Manchmal fahre ich mittags zur Flurkapelle zwischen Buchen und Seckach. Zu Sammlung und Frischluftgebet, sozusagen.

Geradeaus und dann links.
Geradeaus und dann links.

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Weil mir der Platz da oben gut gefällt. Und weil eine Freundin die Flurkapelle mit-geplant hat. Und weil es eine hübsche Geschichte drumherum zu erzählen gibt.

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Ja, hierzulande werden tatsächlich noch Flurkapellen geplant, gebaut und genutzt. Volksfrömmigkeit, Sie wissen schon. Der zuständige evangelische Pfarrer wollte etwas Außergewöhnliches, seit er mal in Berlin (ausgerechnet) eine Kapelle gesehen hatte, die aus Getränkekästen zusammengesetzt war, wenn ich das richtig verstanden habe. Das aber wiederum haben die Evangelischen und die Katholischen hier dann eher nicht verstanden, und auch nicht gewollt, und so einigte man sich auf eine außergewöhnliche HolzKapelle.

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Entworfen und gebaut haben die kleine ökumenische Flurkapelle amerikanische Architekturstudenten vom Illinois Institute for Technology in Chicago. Die verstehen zwar jede Menge von der Theorie, haben aber angeblich – wie alle amerikanischen Architekturstudenten – keine Ahnung von der Praxis auf dem Bau. Planen deswegen munter Gebäude am Computer, die kein Menschen je bauen kann. Haben noch nie einen Hammer in der Hand gehabt und wissen auch nur theoretisch, wie das mit der Statik ist. Undsoweiter. Da kam als erste Übung in der Praxis die Flurkapelle grade recht.

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Die jungen Amis rückten an, von Chicago direkt auf nach Bödigheim, bestaunten das gespendete Baumaterial, schauten auf die Pläne und die Landschaft und machten sich mit ihrem Prof ans Werk. Übernachteten in einem nahen Jugendheim, aßen tonnenweise Schnitzel und Maultaschen und Nudeln, die die Dorfbewohner wochenlang rauf zur Baustelle schleppten. Schraubten, hämmerten und fluchten, lernten deutsche Schimpfwörter und badische Mundart, feierten abends mit den Bödigheimern und den Seckachern und den Großeichholzheimern in Wohnzimmern und Gemeindehäusern.

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Die Amis sind inzwischen wieder in Chicago, und die Bödigheimer Kapelle ist angekommen im Gemeindeleben. Wird genutzt, besonders im Sommer, für Gottesdienste im Grünen, hoch über den Dörfern gelegen. Als Rastplatz für Wanderer, als Andachtsraum für jeden. Manchmal pinnt einer heimlich ein katholisches Heiligenbildchen an die hölzerne Wand, das ein Evangelischer dann heimlich wieder abnimmt.

Wir sind hier schließlich ökumenisch. 

 

 

3 Kommentare zu “Mittagspausenfrömmigkeit.”

  1. Wenn das so friedlich abgeht, hat sich ja was getan. In den Fünfzigern hat man sich noch geprügelt, etwa so wie heute die Fußballanhänger verschiedener Vereine.-
    Ja, diese Frömmigkeit erschüttert mich immer wieder aufs Neue. Für mich so gar nicht nachvollziehbar. Aber der Vater war auch immer wieder in solche Aktionen involviert und hat mit gebaut und gebrasselt…
    Eine gute Woche!
    Astrid

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