Beim Abendessen verfallen wir in hektisches Nachdenken und Planen und Skizzieren, die Vogelgrippe rückt räumlich immer näher, und mit ihr die Aufstallungsplicht. Es scheint, als sei es nur eine Frage der Zeit, bis die Hühner nicht mehr unter freiem Himmel herumspringen dürfen, wir müssen uns also irgendwas ausdenken. Ein paar Wochen – vielleicht Monate – im kleinen Bauwagen-Stall, das verbietet sich von selber, wir planen und messen, verwerfen, denken neu. Mein erster Impuls Alle schlachten! kommt bei dem Gatten nicht gut an, also muß ein irgendwie geartetes überdachtes Gehege her. Wer keine Sorgen hat, der macht sich welche. Und wir tun einfach stundenlang so, als seien das die wichtigsten Sorgen der Welt, anders ist die Welt im Moment ja mal wieder kaum auszuhalten.
Auch Petrus tut im Odenwald so, als sei nix gewesen, als gäbe es kein Unglück, keine Kümmernisse, keine Katastrophen auf der Welt, er lässt den ganzen Tag die Sonne scheinen, bei krachender Kälte und klarer Luft. Herrlich ist das, ich stapfe mit den Hunden in jeder der wenigen freien Minuten durch den Wald und über die Felder und kann mich gar nicht sattsehen am Licht, an den Farben. Nur manchmal frage ich mich, womit wir das eigentlich verdient haben, diese Idylle, die Ruhe, die Unversehrtheit.
Nach dem Tod der uralten Berliner Tante gibt es eine vielköpfige Erben- und Zweckgemeinschaft, die zwangsläufig ständig miteinander kommunizieren muß, einmal quer über den Erdball. Es wird diskutiert und gehandelt, manchmal geknausert, oft gerechnet, jaja, neinein, muss-das-sein? und wo-können-wir-was-sparen?, das ist alles aufwändig und mitunter etwas nervig, läuft aber in friedlichen und guten Bahnen, und dieser Tage gab es die einstimmige und spontan umgesetzte Idee, auch aus dem Nachlass eine etwas größere Summe über private Kanäle ins Erdbebengebiet zu schicken, wider erwarten ohne jede Diskussion, und vielleicht liebe ich diese Familie dann doch ein bißchen. Wenn Sie auch noch irgendwo ein paar Euro übrighaben, ich habe auch hier und hier gespendet, da zählt ja jeder noch so kleine Beitrag. Ansonsten versuche ich krampfhaft, das Thema Katastrophen von mir fernzuhalten, aus Gründen der psychischen Gesundheit.
Einmal mehr darf ich an einem Podcast der Freien Universität Berlin mitwirken, ich leihe den Geschichten rund um (nicht nur) NS-Raubgut meine Stimme, das ist ein ausgesprochen spannendes Thema, und wenn Sie das verfolgen möchten, empfehle ich Ihnen schon mal (Klick!) Folge Eins des Podcasts. Dieser Tage hatten wir dazu mal wieder eine Zoom-Konferenz-Schaltung, die Podcast-Macher und ich, es schalteten sich Menschen aus Berlin, Haifa in Israel und Balsbach im Odenwald zusammen, und immer wieder denke ich staunend, was die moderne Technik heute alles möglich macht. Und womit sich Menschen befassen, leidenschaftlich, intensiv, empathisch, während die Welt um sie herum in Scherben fällt. Von wegen Kleiner Hoffnungsschimmer undsoweiter, Naja, Sie wissen schon.
Minus Zwölf Grad zeigt das Thermometer nachts im Odenwald, und am Morgen auf dem Weg zum Bäcker kommt mir ein Schüler entgegen, ein lässiger Teenager, der sich mit klammen Händen an einem Pappbecher festhält, Kaffee oder heiße Schokolade, kleine dampfende Wölkchen steigen aus dem Becher auf. Obenrum trägt der junge Herr einen Anorak, untenrum eine kurze Sporthose, an den Füßen weiße Turnschuhe und dazwischen nackte weiße Beine. Ist das auch der kleine Hoffnungsschimmer Richtung Frühling, Richtung Sommer, oder schlichtweg Realitätsverweigerung? Wer weiß das schon.
Jeder Hoffnungsschimmer ist willkommen. Ach je, natürlich, die Hühner, die Vogelgrippe, wah! Und schon hat eine Nachricht wieder viele Gesichter, über denen Kämme wippen.
Die Vogelgrippe kam uns hier im Bergischen Land vor ein paar Wochen auch bedrohlich nah… unser Dorf war gerade so außerhalb der Überwachungszone. Für den Fall der Fälle, dass wir aufstallen müssen, haben wir zum Glück damals direkt eine an den Stall angeschlossene Voliere gebaut. Die hat sich nach mittlerweile 3 Jahren wirklich bewährt… ist auch praktisch, wenn bei Einbruch der Dunkelheit niemand zu Hause ist, da sperre ich die Huhnis vorher in die Voliere und weiß sie in Sicherheit.
Falls du mal spinxen magst, wie wir sie gebaut haben: https://vom-landleben.de/huehner/huehnergarten-huehnerstall/
Liebe Grüße und hab ein schönes Wochenende!
Anne
Vielen Dank für den podcast zum Thema „Geraubte Bücher in der Zeit des Nationalsozialismus“ – habe ihn mit großem Interesse und Gewinn gehört.
Schöne Grüße, Gabriela
Oh, es gibt wieder einen interessanten Podcast zu hören! Da bedanke ich mich …
Erst vor kurzem habe ich im Fernsehen eine sehr berührende Spurensuche zum Thema geraubter Bücher durch die Nazis gesehen. Karina Urbach, eine vielseitig tätige Historikern, begibt sich darin auf die Spuren ihrer Großmutter, einer leidenschaftlichen und einst äußerst erfindungsreichen und bekannten Köchin, Alice Urbach, die ein hochgeachtetes Kochbuch im Jahr 1935 veröffentlicht hatte: „So kocht man in Wien! Ein Koch- und Haushaltungsbuch der gut bürgerlichen Küche“, die Nazis arisierten dieses Werk und veröffentlichten es unter dem Namen Rudolf Roesch.
Im Laufe ihrer Recherchen trat die Historikern auch an den Verlag heran und es war haarsträubend, welche Ausreden ihr da zunächst entgegenschallten. Typischer Umgang mit einer nicht aufgeräumten Vergangenheit eines Unternehmens, das muss ich leider festhalten …
Mögen manche befürchtete Katastrophen erst gar nicht ausbrechen!
Herzliche Grüße aus dem Nachbarlande,
C Stern
Meine 16jährige Tochter hat auch so einen eingebauten Ofen im Körper. Ich habe Unterhemd unterm dicken Pullover und Strumpfhose unter der Jeans, dicken Anorak und Schal an. Die Tochter nur Hoodie, Sweatjacke und Jeans mit Löchern an den Knien an, darunter eine Netzstrumpfhose mit großen Löchern die nichts wärmt. Sie war nur im November 2 Wochen krank (RS-Virus) und ich seit November schon dreimal mit verschiedenen Infekten.