Regen. Wind und Kälte. Vorsichtig muß man einen Schritt vor den anderen setzen, um nicht ins Rutschen zu kommen, hier auf den matschigen Waldwegen. Immer steil bergab. In weiter Ferne, irgendwo bei Kirchzell, läuten die Kirchenglocken und rufen zum Gottesdienst. Alle anderen Geräusche verschluckt der Regen. Keine Menschenseele weit und breit.

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Die Gegend ist ideal für einen spannenden Ausflug zwischen den Jahren. Bloß gutes Schuhwerk brauchen Sie.

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Plötzlich steht man mittendrin in einem Stück Deutscher Geschichte.  An einem Abhang, hoch über den Wipfeln, mit weitem Blick ins Land, mitten im Odenwald.

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Die Burg Wildenberg. Gebaut irgendwann um 1200. Nur noch eine Ruine, aber trotzdem eine der besterhaltenen stauferzeitlichen Burgen in Süddeutschland.

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Wer ein bißchen Fantasie hat und ein bißchen Zeit, dem erzählen die alten Steine allerhand von der wildbewegten Geschichte der Wildenburg. Davon, wie fleißige Steinmetze die Burg Quader um Quader errichteten und in den Steinen ihre Zeichen hinterließen. Davon, wie hier mitten im Odenwälder Urwald vor hunderten von Jahren Protz und Prunk zuhause waren. Davon, wie die Burg immer wieder den Besitzer wechselte und davon, wie schließlich im Mai 1525 ein Haufen Bauernkrieger im Auftrag von Götz von Berlichingen die Festung niederbrannte.

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Wer ein bißchen Fantasie hat, und ein bißchen Zeit, der trifft hier oben all die Männer und Frauen, die einst auf der Burg gelebt haben. Sieht sie oben auf dem Turm nach Feinden ausschauen, sieht sie in der Kapelle sitzen, im Kellergewölbe Fleisch und Wein holen. Sieht, wie sie an kalten und regnerischen Tagen wie diesem im Palais versammelt sind und sich vom gigantischen Kamin wärmen lassen.

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Der sieht vielleicht auch den Dichter und Minnesänger Wolfram von Eschenbach, der hier auf der Burg seinen Parzival geschrieben haben soll, zumindest Teile davon, nachts beim Schein einer Kerze und tagsüber mit Blick übers Land.

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Wer ein bißchen Fantasie hat, und ein bißchen Zeit, der kann hier schon ein Weilchen zubringen, mitten in diesem steinernen Stück Geschichte.

Der kann dann weiter bergab gehen, auf einem der vielen Wanderwege, die irgendwann wieder nach Kirchzell oder Preunschen oder Amorbach führen.

Und dabei langsam, ganz langsam, auftauchen aus der Vergangenheit.

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P.S.: Die Wildenburg mitten in der Grünen Wüste hat es 2001 sogar bis auf die Kinoleinwände geschafft. In einem Film u.a. mit Martina Gedeck, Ulrich Noethen, Corinna Harfouch und Heino Ferch.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

17 Kommentare zu “Die wilde Burg.”

  1. In der grünen Wüste, mitten in der Odenwaldhölle, aber immer einen Besuch wert… ;-)
    Wenn wir nicht erst vor vier Wochen dort gewesen wären, könnte man nochmal drüber nachdenken.
    P.S. sehr schicke Fotos!

  2. Ich les´ hier öfter aber heute muss es mal raus,- Deine Seite gefällt mir und der heutige Beitrag bewirkt ein angenehmes frösteln.

    Manchmal geh ich gerne bei so einem Wetter in den Wäldern wandern.

    Danke …

    1. Das freut mich, danke. Und im Odenwald MUSS man zwischen Oktober und April bei solchem Wetter in die Wälder – ansonsten käme man gar nicht mehr raus….

  3. Die Burg Wildenberg :)

    „Gralsburg des Odenwald“ – für die habe ich auch noch einen blogpost reserviert, die Bilder sind schon fertig ;)

    Von Preunschen ist sie ja sehr leicht zu erreichen und ich finde sie absolut „malerisch“ – Deine Bilder drücken dies aus :)

    Lieben Gruß und eine schöne Woche
    Björn :)

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