken. Während die anderen dableiben und schaufeln und schieben und pumpen und schleppen, schöpfen, auswringen und verzweifelt retten, was zu retten ist. Ein Scheißgefühl. Verbunden mit dem Wissen, dass es einen selber auch mal treffen kann.

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Billigheim-Allfeld.

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Ganze Ortsdurchfahrten komplett zerstört, hier und anderswo, im Nachbarlandkreis hat es noch schlimmer gewütet, kaum vorstellbar. Die Einsatzkräfte teilweise seit Samstag ununterbrochen im Dienst, freiwillig die meisten, erschöpft viele. Hunderte von Männern und Frauen, die gegen das ankämpfen, was Mutter Natur da quasi im Vorbeigehen angerichtet hat, als wollte sich sich für irgendetwas rächen.

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Eine Frau kehrt den Schlamm aus ihrem verwüsteten Schlafzimmer im Souterrain, überall läuft die braune Schmiere entlang, die Wände hinunter, über den Fußboden, die vermodderte Matraze steht vor der Tür, neben dem triefnassen Bettgestell wankt ein Nachttisch. Können Sie uns nicht irgendwie helfen, fragt sie mich mit brechender Stimme, was machen wir denn jetzt, was sollen wir denn jetzt tun? Nein, sage ich, ich kann Ihnen nicht helfen, ich muß jetzt leider weiter.

Ein Scheißgefühl.

 

 

 

 

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Dieser Beitrag ist mein Schwarzweissblick der Woche.

 

 

 

 

 

  • 16 Kommentare
  • Matthias Eberling 30. Mai 2016

    Es ist eine verführerische Annahme, die absichtslose Natur wolle sich rächen, das Unglück sei eine Strafe oder Folge des Klimawandels. Aber Gewitter mit Starkregen hat keinen tieferen Sinn.

    P.S.: Der Weltgeist hat seine schützende Hand über Schweppenhausen gehalten. Weil wir so nette Leute sind … Aber das bigotte Wiesbaden hat es voll erwischt. Geschieht den Leuten von der anderen Rheinseite recht!

  • Provinzei 30. Mai 2016

    Es gibt Gründe.
    Eine neue Straßenführung ?
    Die alte war gebaut wie ein Deich ?
    Flurbereinigung ?
    Früher waren die einzelnen, viel kleineren Felder in der Höhe gestuft.
    Jetzt ist es eine riesen Fläche ohne Feldgehölze dazwischen.
    Überhalb der Ortschaft der neue Sportplatz/Tennisplatz ?
    Bestehende Geländeformen, oft Jahrhunderte alt, wurden wegplaniert.
    Wenn man genauer nachschaut findet man sicher Indizien,
    unabhängig davon, wie beschissen es jetzt den Leuten geht.
    Meisten sind es ja dann die Ärmeren, die in den gefährlichen Gebieten wohnen.
    Das Geld wohnt oberhalb im Neubaugebiet.

  • Provinzei 30. Mai 2016

    Ach ja, und dann noch der vermaledeite Biogas Mais.
    Versiegelt 1A die Ackeroberfläche.
    Da versickert nix mehr.

  • annton 30. Mai 2016

    Scheiße.

  • Christel 30. Mai 2016

    Ja hier ging auch Landunter gestern abend… dabei hat es uns nicht so schlimm erwischt, wie die Nachbarortschaften…. sch….
    Liebe Grüße
    Christel

  • waswegmuss 30. Mai 2016

    Wir hatten das im Kahlgrund auch mal in der Art. Heere Worte, Versprechungen. Versicherungen, die nicht zahlten und unbürokratische Soforthilfen die in der Bürokratie versumpften.
    Damals gingen einige kleine Läden, besser Existenzen um.

  • Jaelle Katz 30. Mai 2016

    Tja. Ganz wird sich so etwas wohl nie verhindern lassen. Früher gab es ebenso Unwetter, Überschwemmungen und andere Heimsuchungen. Heute denken wir, wenn wir den Normregen berechnen und die Kanalrohre danach dimensionieren können, haben wir alles im Griff. Welch ein Irrtum.

  • Madame Graphisme 31. Mai 2016

    Wir waren bis kurz vor dem Unwetter am Samstag im Felsenmeer. Als die schwarze Wand von Westen heranfuhr, stiegen wir nach unten, gingen dann noch in Bensheim gemütlich ein Eis essen und als die ersten Tropfen fielen, waren wir schon fast wieder auf der Autobahn nach Hause.
    Als uns die Sintflut auf Höhe Hemsbach erwischte, meinte meine liebreizende Begleitung: “Hm. Ich hätte die Balkontür zumachen sollen”. Woraufhin ich sagte “Ach, bis Heidelberg ist wieder schönes Wetter, da war bestimmt nichts!”
    Tja. “Nichts” traf es dann doch nicht. Aber im Vergleich zum Odenwald war es wirklich nur ein wenig Sprühregen …

  • Aqually 31. Mai 2016

    Ja, ein Scheißgefühl … und es wird wiederkommen. Leider.

  • Provinzei 31. Mai 2016

    Ahhhlso………
    Braunsbach, ein jahrhunderte alter Name.
    Woher der wohl kommt ?
    Brauner Bach ? Braun vom Dreck, vom Geröll ?
    Manchmal, nur manchmal.
    Diesen Bach hat man dann sinnigerweise “verdolt”.
    Also einen Flaschenhals gebaut.
    Diese Verdolung war dann ruck zuck mit Geröll und Schwemmholz voll, dann ist das Wasser eben eine Etage höher durch den Ort.
    Dann muss es noch weiter oben eine Aufstauung von alten Bäumen und Geröll gegeben haben, was dann schlagartig geborsten ist, sonst hätte es nicht solch eine Flutwelle gegeben.
    Vielleicht durch irgend ein Bauwerk, das den Gewalten im Weg stand.
    Jetzt ist man schlauer, klar, das ist billig.
    Aber es waren mit Sicherheit Manipulationen in einer gewachsenen Landschaft.

  • Provinzei 31. Mai 2016

    Ich spreche aus Erfahrung. Bei uns ( Unterhausen/Lichtenstein ) hat ein Starkregen mal auf der Alphochfläche frisch geschnittenes Gras am Eingang einer kleinen Schlucht zu einem Damm zusammen geschoben, es bildete sich ein richtiger kleiner See, und der Damm musste dann natürlich irgend wann nachgeben.
    Klar, wenn er aus Gras war.
    Die dann zu Tal fließende Flutwelle hat dann einigen Schaden angerichtet.
    Hätte es dieses Aufstauen nicht gegeben, es wäre vielleicht der eine oder andere Keller voll gelaufen, es hätte aber nie diese nachhaltigen Zerstörungen gegeben.

  • Ingrid 31. Mai 2016

    Eindrucksvolle Bilder, so aktuell, so traurig. Es tut mir sehr Leid für die Menschen, die betroffen sind. Wie eine Meteorologin gestern sagte: Das dürfte es in Zukunft öfter geben: ein Tief, das sich festhakt und Kilometer hohe Wolken aufbaut, die dann plötzlich alles ausschütten.
    Dazu kommen noch die von einigen oben genannten Faktoren wie Versiegelung etc.
    Ich befürchte, es kann jeden treffen.

  • Provinzei 31. Mai 2016

    Weiter geht’s………
    Wie sieht es eigentlich mit diesem Geröll aus, daß man da auf den Bildern sehen kann ??
    Braunsbach liegt in einer sog. Triaslandschaft, ergo Muschelkalk und Dolomit, Jura und so….
    Diese Schutthalden auf den Bildern von Braunsbach sehen teilweise so nach anderem Gestein aus. Ich kenne meine Welt, das ist kein Kalk, der da in den Strassen rumliegt. Der hat eine andere Farbe und bricht anders. 100 %
    Was wurde da zusammengeschwemmt und dann das Tal abwärts geschickt ?
    Aushub von S21 ????

  • Provinzei 31. Mai 2016

    Aha, denen hat es 2 Brücken zusammengerissen.
    Alles klar.
    Also Stau an der Brücke, Stämme, Zeug, Heu, und mit einem Schlag gibt der ganze Scheiß nach.
    Und zwar bei einer ordentlichen Stauhöhe.
    Ach du Scheiße !!
    Und von da kommt auch das ganze Fremdgestein/Geröll.

  • tikerscherk 31. Mai 2016

    Auweia, das sieht schlimm aus. An Berlin ist es mal wieder vorbei gerauscht, das Unwetter. Und bei Euch werden die Feuerwehrleute nicht einmal bezahlt…
    Ich drück die Daumen, dass die Schäden schnell beseitigt sind und dann Ruhe ist.

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