Ganz still war und ist es an Heiligabend und zu Weihnachten, keine Familienfeiern, keine Gäste, keine Einladungen, kein Streß, ich mag das sehr. In der Küche blubbert zufrieden der Kühlschrank, im Wohnzimmer knistert und knastert das Feuer im Kamin, sonst ist nicht viel zu hören im Haus. Ab und zu seufzt ein Hund, oder die Katze miaut im Traum, vielleicht ist das dieser vielzitierte tiefe Frieden. Es fühlt sich jedenfalls so an. Kann ja auch mal nicht schaden, so zwischendurch.
Vor dem Haus der Kanal rumpelt und gluckert monoton, seit Tagen tut er das ununterbrochen, und ebenso ununterbrochen fällt Wasser vom Himmel, wie wehende Vorhänge wallt der Regen übers Land, angetrieben von zornigen Windböen. Ich stelle mir die traditionellen Familienzusammenkünfte an den Feiertagen vor, wie man sich vorher intern abgesprochen hat Wenn Onkel Erwin wieder angeschickert laut wird, gehen wir einfach mal ein Stündchen spazieren!, daraus wird nun nix. Zumindest ist niemand da draußen unterwegs, die Familien sitzen beieinander im Trocknen, auf Gedeih und Verderb, aber vielleicht ja auch im allerschönsten besinnlichen Einvernehmen.
Ich gehe auf Gedeih und Verderb zweimal täglich mit den Hunden raus; es gibt Tierhalter, die berichten, dass ihre Hunde sich bei derlei Wetter weigern, auch nur einen einzigen Fuß vor der Tür zu setzen, dieses Privileg genießen wir hier leider nicht. Frau Lieselotte springt in jede noch so tiefe Pfütze, Frollein Leni buddelt im zähen Matsch nach Mäusen, bis sie in gefährliche Nähe des äußeren Erdkerns vordringt, und Frau Dr. Margot Wichtig kombiniert diese beiden Disziplinen, als gelte es, einen olympischen Dreckferkel-Wettbewerb zu gewinnen.
Am Ende sind wir alle durchgepustet, glücklich, nass und dreckig, der Wascheständer im Keller hängt übervoll mit Geschirren, Leinen, Jacken, Mänteln, Mützen, Socken, die in diesem Leben wohl nicht mehr trocken werden.
Die Hühner werden vermutlich auch vor dem Frühjahr nicht mehr trocken, sie tragen es mit Fassung und einer gewissen Grazie, und sie fangen pünktlich zur Sonnenwende wieder mit dem Eierlegen an.
Du wirst Dir noch einen Pips holen, pflegte die Mutter früher zu sagen, wenn ich Gefahr lief, mich zu erkälten, ich habe keine Ahnung, wieso man in dieser Familie zu einer Erkältung Pips sagt, denn inzwischen weiß ich, dass der Pips eine Hühnerkrankheit ist, und was für eine scheußliche!, das können Sie (Klick!) hier bei Bedarf noch genauer nachlesen. Falls Sie an den Feiertagen nichts Besseres zu tun haben.
Ich habe weder Erkältung noch Pips, dafür Gallensteine in rauen Mengen, die mussten neulich mal wieder geplant raus – und ich dementsprechend ins Krankenhaus im kleinen Städtchen. Das war schön. Soweit man so einen Krankenhausaufenthalt überhaupt schön nennen kann, aber ich habe einmal mehr sehr dankbar zur Kenntnis genommen, welche Vorzüge ein kleines Krankenhaus in einem kleinen Städtchen hat. Das war alles ausgesprochen nett und fürsorglich. Muß man ja auch mal sagen.
Ansonsten verbringe ich diese Tage mit Mark Twain auf dem Sofa, auf den Bummel durch Europa bin ich eher zufällig gestoßen, dabei handelt er genau genommen nicht von ganz Europa, sondern insbesondere von Frankfurt und Mannheim, Heidelberg, Neckarsteinach, Hirschhorn und Bad Wimpfen, also alles sehr vertraut. Und sehr vergnüglich, ich kann das nur empfehlen. Ich hatte ihn auch im Krankenhaus dabei und habe mehrfach laut gelacht, vermutlich halten die mich jetzt alle für leicht behämmert da. Taten die vielleicht ja aber ohnehin auch vorher schon, wer weiß.
Naja, Sie wissen schon.
Eine wunderschöne kleine Abendlektüre mit,wie immer,sehr schönen Fotos. Man kann nur zustimmen: Es istin Krankenhaus in einem kleinen Städtchen auf jeden Fall netter als im Universitätsklinikum.Sind wir froh,dass es die kleinen Kliniken noch gibt.
Zum einen: Was die Vorzüge der Kranken-/Kliniversorgung im NOK betrifft, kann ich nur zustimmen.
Zum anderen: Wen am Ende des 2. Weihnachtsfeiertages der Blues überfällt, dem empfehle ich das Betrachten der wunderbaren Hühner-Bilder! (An dieser Stelle stünde andernorts jetzt ein smiley.)
Sturmtief Zoltan haben wir leider vielerorts erlebt, definitiv Weihnachten, die ganz schön triefend vor Nass waren. Aber nun sind sie überstanden, die stürmischen Zeiten – bis zum nächsten Mal! Jedes Mal bin ich ganz gebannt, ob das Dach auch hält.
Auf trockene Hühner, Hunde und Füße – und dichte Dächer!
Diese armen nassen Hühner!
So ein Krankenhaus haben wir auch, klein, nett, überschaubar. Oder besser : hatten wir. Es wird gerade abgewickelt. Das ist sehr sehr traurig. Auf dem Land wird alles ausgedünnt.
Nach der Lektüre von Mark Twain kommt sicher demnächst die Reportage über eine Floßfahrt auf dem Neckar, oder? Fortbewegung per Gletscher ist im Odenwald ja leider schwierig. Und die Neckaresel sind vermutlich alle längst verschrottet.