Wenn Sie nicht gerade in einem Hochrisikogebiet Urlaub machen (und davon gibts ja immer mehr, ähem), sondern daheim im schönen Odenwald, dann hätte ich da was für Sie. Also, falls Sie gerne wandern, dann gehen Sie in diesem Fall am besten irgendwo im Großraum Höpfingen-Hardheim ins Unterholz. Ja, ich verlinke Ihnen unten noch drei Touren, immer mit der Ruhe.

Jedenfalls haben Sie nach einem kleinen Spaziergang oder einer größeren Runde dann natürlich Kaffeedurst und Lust auf irgendwas Süßes, und auf nettes Ambiente, und dann fangen die Probleme an. Sie wollen ja nicht gleich in ein Wirtshaus oder in ein feines Restaurant, sondern einfach in ein kleines schnuckeliges Café.

Jahahahaaaa, ich sagte es ja, da fangen die Probleme an. Ok, es gibt da oben bestimmt eine Bäckerei mit angeschlossenem Café, und Tankstellen gibts auch, die sogar am Wochenende auf haben, aber das alles ist ein bißchen mühsam und besonders das Tankstellen-Ambiente nicht gerade das, was Sie suchen. Nehme ich jetzt mal so an.

Langer Rede kurzer Sinn, ich war heute nach einer kleinen Wanderung bei halbwegs erträglichen Temperaturen im Hardheimer Bahnhof 1910, und ich muß mich ernsthaft fragen, warum dieses Café noch nicht längst Kult ist.

Volle Pulle Sechziger. Auf sowas steht Bernadette Balles, die den Bahnhof 1910 bewohnt und betreibt. Der ist nicht nur Café, sondern auch (Achtung) Event-location und Atelier und Lädchen, alles zusammen. Und ich stehe ja auf so Frauen wie Bernadette Balles. Die hat als gelernte Kinderkrankenschwester irgendwann aus der Arbeitslosigkeit heraus beschlossen, Modistin zu werden. 38 Jahre alt war sie da und alleinerziehende Mutter. Mit Hüten hatte sie bis dahin nicht viel am Hut, haha, Wortspiel. Aber gleich den besten Ausbildungsbetrieb in der Region gefunden.

Und jetzt ist sie seit Jahren selbständig. Die Hardheimer haben mich schon immer für ein bißchen verrückt gehalten, sagt sie und lacht. Umso mehr, als ich dann auch noch den alten Bahnhof meiner Heimatstadt gekauft habe. Und dass ich mit Hüten meine Kinder durchbringen wollte, nee, geht gar nicht. Und dann lacht sie wieder. Ich habe jetzt ein komplett anderes Leben als früher. Alles richtig gemacht.

Hinter der Corona-Plastikfolientheke.

Ich habe da jedenfalls heute nachmittag die beste Linzertorte meines Lebens gegessen, und wenn ich nicht so grauenhaft preußisch-diszipliniert und vernünftig wäre, hätte ich noch Nussecke und Granatsplitter hinterhergeschoben, aber sowas von. Das Café war leer, aber der große Garten umso voller, mit Auswärtigen und Zugezogenen, da sitzt man mit Blick auf die Rückfront des alten Bahnhofs, und da lässt es sich vermutlich auch gut feiern. Das alles hat einen großen Charme, den ich hier in der Region bei Cafés ansonsten fast immer überall manchmal vermisse.

Atelierhund Frida

Na, das ist ja mal ein echter Werbe-Beitrag geworden. Hab ich nicht mal bezahlt bekommen, ich schicke Sie da aus echter Überzeugung hin. Um aber dem regional-pädagogischen Anspruch dieses Blogs gerecht zu werden, verlinke ich Ihnen hier noch ein paar Touren-Ideen in der Ecke Hardheim-Höpfingen. Dann können Sie vorher ein bißchen wandern. Oder Sie wandern einfach direkt zum Café, ohne Naturerlebnis vorher. Das Café ist so gesehen Erlebnis genug.

Sie können zum Beispiel in Höpfingen den großartigen Flugplatzwanderweg gehen, der dauert ungefähr zwei Stunden, und hinterher haben Sie einen Gang durch die Weltkriegsgeschichte gemacht und viel Spannendes gelernt. (Klick!) Hier geht es zu einem uralten Blogbeitrag dazu.

Sie können aber auch in Hardheim mal auf dem (Klick!) Mühlenweg laufen. Nach einem Mittagessen in der Wohlfahrtsmühle, und dann zum Kaffee zur famosen Frau Balles.

Auch in Hardheim, aber bitte nicht bei allzu hohen Temperaturen: Die (Klick!) Wachholderheiden zwischen Hardheim und Bretzingen. Da oben ist es wunderschön, aber tropisch heiß, also Obacht.

Ach, machen Sie doch, was Sie wollen. So, wie die Frau Balles mit ihren Hüten, dem Bahnhof und dem Café. Imponiert mir ja immer, sowas.

Und (Klick!) hier können Sie nochmal die Öffnungszeiten vom Bahnhof inklusive alles nachlesen, die sind ein wenig eigenwillig.

5 Kommentare zu “Ausflugstipp”

  1. Toller Beitrag.
    Ja, das hat was, das Bauland. ;-)
    Und über’m Neckar, in der anderen Ecke unseres schönen Landkreises, in Aglasterhausen, da gibt’s auch ein sehr schönes Café: Das „Alltagsglück“, mit super leckeren, selbstgebackenen Kuchen.

    1. Das mit Bauland sagen Sie aber nicht so laut, um Himmels Willen! Hardheim im fränkischen Odenwald, so heisst das offiziell. Und Aglasterhausen merke ich mir, danke!

  2. Ich sag das schon. ?
    Ist ja Grenzgebiet, also sowohl als auch. Und der Bahnhof 1910 ist noch „sowohl“, also Bauländer, wie ich. ?

  3. Irre – das hört sich nach einem Ziel an;-)

    Wir haben uns u.a. in Amorbach nach Gl.1 verlaufen und in´s Erbacher Elfenbeinmuseum.

    Aber diese Kneipe hat einen ähnlichen Kultfaktor wie manche Rasthöfe mit dem typischem US-Flair der Interstates und Highways.

  4. Toller Tipp, das Café, da gehen wir hin und hoffentlich haben Sie nicht zu viele Leutchen animiert. Vor ein paar Wochen waren wir bei Hitze auf der Wacholderheide, das war schon anstrengend. Leidet haben wir das Café nicht gekannt und wollten in Mudau ind Leo’s, war leider zu voll. Also heim. Aglasterhausen ist ok, aber Weis in Mülben ist viel besser. Ich freue mich schon auf den nächsten Tipp.

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