In der Mittagspause ganz spontan der Kirche aufs Dach gestiegen. Ins Dach. Was soll man sonst auch machen, in den Weiten Badisch-Sibiriens, in der einen Stunde zwischen Zwölf und Zwei. Liegt ja also nahe. Die architektierende Freundin machts möglich.
Der zweistöckige Dachboden der Kirche in Bödigheim diente einst als Getreidespeicher. Unten theologisches Schwarzbrot, oben gelbes Korn, so ist das manchmal bei den Evangelischen. Und die Sache mit dem Getreidespeicher offenbar nicht unüblich. Mir wars neu.
Den Bauherren seinerzeit, 1650 oder so, war offenbar neu, daß man bestimmte statische Fragen berücksichtigen muß, wenn man hoch über den Köpfen der Gottesdienstbesucher tonnenweise Korn lagern will. Oder so. Jedenfalls drohte der Dachboden in die Knie zu gehen, obwohl schon lange nichts mehr lagert. Wäre ja blöd gewesen. Sie sollte‘ irgendwann mal komme‘, die Kirche stürzt ein, habe der Pfarrer mehrfach in aller Seelenruhe angedeutet, heißt es. Die Freundin hats gerichtet, und der Zimmermann hat einen ganzen halben Wald hier oben neu verbaut, sagt er.
Mittagspause mal anders. Und wieder was gelernt.
Gefällt mir, sowas.
P.S. an die Fotofreaks: Nein, das Rauschen in den Bildern kommt nicht vom Heiligen Geist. Eher von der iso-Zahl. Wer auf einem stockefinstren evangelischen Dachboden – und nur unterstützt von einer fahrig hin- und herbewegten Funzel – aus der Hand Fotos knipsen will, der muß die iso-Zahl schon auf 18.375 hochziehen. Kennt man ja.
Im Übrigen: Sindse froh und dankbar, daß ich Ihnen nicht schon wieder Schneebilder präsentiere, hätte ich auch noch genug zu knipsen. Also, bitte.
Das wär doch mal was, der Segen in Form einer Berieselung durch Getreidekörner. Unkompliziert, innovativ…
Und irgendwie biblisch wärs auch noch.
Toll! Ich mag ja solche Orte. Und Zimmermänner, die behutsam mit alten Dachstühlen umgehen.
Denk ich mir. ;-)